12. Alltag?

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Es hat die gesamte Woche gedauert, bis ich mich an die Flügel gewöhnt hatte. Kontrollieren konnte ich sie allerdings immer noch nicht. Ab und zu zuckten sie unkontrolliert herum und schmerzten. Gegen Sonntag legten sich diese Beschwerden, und ich musste am Montag wieder in die Schule. Der Rektor hatte mir einen Anhänger gegeben, mit dem meine Flügel für gewöhnliche Menschen nicht sichtbar waren. Die Schule war also kein Problem, bis darauf, dass es die Schule war.

Montagmorgens Mathe zu haben sollte gesetzlich verboten werden und mit der Todesstrafe geahndet werden. Während der Lehrer seinen Scheiß über die dritte Ableitung und ihre Funktion in der Mathematik laberte, merkte ich etwas. Bei jedem einzelnen merkte ich etwas. Beim Lehrer, bei meinen Mitschülern. Alle hatten einen schwachen, fast nicht erkennbaren, pulsierenden Kranz um sich. Jeder in einer anderen Farbe, manche identisch, manche komplett unterschiedlich. Es war faszinierend. Allerdings schien ich den Lehrer ein wenig zu interessiert angesehen zu haben, da er mich aufforderte die Gleichung an der Tafel zu lösen.

Auch im Verlauf des Tages wurde es nicht besser. Es war einfach nur stinklangweilig. Kein Spion des Lichts, der mich durch die Gegend warf und versuchte mich umzubringen. Nichts. Es war, als ob ich… wieder normal war. Nichts wies darauf hin, dass mir jemals das Blut und das Leben genommen wurden. Die einzige, die in meinem Leben besonders war, war Isa. In den Pausen war sie jetzt immer bei mir. Wir lachten und diskutierten und hatten einfach eine schöne Zeit. Ich bemerkte immer wieder, wie Lana sich unauffällig hinter einem Baum versteckte und mich beobachtete. In der letzten Pause legte ich einfach noch einen drauf und legte einen Arm um ihre Schultern, und ich konnte das Keuchen von Lana buchstäblich hören. Lächelnd ging ich wieder in die Klasse für den Englischunterricht.

Im Unterricht hatte unsere Lehrerin, Frau Oberkirchen, eine verdammt coole Überraschung, eine Klassenfahrt nach Irland. Nach einiger Zeit hatten wir alles organisiert, und ich merkte wie die seltsamen Kränze die Farbe änderten und heller wurden. Sehr merkwürdig. Jemand meldete sich. „Wird nur unsere Klasse nach Irland fahren?“. Es war Lana. „Leider haben nur wir die Genehmigung für Irland bekommen. Die anderen Klassen dieser Stufe werden in andere Länder reisen. Und wie gesagt, es wird ein 5-Tage-Trip sein.“ Isa würde also nicht mitkommen. Schade.

In drei Tage würden wir losfahren, also musste ich packen. 

Der Tod in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt