Die Stille

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Die Stille stellt keine Fragen, aber sie kann uns auf alles eine Antwort geben.
Ernst Ferstel


Liam hat uns gebeten zu warten, während er nachschauen möchte was los ist. Vor dem Rudelhaus ist alles still, was laut Liam nichts zu bedeuten hat. Das ist jetzt schon über eine halbe Stunde her. „Ihm muss etwas passiert sein, sonst wäre er schon wieder da." Stelle ich fest. Annmary nickt. „Wir sollten nachschauen was da los ist." Ich stimme Annmary zu und gemeinsam laufen wir auf das Rudelhaus zu.

Es ist unglaublich Still. Viel zu still. Um die Uhrzeit lungern die meisten noch im Garten herum und genießen die letzten Sonnenstrahlen. „Wir können ja schlecht durch die Vordertür rein platzen, wer weiß was dort drinnen auf uns lauert." Meint Annmary sachlich und deutet auf den Garten. „lass uns die Gartentüre benutzen, die ist meistens offen." Ich nicke und wir bewegen uns in Richtung Garten. „Was denkst du erwartet uns dort drinnen?" Annmary zuckte mit den Schultern. „Ich denke mal nicht, dass es eine Überraschungsparty ist."

Die Gartentüre ist wie Annmary schon annahm, offen. Da es sich um eine Glastür handelt, erkennen wir, dass auf der anderen Seite der Türe niemand steht. Leise öffnen wir diese und betreten das Rudelhaus. Auch hier herrscht Stille. Wir schauen uns gerade im Vorraum um, als mir eine Gestalt auffällt, die am Boden liegt. Es ist Melissa! Ich bücke mich zu ihr. Sie lebt. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich. „Melissa?" Flüstere ich und schüttle sie. „Melissa!" „Sie ist vermutlich in einen Schlafzauber gehüllt." Stellt Annmary fest, als sie sich Melissa näher betrachtet. „Am besten, wir lassen sie erstmal hier liegen und schauen nach den anderen. Dann können wir ja immer noch zu ihr zurück kehren." Ich nicke und lass von Melissa ab.

Wir wollten uns gerade entscheiden wie wir weiter vor gehen, als ich langsame Schritte auf dem Parkettboden höre. Schell ducken wir uns hinter einem Sofa. Kein wirklich gutes versteck, aber besser als nichts. Ich spähe hinter dem Sofa hervor, um zu erkennen um wen es sich handelt. Es ist Liam. Kurz durchströmt mich die Erleichterung, bis ich erkenne, dass er nicht alleine ist. Hinter ihm läuft eine Frau. Ich erkenne sie sofort. Es ist die Frau, die mich versucht hat zu entführen. Sie hält ihm eine Waffe an den Kopf. Was macht die hier und auch noch unbewacht und woher hat sie eine Waffe? Sie biegen nach links ab, in Richtung des Besprechungsraumes. Wir Folgen ihr unauffällig. Immer mal wieder liegen auf den Boden Wölfe, die genauso bewusstlos sind wie Melissa. Wie haben sie es geschafft, so viele Wölfe in einen Schlaf zu wiegen? Zumindest erklärt das die ungewöhnliche Stille. Abgesehen von den vereinzelten schlafenden Wölfen sind die Flure komplett leer. Ich sehe die Frau gemeinsam mit Liam das Besprechungszimmer betreten und laufe ihnen,  nachdem ich mich versichert habe, das hier draußen niemand ist, hinterher. Annmary ist dicht hinter mir. „Was denkst du wollen sie von Liam?" Wispert diese mir zu. Ich zucke mit den Schultern. „Denkst du, da drinnen sind die Anderen? Oder Denkst du eher sie lassen ihn auch ein einen Zauberschlaf verfallen?" Annmary wiegt ihren Kopf hin und her. „Könnte sein." Antwortet sie mir leise. Dann drücke ich mein Ohr an die Tür, des Besprechungsraumes.

„War er alleine?" Höre ich eine fremde Männliche Stimme Fragen. „Ja." Kommt es von der Frau. „Setz ihn zu den andern und pass auf, das sie keine faxen machen." Die andere Stimme kommt mir auch bekannt vor. Ich weiß nur nicht mehr woher. „Wo ist der Stein Gillian?" Kommt es wieder von der Männlichen Stimme. Ich drücke mein Ohr fester an die Türe, doch ich verstehe seine Antwort nicht, allerdings höre ich kurz danach einen Schlag und ein gedämpftes Aufstöhnen. „Wir können das so den lieben langen Tag machen, bis du mir sagst wo du den Stein versteckt hast!" Jetzt weiß ich, woher ich die Stimme kenne. Das war der Mann, der mich entführen wollte. Was geht hinter dieser Türe von statten. Wie haben sie es geschafft in das Rudelhaus zu gelangen und wie viele Feindliche Wölfe befinden sich hier?

„Sie an, sie an. Wen haben wir denn hier?" Erschrocken wirble ich herum und blicke in das Gesicht eines Mannes, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Er ist groß, Muskulös und hat bis zu den Schultern langes Weißblondes Haar. Er trägt einen Frack und sieht im allgemeinen aus wie ein junger Adeliger, der sich auf den Weg zu einer Gala machen wollte. Er ist ein Werwolf. Das spüre ich und die Aura die er versprüht ist unglaublich mächtig. Es fröstelt mich mit einem Male. Seine braunen, fast schwarzen, Augen Mustern erst mich und dann Annmary. Er lächelt. „Banshees." Stellt er dann fest. „Es ist lange her, seit ich mal mit einer zusammengearbeitet habe. Ich glaube das letzte Mal ist schon 100 Jahre her." „Wie kann es schon 100 Jahre her sein? Sie sehen nicht älter aus als 25." Frage ich perplex. „Du bist noch nicht lange in der Branche, oder?" fragt er mich dann Interessiert. „Werwölfe können bis zu 800 Jahre werden und altern dementsprechend wenig." Kommt die Erklärung Prompt von Annmary, die ihren Blick dabei nicht von dem Mann vor uns abwendet. „Ab dem 18. Lebensjahr verlangsamt sich der Alterungsprozess auf ein Minimum." Führt sie weiter aus. Der Mann nickt. „Wie wäre es, wenn wir es uns in dem Salon dort hinten" -er deutet wage in die Richtung, in der sich die kleine Bibliothek befindet- „gemütlich machen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken?"

Das Schoss hat drei Bibliotheken. Eine ganz große, die sich über zwei Stockwerke ausbreitet und zwei gemütliche Leseräume in denen die komplette Wand des Zimmers meist aus Bücherschränken besteht und gemütliche Sessel so wie ein Kamin eine gemütliche Atmosphäre beim lesen verbreiten sollen. In einen der beiden Räume, hatte ich mit Annmary meinen ersten „Banshee Kurs" gehabt. Wenn ich richtig liege, meint er diesen Raum. „Ich denke nicht, das wir mit Ihnen gemeinsam einen Tee trinken wollen." Kommt es von Annmary. Er schaut Annmary einen kurzen Augenblick an. „Nein, mit dir brauche ich auch keinen Tee zu trinken." Sagt er dann, als würde er über das Wetter reden. „Deine Anwesenheit ist nerv tötend" führt er weiter aus und im nächsten Moment kippt Annmary neben mir um bleibt bewusstlos auf den Boden liegen.

Mir Einfährt ein Schrei. „Sie ist nur bewusstlos." Kommt es von dem Mann vor mir und im Selben Moment öffnet sich die Türe hinter mir. „Sir. Ist alles in Ordnung?" Höre ich jemanden hinter mir fragen.„Alles bestens. Aber könntest du sie bitte zu den anderen bringen?" dabei deutet er auf die am Boden liegende Annmary. „Und Teile Gillian mit, das ich mit seiner Mate einen Tee trinken werde. Vielleicht lockert es seine Zunge." Im nächsten Moment packt mich ein Fester griff um den Arm und zieht mich weg von der Tür und somit auch weg von Annmary, die von einem Fremden Mann in den Besprechungsraum getragen wird.

Die Königin der Wölfe (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt