10. Der etwas einseitige Pakt mit Satan, äh... Hades

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Der Herr der Unterwelt schüttelte meine Hand. Irgendwie war das ja schon komisch, aber trotzdem hatte ich massig Respekt vor ihm. Das dürfte an meiner katholischen Erziehung liegen, die ich aber eh nie wahrgenommen hab. Ich fühlte mich dem Atheismus viel mehr verbunden. Vielleicht musste ich meine Meinung noch mal überdenken. Hades, Satan oder der Teufel, wie auch immer man ihn nennen wollte, deutete mir, Platz zu nehmen. Wir setzten uns und er verschränkte die Finger, um sein Kinn darauf zu legen. „Lass uns gleich zur Sache kommen. Meine Töchter hast du ja schon kennengelernt“, sagte er und deutete auf Debby und Isa, die hinter ihm standen. Beide hatten kurze, hautenge Lederröcke und Trägerfreie Ledertops an. Beide hatten jetzt auch kleine Teufelshörnchen und Fledermausähnliche Flügel. Isa zwinkerte mir zu und mir wurde verdammt heiß. „Also. Du bist der Neuzugang der Bruderschaft des Lebendigen Todes, der eine Sense beherrscht. Was Isa mir gesagt hat, ist, dass du Schatten und Blut als Klinge konzentrieren kannst. Ist das korrekt?“, fragte Hades. „Ja, kann ich. Aber kontrolliert geht das nicht. Die Schatten konzentrieren sich automatisch wenn ich wütend werde, und die Blutklinge… War eine Art Unfall.“, antwortete Ich. Und mir kam der Moment des Blutrausches wieder in Gedanken, und mir lief das Wasser im Mund zusammen. „Mhm…“, murmelte Hades. „Du besitzt also eine Art Absorptionskraft. Du dürftest theoretisch in der Lage sein, alles Flüssige und Arten von Energie zur Klinge zu transformieren… wärst du bereit, einen Kampf zu Analyse-Zwecken auszuführen?“ Ich wollte nicht unbedingt den Zorn der Hölle auf mich richten, also stimmte ich zu.

Ich stand einem Dämon gegenüber. Er war groß, fett und rot. Zwei lange und dicke Hörner, die verflixt spitz aussahen, prangten auf seiner Stirn. Ich griff in meinen Schatten und bekam Kamatayons Stab zu fassen. Ich zog den Stab heraus, und machte mich bereit. Hades klatschte in die Hände, und der Dämon rannte mit einem höllischem Gegröle auf mich zu. Ich nutzte Kamatayon und sprang über ihn drüber. Er war einer dieser Klischee-Gegner, fett und stark, aber nix im Kopf. Er rannte also einfach weiter in einen riesigen Felsen. Ich landete, griff mir eine Scherbe vom Boden und rannte ihm hinterher. Er lag am Boden und zappelte, um wieder auf die Beine zu kommen. Ich sprang ihm auf den Brustkorb und schnitt mit der Scherbe seine Kehle auf.

Hades applaudierte. „Bravo, bravo! Jetzt verstehe ich, wieso der Tod dich ausgewählt hat. Aber gegen einen Dämon zu gewinnen, ist keine große Herausforderung. Wie wäre es mit einem weiteren Kampf, diesmal gegen eine meiner geliebten Töchter? Isa? Willst du dein Glück gegen den Toten versuchen?“, fragte er Isa, die hinter ihm stand. Sie lächelte breit, und ich bekam Gänsehaut. Noch vor ein paar Tagen habe ich einen Kampf mit ihr vermieden, aber jetzt würde ich die Kraft der Hölle testen.

Sie nahm sich einen Dreizack und sprintete los. Instinktiv hob ich Kamatayon, und das keine Sekunde zu spät. Sie war nämlich unglaublich viel schneller als alle anderen, gegen die ich in der Zeit meines Todes gekämpft hatte. Innerhalb weniger Sekunden kreuzten sich unsere Waffen und wir standen nah bei einander. Ihre Augen hatten wieder diesen rot-goldenen Glanz in sich. Ich hatte das ungute Gefühl, dass ich im Nachteil war. Ich wollte sehen, wie ihre Reflexe waren, also täuschte ich an, das hintere Ende des Stabes zum Schlag zu benutzen. Sie schien das zu spüren und wich zur Seite aus. Als sie das tat, trat ich ihr in die Seite. Sie krümmte sich und ich trat sie um. Ich nahm den Stab Kamatayons und wollte es beenden. Isa aber lächelte und lähmte mich kurz. Sie stand auf, grinste zuckersüß, und stach mir den Dreizack in den Bauch.

Meine Sicht war gestört und verschwommen. Ich war nicht mehr gelähmt, und diesmal schleuderte sie mich durch die Luft. Ich flog, doch Kamatayon änderte meine Flugrichtung, ich landete neben dem aufgeschlitzten Dämon. Mit einer gewaltigen Anstrengung rollte ich in die Blutlache und wurde überwältigt von dem unglaublichen Gefühl. Gestärkt vom Blut stand ich auf, in einer Rüstung aus Blut und Kamatayon, die Sense übermäßig gigantisch.

Ich war mir sicher, dass ich mich noch nie so losgelöst von allem gefühlt hatte. Ich sprang und landete direkt vor ihr. Sie blinzelte einmal, und erschrak. Sie wollte zustechen, traf aber lediglich die Rüstung. Der Dreizack zersplitterte, und ich lachte Wahnsinnig. Sie versuchte wieder, mich zu lähmen, ich allerdings griff mit der Hand um ihr Gesicht. Ich drückte zu, und sie fing an zu schreien. Ich hob sie hoch und schmetterte sie immer und immer wieder in den Boden. Nach einigen Malen hob ich sie an den Haaren hoch und sah mir ihr Gesicht an. Ein hübsches Gesicht. Nicht eitel oder hochnäsig, aber es  hatte eine interessante Aura. Und ihre Augen unbeschreiblich…

Das Blut floss an mir herunter, und ich fiel auf die Knie. Isa sackte vor mir ebenfalls zusammen. Wir atmeten schwer, als Hades zu uns kam. „Ich bin begeistert, Calem. Niemand hat bisher Isa je in die Knie gezwungen, nicht mal ich selber. Deine Fähigkeiten sind beeindruckend, und durchaus genügend für meinen Plan.“ Ich nickte. Das Blut benebelte mich immer noch, nur die Hälfte drang zu mir durch. „Das Leben ist eine schreckliche Macht, viel schlimmer als der Tod oder die Hölle. Der Tod ist die endgültige Erlösung für die, die alles durchgestanden haben. Die Hölle ist die Bestrafung der Bösen, und wenn die durch sind, geben wir sie an den Tod weiter. Der Himmel wacht darüber, dass die Regeln eingehalten werden und urteilt über die Menschen und schickt sie dann weiter. Das Leben hingegen, schafft es immer wieder, Todeskandidaten wegzunehmen und sie zurück auf die Erde zu lassen. Darunter auch viele schwere Fälle für die Hölle, die auf der Erde dann immer weiter ihr Unheil treiben. Das kann ich nicht weiter dulden. Ich will dir also ein Angebot machen.“ „Eine Frage dazwischen. Warum ich? Warum nicht Isa, wenn nicht einmal der Herr der Unterwelt sie besiegen kann? Warum nicht Debby? Warum ich?“

Er sah mich an, und lachte dann. „Du gefällst mir, Junger Toter! Niemand hat mir bisher eine Frage gestellt! Du willst wissen warum du? Du bist anders. Das ist der Grund. Anders.“ Ich sah ihm in die Augen, und sah seine Ehrlichkeit. „Mein Angebot ist Folgendes. Ich überreiche dir dieses Emblem. Ich habe es im Fegefeuer geschmiedet. Mit diesem Emblem kannst du das Feuer kontrollieren. Weiterhin möchte ich, dass und Isa Partner werdet. Im Gegenzug will ich, dass du das Leben bestrafst. Nicht heute, nicht morgen. Sondern irgendwann. Wenn du die Gelegenheit dazu bekommst.“ Er hielt mir eine kleine Medaille hin, die rot leuchtete. Ich nahm das Emblem, und spürte die Wärme von ihm ausgehen. „Isa wird dir beibringen, wie du das Emblem des Feuers richtig einsetzt. Bis du es gemeistert hast, bist du in der Hölle willkommen.“ 

Der Tod in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt