„Mit der mir verliehenen Kraft meines Amtes, erkläre ich Sie nun zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen.", ertönt die tiefe Stimme des Mannes neben mir, der keine Ahnung hat, dass all das hier das größte Schauspiel seines Lebens ist.
Mein Herz knallt in einer beinahe schon unmenschlichen Geschwindigkeit gegen meinen Brustkorb und bereits zum vierten Mal in nur einer halben Stunde habe ich das Gefühl, dass dieses Korsett mir die komplette Luft abschnürt.
Ich spüre all die Blicke der mindestens fünfhundert Gäste in meiner Seite und in meinem Lebe wollte ich noch nie so sehr wegrennen.
Seit Jahren bereite ich mich psychisch auf diese verdammte Hochzeit vor und doch stehe ich hier, halte die Hände eines wildfremden Mannes, von dem ich nur den Namen weiß und bin kurz davor, in Ohnmacht zu fallen mit der Hoffnung mir beim Fall den Kopf anzuhauen, damit ich diesem ganzen Theater einfach nur entkommen kann.
Als würde mein Leben davon abhängen, starre ich die Hände meines Ehemannes an, welche aus irgendeinem Grund genau zu seinem attraktiven Gesicht passen, doch egal wie sehr ich mir einrede, dass der Mann, mit dem ich in der Zukunft eine Familie gründen werde, der hübscheste Mensch der Welt ist, wird es nicht die Tatsache ändern, dass er der Grund ist, warum ich mich von meiner Jugendliebe trennen musste.
Als ich seine Hände dabei beobachte, wie sie nach meinem langen Schleier greifen, um ihn mir aus dem Gesicht zu nehmen, schlucke ich hart, ehe ich den Kopf hebe und direkt in diese eisblauen Augen blicke, die durch die perfekt gebräunte Haut und den dunklen Haaren unglaublich gut in den Vordergrund geraten.
Seine vollen Lippen verziehen sich zu einem breiten Lächeln und wie aus Reflex erwidere ich seine Geste, darf nicht zulassen, dass irgendein Kameramann einen Moment meiner Trauer festhält und es dann im ganzen Land verbreitet.
Mein ganzer Körper spannt sich an, als mein Ehemann sich nach vorne beugt, mein Gesicht in seine großen Hände nimmt und dann einen extra langen Kuss auf meine Stirn haucht, der so viele Dinge mit mir anstellt, dass es nur eine Sache von Selbstkontrolle und Wille ist, dass ich nicht einfach so umkippe.
Seine Lippen fühlen sich weich und aus irgendeinem Grund total vertraut an, beruhigen mich irgendwo und das wiederum beunruhigt mich.
Ich kenne ihn nicht, weiß nicht, was für komische Angewohnheiten, Kinks, Vorlieben oder Abneigungen er hat und doch werden wir für die nächsten Jahre zusammen unter demselben Dach leben und miteinander klarkommen müssen.
Als der Kuss endlich endet, greift er nach meiner Hand, die Maske so perfekt auf seinem Gesicht, dass ich beinahe vergesse, dass mein Ehemann einer der emotionslosesten Menschen ist, der mir jemals begegnet ist.
Als wir uns vor ein paar Jahren das erste und einzige Mal getroffen haben, war das einzige was ihn interessiert hat, das geschäftliche und natürlich ist mir bewusst, dass all das hier eine Zweckehe ist, doch das bedeutet doch nicht, dass er mich behandeln muss, als würde ich nicht Mal existieren.
Letztendlich müssen wir irgendwann miteinander schlafen, denn solange keine Kinder kommen, ist diese Ehe für nichts gut.
Mir ist mehr als nur bewusst, wie frustrierend das alles klingt, denn letztendlich ist das von nun an mein Leben, doch ich wusste, dass das so kommen würde, also habe ich mich schon lange damit abgefunden.
Das wiederum heißt nicht, dass es mir leicht fällt, damit klarzukommen.
Als hätte ich es einstudiert, nicke ich mit einem aufgesetzten Lächeln allen Gästen zu, kralle mich an dem Arm meines Ehemannes fest, um nicht umzufallen, denn auch wenn mein Körper endlich mitmacht, ist es dieses Mal mein Hochzeitskleid, das mir Probleme bereitet.
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FORCED
Romance„Du kannst für immer in einem anderen Zimmer schlafen, aber das wird niemals die Tatsache ändern, dass ich es jedes Mal mitbekomme, wenn du dich selbst berührst und dabei meinen Namen stöhnst. Ich bin und bleibe dein Ehemann, ob du es willst oder ni...