Er

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Es ist schauerlich, an Toren zu rütteln, die verschlossen sind; noch schauerlicher aber, wenn sie nur aus dünnem Seelenstoff, ja, wenn sie nur aus den kühlen, harten Blicken einer Seele bestehen, die dich nicht in sich eindringen lassen will.

-Christian. Morgenstern

~ Raphael

Der Raum ist Dunkel und schlicht gehalten. Es gibt ein Kamin, aber dieser ist aus. Ebenso kann man ein Portrait erkennen. Zwischen den Schwarzen Vorhängen scheint das Mondlicht auf Ihm. Dem Mann hinter dem Pult. Dem Mann, der auf dem Portrait in Ritterrüstung auf einem weißen Schimmel zu erkennen ist.

Weißblondes Haar bis zu den Schultern, eine große lange Narbe die seine rechte Wange ziert - auf dem Bild hinter ihm fehlt diese- und Augen schwarz wie die Nacht. Ein Ritterrüstung, wie die auf dem Portrait, trägt er natürlich nicht mehr, aber einen schwarze Anzug, welcher perfekt sitzt.

Mit den Fingern trommelt er auf den Tisch. Ich weiß nicht wie er heißt, noch kenne ich sein Alter. Er ist ein Werwolf, doch ich habe noch nie einen Werwolf mit einer solchen Macht und Ausstrahlung getroffen. „Warum bist du hier?" Die Stimme ist Leise und der Blick, den er mir zuwirft trieft nur so vor Arroganz.

Ich straffe meine Schultern und räuspere mich. Ich bin kein ängstlicher oder schwacher Wolf, bei weitem nicht. Es gibt genug Wölfe denen mein Name alleine Angst einjagt, doch dieser Mann löst selbst bei mir eine mulmiges Gefühl im Magen aus und genau deshalb hab ich mich ihm Angeschlossen. Er möchte Gillian Stürzen und der König der Wölfe werden und ich traue ihm, ohne mit der Wimper zu zucken zu, dies zu schaffen. „Die Mission ist gescheitert. Wir haben nicht aus Gillian herausbekommen." Stille. Er hebt seine Augenbrauen. „Nicht mal mit seiner Mate als Druckmittel." Ich kratze mir kurz meinen Bart. „Die ist uns entkommen."

„Entkommen?" Seine Finger haben aufgehört auf der Tischblatte zu trommeln.

„Sie hat sich mit meiner Partnerin in Luft aufgelöst."

„In Luft aufgelöst?" Er schmunzelt leicht.

„Ja." Er fängt wieder an mit dem Fingern auf der Tischblatte zu Trommeln. „Dann ist sie vermutlich mit ihr im Reich der Toten." Seine Stimme ist bei dieser Aussage absolut Monoton und es kling eher so, als würde er mit sich selbst reden.

„Ich Reich der Toten? Sie sind also tot?" Er winkt ab. „Nein, die kommen schon wieder ins Reich der Lebenden zurück. Dennoch frage ich mich was du dann hier machst, wenn das das einzige ist, was du mir berichten kannst." Langsam erhebt er sich von seinem Stuhl. „Mir wurde zugetragen, das du ein gefürchteter, skrupelloser Werwolf wärst." Er lacht verächtlich und läuft um den Tisch herum auf mich zu. „Du wirkst für mich aber eher wie ein Schoßhündchen." Ich balle meine Hände zu Fäusten. Was denkt der sich. Dir werde ich zeigen was für ein ‚Schoßhündchen' ich bin. Ich will gerade meine Faust in sein Gesicht Rammen, als mich eine eisige Kälte durchströmt und mein kompletter Körper erstarrt. „Ich würde dir nicht empfehlen mich herauszufordern. Das würdest du nicht überleben." Er spricht leise, doch mit jedem seiner Worte überkommt mich die Angst. Die blanke Panik. Ich kann nicht greifen woher sie kommt, doch eines ist Gewiss. Es liegt an diesem Mann!

Die Königin der Wölfe (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt