Tea Time

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Bei einem Festmahl sollte man mit Verstand essen, aber nicht zu gut, und sich aber nicht mit zu viel Verstand unterhalten.
-William Somerset Maugham

Wir sitzen in demselben Raum, in dem ich vor nicht allzu langer Zeit meinen Ersten „Banshee Kurs" mit Annmary und Madame Chevallier verbracht habe. Das Kaminfeuer ist entzündet und in einem Sessel schräg gegenüber von mir sitzt der Mann mit dem Weißblonden Haar. Er hat sich mir als Caspian vorgestellt. Die Machtvolle Aura hatte mich im ersten Moment, als wir alleine in dem Zimmer saßen fast erdrückt. Komischerweise muss er das gespürt haben, da er sich bei mir dafür entschuldigte und kurz danach war das Gefühl weg. Ich spürte immer noch seine Aura von Macht aber nur noch sehr schwach. „Ich habe nicht die Absicht dir etwas zu tun." Hatte er begonnen, kaum war uns von einer Fremden Wölfin. Tee Tassen und eine Kanne voller Früchtetee serviert worden. Die Wölfin hatte kurze braune Haare, war Kurvig und nicht viel größer als ich. Sie brachte Caspian einen unglaubliche Ehrerbietung gegenüber. Fast so, als hielt sie ihn für eine Gottheit. Mit einem Wink seiner Hand, verschwand die Wölfin kaum hatte sie ihrer Aufgabe erfüllt. „Du möchtest aber meinen Mate etwas tun." Stellte ich trocken fest. „Nein, das möchte ich nicht. Allerdings ist er in dem Besitz von etwas, dass ich brauche."

„Den Stein der Weisen." Schlussfolgere ich. Caspian nickt. „Ja, der Stein der Weisen."

„Werwölfe können ihn doch gar nicht einsetzen. Was bringt dir dieser Stein überhaupt?" frage ich ernsthaft interessiert.  „Das lass mal meine Sorge sein." Und mit diesen Worten nippte er an seinem Tee. „Was ist mit Annmary passiert?" „Sie schläft. Ich werde den Zauber von ihr und allen anderen in diesem Schloss nehmen, sobald uns Gillian erzählt hat , wo er den Stein versteckt hält. Talaith du musst wissen. Ich bin weder daran interessiert ihn zu stürzen, noch sein Rudel auszulöschen, noch dich zu töten oder irgendetwas in die Richtung. Ich möchte nur den Stein und dann werde ich gehen."

Mein Gehirn war noch bei den part. 'ich werde den Zauber von ihr und allen anderen in diesem Schloss nehmen' „Du kannst Zaubern? Ich wusste gar nicht, dass Werwölfe zaubern können."

„Das können sie auch nicht." Ich wartete, da ich annahm, dass er sein gesagtes näher erläutern würde, aber das tat er nicht. Nach einer Weile des Schweigens zwischen uns ergreift Caspian wieder das Wort. „Falls ich etwas tun muss, dass dir schadet, um an den Stein zu kommen, so möchte ich mich ehrlich bei dir Entschuldigen. Dir zu schaden, entspricht nicht meinen Interesse, einfach weil ich früher oder später auf deine Hilfe angewiesen sein werde. Dennoch ist meine oberste Priorität den Stein zu bekommen."

„Mein Hilfe" wiederhole ich. Wobei sollte ich ihm helfen? Er winkt das Thema ab. „Wenn die Zeit dafür gekommen ist, werde ich dich informieren."Es klopft an der Tür. Die Frau von vorhin betritt den Raum. „Gillian ist bereit zu Kooperieren." Informiert sie uns. Caspian klatscht ein die Hände. „Das war nur eine Frage der Zeit." Dann steht er auf und reicht mir seine Hand. „Dann wollen wir Gillian nicht warten lassen, er freut sich bestimmt die zu sehen." Zögernd ergreife ich seine Hand und lass mir von ihm aufhelfen.


Wir betreten den Besprechungsraum. Ich schaue mich sofort suchend nach Gillian um und werde sofort fündig. Er sitzt auf einen Stuhl. Ist geknebelt und gefesselt. An manchen Stellen hat er blaue Flecken oder aufgeplatzte wunden. „Gillian!" Entfährt es mir leise. Er sieht schrecklich aus. Wie lange haben sie bereits auf ihn eingeschlagen? Ich möchte auf ihn zu rennen und ihn berühren, werde aber dann von Caspian zurück gehalten. „Der Stein?" Fragt dieser nun und bleibt einige Meter von ihm Stehen. Mich hält er am Arm fest. Meine Augen finden Gillians. Er mustert mich und wirkt erleichtert als er mich unversehrt vorfindet. „Antworte!" ertönt es hinter Gillian und mit einem Mal schlägt er mitten in Gillians Gesicht. Ich erstarre. Erst jetzt fallen mir die andern im Raum auf. Es müssten so um die 30 Wölfe sein. Teilweise in ihrer Wolfgestalt und teilweise in ihrer Menschlichen Gestalt. In einer Ecke im Raum liegen schlafende Wölfe, von Gillians Rudel. Ich kann auch Annmary und Madame  Chevallier unter ihnen ausmachen.  Liam ist der einzige von ihnen der noch bei Bewusstsein ist. Allerdings achten drei Wölfe genau auf ihn und die Frau hält immer noch ihre Waffe auf ihn gerichtet. „Was passiert wenn ich dir Sage wo er ist?" Fragt Gillian. Seine Stimme ist Heißer. Es tut mir weh ihn so zu sehen. Ich will nur noch zu ihm, doch Caspians starker griff hält mich Fest. „Dann werde ich gehen, dich nie mehr wieder belästigen und dein Rudel wacht wieder aus ihrem Dornröschenschlaf auf." Erklärt ihm Caspian sachlich.

Der Werwolf, der Gillian geschlagen hat schaut Caspian kurz fragend an. Als würde ihm seine Aussage nicht ganz passen. Ich erkenne den Wolf. Es hat kurz gedauert aber jetzt erkenne ich ihn. Er gehört zu der Frau die mich entführen wollte. Ich hatte seine Stimme vorhin an der Tür erkannt.

„Also Gillian. Wo ist der Stein?" wiederholt Caspian seine Frage.

„Scher dich zum Teufel!" Antwortet Gillian und spuckt auf den Boden. Für diese Aussage fängt er einen erneuten Faustschlag in sein Gesicht von dem Wolf ein, der mich entführen wollte. „Raphael. Immer sachte. Bewusstlos nützt er uns nichts." Informiert ihn Caspian ruhig. So als wolle er einem Kleinkind erklären, das man Bitte und Danke sagt. Im nächsten Moment packt er mich von hinten und drückt meinen Rücken an seine Brust. Dann spüre ich etwas spitzes und kaltes an meiner Kehle.

„Ich wiederhole meine Frage gerne noch einmal Gillian und diesmal möchte ich ein Antwort auf meine Frage ansonsten darfst du deiner Mate beim Sterben zu sehen." Gillians Augen werden groß und Angst spiegelt sich in seinem Gesicht wieder. „Wo ist der Stein?"

Wie war das noch einmal mit: er möchte mich nicht töten?!

„Im Keller." Flüstert Gillian. „Caspian bitte, tu ihr nichts." „Raphael mach ihn los. Er soll mich zu ihm führen." Raphael zögert kurz. Als würde er abwägen, was passieren würde, wenn er Caspians Befehl ignorieren würde. „Raphael." Die Art wie Capsian seinen Namen ausspricht lässt mich Zittern. Er ist kein Normaler Werwolf. Er ist etwas anders etwas mächtigeres. Raphael macht Gillian los, allerdings bindet er seine Hände an den rücken zusammen. Dieser steht quälend langsam vom Stuhl auf, als würde ihn jede Bewegung schmerzen. Dem war vermutlich auch so. Sein Oberteil hat Risse und Blut rinnt von seinen Oberarm herunter. Dann läuft er auf Caspian und mich zu. „Folgt mir" murmelt er zähneknirschend. Er weiß, das Caspian momentan am längeren Hebel sitzt. Caspian folgt ihm mit mir. Er hält mir immer noch die Klinge an den Hals.

Wir betreten nach endlosen Treppen den Keller. Ein Tresor , welches sich kaum von der Steinwand abhebt erlangt Gillians Aufmerksamkeit. „Ich kann den Code nicht eingeben." Sagt Gillian und Bewegt zur Unterstützung seine auf den Rücken gefesselten Arme. Raphael, Stellt sich vor das Tresor. „Ich tipp es schon ein." Gillian gibt ihm widerwillig die Zahlenkombi. Dann öffnet sich die Tresortüre.. Caspian lässt mich in dem Moment los, als er den Stein Erblickt, schiebt sich an mir vorbei und holt ihn aus dem Tresor. Er betrachtet ihn wie einen Schatz.

Dann geht alles ganz schnell. Raphael schnappt sich das Messer, das Caspian noch in der andern Hand hält und Sticht mit voller Wucht zu. Sein Opfer ist nicht Caspian, sondern Gillian. Das Messer landet direkt in seinem Herzen. Es dauert einen Moment bis ich begreife was gerade Passiert ist. Das Messer war aus reinem Silber und es steckte in Gillians Herz. Ich erkannte, wie Gillian seinen letzten Atemzug tätigte und dann entweicht mir der lauteste Schrei, den ich jemals zustande Gebracht habe.

Gillian ist tot.

Die Königin der Wölfe (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt