1) Montage...

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Die Schule war ein großes Backsteinhaus mit hässlichem hellgrünem Dach. Was wirklich ironisch war, ist das die Fenster vergittert waren, was den Eindruck von nem Knast verstärkte. Der Schulhof war vollgestopft, drei Schulen in einem Gebäude unterzubringen ist Wahnsinn. Und Schlägereien standen auf der Tagesordnung.

So auch heute, noch vor Unterrichtsbeginn. Es waren Jan und Memet, einer meiner Freunde und der größte aller Schläger. Memets Freunde standen um die beiden herum und feuerten ihn an.

Irgendwas war heute anders. Ich wollte Jan helfen, wollte mich reinstürzen und Memet eins auf die Fresse geben. Ich stellte meinen Rucksack ab und rannte in die Menge, drängelte mich nach vorne durch und beobachtete das ganze kurz. Jan war in der Defensive, wich eher aus als anzugreifen. Und Memet war dominierend und teilte wütend aus, wahrscheinlich hatten seine Eltern ihm sein iPhone oder seine Xbox weggenommen oder so. Er holte grad zum Schlag aus, und ich stürmte los.

Etwas war definitiv anders. Vielleicht der Fakt ich innerhalb von einer Sekunde vor Memet stand und er seinen Schlag nicht mal ansatzweise aufbauen konnte, oder dass er mir genau auf die Nase schlug und nichts passierte. Ich fühlte keinen Schmerz, es gab ein Knacken, meine Nase war an mehreren Stellen gebrochen, es gab aber kein Blut.

Dann geschah erstmal gar nichts. Wirklich. Gar nichts. Auf dem Hof war Stille. Memets Faust verharrte auf meiner Nase, er sah mich verdattert an. Ich umfasste seinen Arm mit einer Hand und drehte ihn um. Er brach sofort, und Memet schrie auf vor Schmerzen. Dann kam der Rektor, ein alter Mann der wirklich schon bessere Zeiten gehabt hatte. Die Menge stob auseinander, als er über den Hof humpelte. Er ging direkt auf mich zu.

„Was ist hier passiert?“, fragte er in seiner samtigen Stimme. Ein Flashback von meinem Traum ereilte mich. „Er hat mir den Arm gebrochen!“ heulte Memet. Jan war empört: „Und du ihm die Nase, außerdem hat er mich beschützt!“ „Genug!!!“ rief der Rektor. „Ihr drei kommt jetzt mit mir.“

Jan wurde in seiner Klasse abgesetzt, und wir verabredeten uns für die Pause. Als nächstes brachten wir Memet im Krankenzimmer unter und gingen dann weiter. Ich hätte nie vermutet dass ein Kerl wie er so viel Tränen hat. Ich lachte in mich hinein und nahm mir fest vor das jemandem zu erzählen.

Der letzte Stopp war das Büro des Rektors. Wir gingen rein und setzten uns. Ich erwartete eine Strafpredigt, aber er lächelte nur.

„Zeig mir bitte deinen rechten Arm.“, befahl er. Ich tat es. Der Rektor strich über die Narbe, und mein Gesicht rückte sich zurecht, meine gebrochene Nase war wieder heil.

„Woher wussten Sie…“ begann ich, doch er unterbrach mich. „Folge mir“, und er drückte den kleinen Globus auf seinem Schreibtisch herunter. Dieser hob sich und enthüllte eine Wendeltreppe. Der Rektor deutete sie herunter und ich stand auf, um dem Mann aus meinem Alptraum zu folgen.

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Der Tod in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt