Tee trinken mit dem Tod

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Die beste Methode, das Leben angenehm zu verbringen, ist, guten Kaffee zu trinken. Und wenn man keinen haben kann, so soll man versuchen, so heiter und gelassen zu sein, als hätte man guten Kaffee getrunken.

Jonathan Swift


Nach einer halben Ewigkeit erreichen wir ein kleine Haus. Es ist zwar auch alles düster und Nebelschwaden wabern um das Haus herum, allerdings fühl ich sofort eine wohlige Wärme durch meinen Körper strömen. Das Haus steht auf einer kleinen Erhebung und vor der Holztür hat jemand versucht eine kleines Beet anzulegen, nur ist das was dort entstehen sollte, bereits ausgetrocknet. Der Umhang-Typ öffnet die Haustür. Abgesperrt hat er also nicht, schlussfolgere ich. Der Boden knarzt als ich eintrete. Neugierig schaue ich mich um. In der Ecke ist ein Kamin. Er ist an und das Feuer Tanzt darin. Nichts ist schöner als die Wärme eines Kamines in der Kalten Jahreszeit.  Erst jetzt merke ich wie kalt mir auf den ganzen Weg über war. Ich trete näher an den Kamin heran und strecke meine Hände nach der wohligen Wärme aus. Der Unbekannte legt die Werwölfin auf ein Sofa und wirft eine Patchwork Decke über sie, dann schließt der die Tür. „Möchtest du Tee oder eher Kaffee?" Fragt er mich.

„Tee bitte."

Der Kerl wirft seinen schwarzen Umhang über einen Kleiderständer und steuert auf eine Kleine Küche zu, dann beginnt er in den Schubladen zu kruschen. Er ist schlank, nicht gerade der größte aber auch nicht klein. Sein dunkles Haar ist verstrubbelt mit seinen türkisen Augen visiert er mich.  „Also Talaith, was ist passiert bevor du hier gelandet bist?" Fragt er ohne seinen Blick von mir  zu wenden.

Ich nicke in die Richtung der schlafender Frau. „Sie hat versucht mich zu entführen."

„Du hattest Angst." Das ist keine Frage sondern eine Feststellung.

Ich nicke. „Weißt du warum sie dich entführen wollte?"

„Ich vermute sie wollte meinen Mate mit mir erpressen."

„Mate? Du bist die Geliebte eines Werwolfs?" Der Kerl lächelt.

„Geliebte würde ich das jetzt nicht nennen. Wie heißt du überhaupt?"

„Ich habe viele Namen. Wie würdest du mich nennen?"

Ich stutze. Viele Namen? Alles klar.

„Du siehst aus wie ein..." Ich überlege kurz. Thomas? Damian? Alex? Fabian? Florian? „...Max?"

Der Kerl überlegt kurz, dann nickt er. „Max."

Heißt er wirklich so, oder hat er das jetzt einfach so beschlossen?

„Setzt dich ruhig schon mal, der Tee ist gleich fertig." Ich lasse mich auf einer Bank, in der Nähe des Kamins fallen. Es ist gemütlich hier. Ein absoluter Kontrast zu der Landschaft draußen. Neben dem Sofa, auf dem die Werwölfin liegt, stapeln sich die Bücher. Ein Gemälde mit einer Vase hängt an der Wand und der Geruch von Tee strömt mir in die Nase. Kurze Zeit später setzt sich Max mit zwei Tassen zu mir. „Früchtetee." Gibt er mir Auskunft, nachdem ich ihm einen fragenden Blick zu werfe. „Also, nachdem du Angst hattest von dieser Frau entführt zu werden, bist du hier gelandet?" Ich nicke. „Genau."

„Typische Reaktion für eine Banshee Portal das ihre Kräfte noch nicht im Zaun hat." Er überlegt kurz. „Vermutlich hast du keine Ahnung wie du hier wieder weg kommst oder?"

„Nicht wirklich."

Max nickt. „Hab ich mir schon gedacht." Er kratzt sich an seinem drei-Tage-Bart. „In einer Stunde muss ich wieder ins Reich der Lebenden, da kann ich dich mitnehmen." Reich der Lebenden... „Max, was genau heißt ‚Fast reich der Toden'?" 

Max nimmt einen großen Schluck aus seiner Tee Tasse. „Hier ist der Übergang ins Reich der Toten."

„Und das heißt?"

„Hier sammeln sich die, deren Zeit abgelaufen ist und noch nicht genau wissen wohin sie wollen." Ich schaue ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Was bist du?" Jetzt rührt er langsam in seinem Tee herum. „Ich bin der, der sie abholt." Ein Bild manifestiert sich. Schwarzer Umhang mit einer Kapuze die tief in das Gesicht gezogen wurde. Die Gestalt hält eine Sense in der Hand. Der Sensenmann oder auch der Tod.

Ich starre ihn mit offenen Mund an. „Du bist der Tod?" Die Fassungslosigkeit ist deutlich aus meiner Frage herauszuhören. Max hält meinen Blick stand. „Der Tod, das klingt immer so schrecklich. Aber ja, ich bin ‚der Tod' nur renn ich nicht mit einer Sense herum, wie du vielleicht schon bemerkt hast."
Nur weil er mit keiner herumrennt, heißt das nicht das hier keine Sense zu finden ist.

Die Königin der Wölfe (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt