Epilog

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Meistens belehrt erst der Verlust uns über den Wert der Dinge.
-Arthur Schopenhauer

Es sind Mittlerweile vier Monate vergangen, seit ich Gillian von den Toten zurück geholt habe und unsere Mate Verbindung gelöscht wurde. Er lebt und es geht ihm Gut. Sein Rudel jagt Raphael. Sie denken, dass Raphael für den Einbruch verantwortlich war und wissen, dass er versucht hat Gillian zu ermorden. Ich hoffe sie bekommen in bald zu fassen!

Allerdings werde ich wohl nur aus der Ferne beobachten, ob sie es schaffen. Gillians Nähe tut mir weh, weshalb ich mich von seinem Rudel distanziere. Es ist komisch. Auf einer Art und Weiße kennen sie mich, und wissen auch, dass ich kurz ein Teil ihres Rudels war, aber auf der andern Seite, wissen sie nicht wirklich, weshalb ich überhaupt Teil ihres Rudels war. Der Stein der Weisen ist mit Caspian verschwunden und sie versuchen ihn wieder zu bekommen, allerdings glaube ich nicht, dass sie es schaffen werden. Ich weiß nicht weshalb ich dem so pessimistisch entgegen sehe, aber ich tu es.


Chis hat mittlerweile einen Weg gefunden mich von seiner Markierung zu befreien, wie es aussah, musste er die Bisswunde durch seine eigene Gedankenkraft verschwinden lassen. Es hat ein Paar Anläufe gebraucht, aber dann hat er es geschafft. Ich bin nun von seinem Mal befreit.


Annmary hat mir Vorgeschlagen zusammen in eine WG zu ziehen. Sie meint ein Tapetenwechsel und Ablenkung täten mir gut und seien genau dass, was ich jetzt brauche. Denn jeden Tag wache ich morgens auf und habe das Gefühl nicht komplett zu sein, als würde etwas wichtiges fehlen und nie mehr wieder zurück kehren. Vermutlich sind das die Nebenwirkungen des verschwundenen Mate Bandes zwischen Gillian und mir. In den letzten vier Monaten wurde mir erst bewusst, warum Gillian zu Beginn so besitzergreifend war, als er mich gefunden hatte. Er hatte das Band sofort gespürt und mit ihm war das Gefühl von Komplett sein in sein Bewusstsein gekrochen. Mit mir war er komplett. Das Gegenteil von dem, wie ich mich jetzt fühle.

„Es Bedeutet, aber auch, dass er sich nicht daran erinnern wird, das du je seine Mate warst. Keine wird sich daran erinnern, nur die, die den Tot mit sich tragen. Er wird eine neue Seelenverwandte finden. Sie wird vielleicht just in dem Moment Geboren, in dem wir ihn wieder in das Reich der Lebenden zurück bringen oder sie wird erst in 100 Jahren geboren. Du hingegen wirst sehr lange nicht mehr Lieben können. Es wird dich zerreißen und du wirst das Gefühl haben nicht ganz zu sein. Es ist, als würde ein Teil von dir hier bleiben und ich weiß nicht, ob du jemals wieder das Gefühl haben wirst wieder ganz zu sein." Das waren Max Worte gewesen.

Wie ein Mantra wiederhole ich sie immer und immer wieder. Er lebt. Hätte ich dieses Opfer nicht gebracht, wäre er jetzt tot. Ich klappe mein Buch zu. Mein Plan, durch Lernen auf andere Gedanken zu kommen hat nicht geklappt. Die Bibliothek war voll. Was einfach daran liegt, dass momentan Prüfungen sind. Leise packe ich meine Sachen zusammen und lege die Bücher auf einen Wagen, damit sie wieder aufgeräumt werden. Ich verlasse die Bibliothek und mache mich auf dem Heimweg.

Es ist ein Sonniger Tag. Nicht so warm das man schwitzt, aber dennoch Warm. Ich entscheide mich, die Sonne ein bisschen zu genießen und lasse mich auf eine Wiese, in der Nähe der Uni unter einen Baum Fallen. Ich schließe kurz meine Augen um das Vogel Gezwitscher auf mich wirken zu lassen. Es ist friedlich. In meiner Nähe reden zwei Mädchen über das Lernpensum, dass sie bewältigen müssen. Ich lächle. Dieses Semester habe ich so gut wie keine Klausuren. Dafür aber sehr viele Schriftliche Ausarbeitungen.

Ein räuspern in meiner unmittelbaren Nähe reist mich aus meinen Gedanken. Ich öffne wiederwillig meine Augen. Vor mir Steht ein Mann. Ich erkenne ihn sofort. Er ist groß, hat Weißblondes Haar, das mittlerweile allerdings nicht mehr Schulterlang ist sondern kurzgeschnitten wurde. Diesmal trägt er keinen Frack, sondern ein blaues Kapuzen Sweatshirt und eine ziemlich ausgewaschene und zerrissene Jeans. Er würde als ein Attraktiver normaler Junger Mann, Mitte zwanzig, durch gehen, wenn ich nicht wüsste, dass er diese schon seit mehreren Hundert Jahren überschritten hat. Seine Dunklen, fast schwarzen Augen sind auf mich gerichtet. Hass strömt mir durch den Körper. Wegen ihm, musste ich mein Mate Band opfern. Wegen ihm fühle ich mich so unvollständig. Ehe ich etwas zu ihm sagen kann geht er vor mir in die Hocke und fragt: „Möchtest du das Band zu Gillian wieder herstellen?" Ich blinzle. Jeglicher Hass verpufft und weicht Misstrauen. „Woher weißt du, dass das Band je existiert hat." Er lächelt traurig. „Die den Tod in sich tragen, können sich an so manches erinnern, was andere Vergessen." Antwortet er lediglich. Ich nehme das mal so hin. Er ist für mich sowiso ein ungelöstes Rätsel.

„Wärst du nicht gewesen.." Er unterbricht mich. „Ich habe ihm nicht den Dolch in das Herz gerammt. Ich wollte niemanden verletzen. Glaube mir. Den Tod zu verbreiten ist schon seit Jahren kein Wunsch mehr von mir. Aber um zurück zu meiner Frage zu kommen: Möchtest du das Band zu Gillian wieder herstellen? Es gibt einen Weg dies zu gewährleisten und ich bin bereit dir zu Helfen." Ich schaue ihn aus Zusammengekniffenen Augen an. „Wieso sollte ich dir Glauben? Und was hättest du davon?" Er schmunzelt, dann macht er es sich mir gegenüber bequem.

„Es gibt eine besondere Hexenart. Sie heißt Mondhexe. Alle Hundert Jahre wird eine dieser Art geboren und sie kann ein Mate-Band wiederherstellen. Das bedeutet, wenn du sie findest, verlierst du dieses Gefühl der Einsamkeit, das dich seit jenem Tag verfolgt und Glaube mir, dieses Gefühl wird niemals weg gehen."Ich wiederhole meine Frage: „Wieso sollte ich dir Glauben? Und was hättest du davon?"Er nickt. „Ich suche schon sehr lange nach ihr aber ein Zauber sorgt dafür, dass ich sie nicht finde. Wenn du sie also gefunden hast und mit ihr dein Mate Band wiederhergestellt hast, möchte ich dass du sie zu mir Bringst."

„Wieso sollte ich sie zu dir bringen, wenn ich sie gefunden habe? Ich mein, du hast mir die Information gegeben und es gibt somit keinen Grund mich auf einen Deal mit dir einzulassen." Er lacht. „Sie zu suchen ist wie eine Nadel im Heu Haufen zu suchen. Du brauchst mehr hinweise, die kann ich dir beschaffen."

„Warum willst du sie finden?" frage ich und rechne gar nicht mit einer Antwort, doch er überrascht mich mit einer Antwort, die mich sprachlos macht. „Sie ist meine Mate."

Es dauert eine Weile bis ich dazu etwas sagen kann. „Woher weiß ich, das du mich nicht anlügst? Was ist wenn sie das Band nicht wiederherstellen kann?" Jetzt kramt er etwas aus seiner Tasche heraus. Es ist ein Altes in Leder gebundenes Buch. Er blättert darin herum, bis er die Seite gefunden hat, die er gesucht hat und hält sie mir vor die Nase. Ich lese den Text mehrere Male durch.

„Haben wir einen Deal?" fragt er und reicht mir seine rechte Hand. Ich kann wieder die Mate von Gillian sein. Die leere wird verschwinden. Ich kann wieder Glücklich sein. Diese Gedanken Jagen mir durch den Kopf. „Deal!" sage ich und schlage ein.

Die Königin der Wölfe (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt