Ich versteckte mich hinter einer Betonwand. Ich hatte mindestens sechs Verfolger, wenn nicht noch mehr. Fünf der Gestalten in grau hatte ich bereits ausgeschaltet, und meine Unvorsichtigkeit war der Grund, warum ich aufgeflogen bin. Nachdem ich einen Blick riskierte, sah ich dass sie jetzt Feuerwaffen hatten und auf mich feuerten. Notgedrungen griff ich in meine Jackentasche und zog ein Reagenzglas hinaus. Das Blut war noch warm. Es stammte von einem der Sensenträger, den ich ausgeschaltet hatte. Kamatayon empfing das Blut freudig und multiplizierte es vielfach. Die Sense war jetzt ein gigantischer Halbkreis und lechzte nach mehr. Und Ich auch. Springend breitete ich meine Flügel aus um im Sturzflug auf meine Gegner zu rasen. Mit vier Streichen der Sense waren die acht Gegner nur noch kleine Fitzel.
Die Woche war schneller rum als gedacht. Allerdings hatte das Training wirklich Wunder gewirkt. Sensenträger waren eine Elitetruppe, die aufs töten spezialisiert war, oder aufs Beschützen durch töten. Sie waren kalt, Gefühlslos und hatten kein Gewissen. Ihre Kleidung war aus einem speziellen Material das viele Angriffe, physisch wie auch magisch, abwehrte. Ganz anscheinend war ich am Ende der Woche so begabt, dass ich es mit der Elitetruppe der Elitetruppe, den Rippern, aufnehmen konnte. Der Tod würde über meinen Fortschritt bestimmt erfreut. Das Trainingslager hatte mich so sehr in Anspruch genommen, dass ich oft zu spät zu den Führungen kam und selten auch nur einen Gedanken an Isa verschwenden konnte. Erst im Flugzeug erinnerte ich mich an sie und merkte das Stechen in meinem Herzen. Ich habe noch nie jemanden so sehr vermisst wie sie. Von da an schien jede Sekunde Stunden zu dauern.
Sobald ich zu Hause war, rief ich Isa an. Mailbox. Seltsam. Also packte ich erstmal aus. Eine halbe Stunde später versuchte ich es noch einmal. Diesmal hob sie ab. „Hey, Du…“ „Ich brauch Hilfe, schnell! Schulhof…“ und die Verbindung brach ab. Reflexartig stand ich auf und sprintete los. Ohne nachzusehen riss ich das Fenster auf und flog los. Die Landschaft flog an mir vorbei und nach kurzer Zeit konnte ich ein grelles Licht auf dem Schulhof sehen. Ich erkannte den Lichtstrahl sofort und wurde wütend. Das Mädchen aus Dublin. Sie musste definitiv viel über mich wissen. Nicht einer in meiner Klasse wusste davon, geschweige denn irgendjemand anderes. Ich setzte zum Sturzflug an und griff gleichzeitig nach Kamatyon. Das Mädchen sandte einen Strahl aus Licht hinaus, doch bevor er treffen konnte wirbelte ich die Sense schnell im Kreis. Der Strahl ging an den Absender zurück und traf. Das Mädchen flog weit nach hinten und krachte direkt in die Wand des Schulgebäudes. Isa saß hinter mir. Sie war stark verletzt, ihre Kleider waren komplett zerrissen und sie atmete nur stoßartig. Der Kampf hatte also schon länger gedauert, deshalb konnte sie nicht rangehen. Jetzt aber fing sie an zu weinen und fiel mir um den Hals.
Als sie sich halbwegs beruhigt hatte, konnte ich sie dazu bringen in die Hölle züruckzukehren. Nach einem Abschiedskuss und ein Versprechen auf später ging sie dann auch. Weg war sie. Ich ging sofort zu der zertrümmerten Wand und sah mir das Mädchen an. Ich hatte den Anblick bereits erwartet. Sie hatte ihren Kiefer ausgerenkt und bis zu ihrem Bauchnabel geweitet. Skulduggerry hatte mir davon erzählt. „Das Mädchen ist eine Hexenmeisterin. Sie ernähren sich von der Energie anderer, indem sie deren Körper ganz verschlingen. Außerdem können sie diese Energie dann auch abfeuern, diese ist dann aber auch viel schneller verbraucht als sonst.“ Ich sah sie an. Wurde wütend. Trat nach ihr. Brach eine Rippe. Trat nach. Brach noch eine. Ich habe dann irgendwann aufgehört zu zählen. Nach einer Ewigkeit des Tretens legte mir jemand eine Hand auf die Schulter. Es war der Rektor. Ich höhrte mit dem Treten auf. Sah sie an. Sie lag vollkommen deformiert auf dem Boden. Ich trat weg, und ein paar Zombies brachten sie in den Keller.
Der Rektor war ein Verhör-Profi. Nach einer Stunde hatten wir ihren Namen. Sie hieß Vera und war eine Assassinen des Lebens.