19. Lana

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„Hör mir zu. Deine Familie ist nicht im Urlaub. Die Hölle hat sie und wollte sie als Geiseln benutzen, solltest du Satan nicht helfen.“ Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen. Gott, sie hätte ihm so gerne ins Gesicht geschlagen. Leider war es ihr untersagt, irgendeine Aktion zu tätigen, während sie Gottes Bodyguard war. Lana wusste nicht, ob sie sich geehrt oder gepeinigt fühlen sollte. Zum einen musste sie Beschützer für einen Allmächtigen spielen, der sich wie ein Kind verhielt, aber zum anderen hatte sie ihre Flügel zurückbekommen. Und mit denen kam ihr Heiligenschein zurück, verbunden mit den Lichtbändern die sie als Pfeile benutzen konnte.

Wieder oben im Himmel angekommen bezog sie das erste Mal seit drei Jahren ihr Zimmer. Das Bett aus Wolken war ordentlich, die Schränke waren alle leer, und ihre makellose Rüstung hing an der Wand. Sie hatte sie noch nie benutzen müssen. Mit den Fingern strich sie über die komplizierten Verzierungen auf dem Metall, und bemerkte etwas. Stirnrunzelnd fuhr sie mit dem Zeigefinger noch einmal über die Ornamente hinüber, und konnte klar Ziffern ausmachen. Ein Datum.

Der Tag ihres Todes. Der 22.2.2002.

Es war ein schöner Abend gewesen. Ihre Familie hatte gerade zu Abend gegessen, und sie war mit ihrem Zwillingsbruder spielen gegangen. Sie hatten am Tag zuvor eine neue Puppe und ein neues Plastikauto bekommen, die sie jetzt zum Spielen benutzten. Während sie ihre Fantasie auslebten, fingen die Eltern an sich immer lauter zu unterhalten. Lana und ihr Bruder scherten sich nicht darum, ihre Eltern machten das ständig. Jetzt schrien die beiden, um man hörte einen Knall. Das war bisher noch nicht passiert. Schnell liefen die beiden ins Wohnzimmer, nur um ihre Mutter auf dem Boden liegen zu sehen. Um sie herum floss eine rote Flüssigkeit, die eine große Pfütze bildete. Über der Mutter stand ihr Vater, mit einer Pistole in der Hand. Aus dem Ende der Waffe stieg Rauch auf. Der Vater sah die beiden an. Dann deutete er mit dem Ende der Waffe auf Lana. „Du siehst ihr zu ähnlich.“ Er drückte ab, und sie hörte nur noch einen Knall und das Geschrei ihres Bruders.

Als sie die Augen wieder aufmacht, war alles Weiß. Sie saß in einem Stuhl, in der Nähe einer Rezeption. Hinter der Rezeption saß eine alte Dame mit Brille. „Nächster!“, rief diese. Lana stand auf und ging zu der Dame.

„Name?“, fragte die Frau mit genervter Stimme. „Lana…“ „Todesursache?“ „Äh… Mein Papa…hat…“ „Also Mord? In Ordnung. Anzahl der Sünden… Oh. Keine Einzige, das ist erfreulich. Nimm diesen Pin und geh durch die dritte Tür in dem Gang da drüben. Viel Spaß im Himmel, Kleines.“

In dem Zimmer hinter der dritten saßen noch drei weitere Personen, ein Junge, ein alter Mann und ein Mann den Lana schon auf Bildern in der Kirche gesehen hatte.

„Hallo, Lana , mein Kind. Setz dich bitte.“, sagte Jesus. Sie setzte sich in den letzten freien Stuhl. „Ihr drei habt euer Leben ohne Sünden gelebt, und seid deswegen auserwählt, Engel zu werden. Ihr werdet ausgebildet, und wenn ihr einen guten Job macht, könnt ihr Grigori werden, die Leibwächter Gottes.“

Dann, nach langer Ausbildung, gab Gott ihr den Bogen der Palutena, Gottes einzige Geliebte. Und dann hatte sie Gott enttäuscht, als sie kleinere Engel verletzt und ausgebeutet hatte. Gott strafte sie mit 5000 Peitschenhieben und einer Bewährungszeit auf der Erde. Nie wieder wollte sie ihn enttäuschen.                                                                                                        

Der Tod in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt