Hoffnung - bis zuletzt?

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Menschen sind so unendlich zerbrechlich. Sie haben nur ihre Haut um sich zu schützen. Doch für das, was in der Welt um sie herum alles geschieht, ist diese Haut viel zu wenig. Sie können sich nur selten wehren. Aber sie versuchen es trotzdem. Sie versuchen es wieder und wieder, mit allen Mitteln. Doch die Frage ist: Was genau tun sie um sich zu schützen? Sie sind vorsichtig wo es nur geht, sie ergreifen jede nur erdenkliche Sicherheitsmaßnahme. Menschen snd Sicherheitsfanatiker. Sie hängen am Leben. Wie eine Fliege an der Wand klebt, wenn man sie zerklatscht hat. Aber was bedeutet leben überhaupt? Ist es das bloße Existieren? Oder gehören auch Gefühle dazu? Vielleicht...

Sie schleppen die ständige Angst mit sich herum, verletzt zu werden. Dabei können sie ja doch nichts tun. Was passiert, passiert eben. Unser Schicksal ist uns vorbestimmt. Wir können nur versuchen, unsere Haut vor äußeren Einflüssen zu schützen. Aber mehr auch nicht. Ist es gut so?

Wie viel Zeit vergangen ist, seit ich hier liege, weiß ich nicht. Das Gras ist weich und es duftet so hoffnungsvoll nach Lebensfreude. Der Himmel ist wolkenlos und man kann schon die ersten Sterne sehen. Ist das da oben die Venus? Sie ist wunderschön. Ich liebe den Himmel. Er ist so endlos. So frei. Die Planeten ziehen beständig ihre Bahnen, immer im selben Rhythmus. Mit der wunderbar dahinfließenden entspannten Kontinuität. Es ist einfach herrlich. Nein, es ist himmlisch!

Sie haben gesagt, es ist schon zu viel betroffen. Er hat schon überall gestreut. Es ist in einem so unglaublich schleichendem Prozess von sich gegangen, dass es kaum merklich vorangeschritten ist. Ich habe mich vergeblich zu schützen versucht. Man kann sein Äußeres schützen, aber gewiss nicht das Innere.

Noch wenige Monate. Höchstens drei. Dabei lebe ich doch noch gar nicht so lange. Ich weiß gar nicht, warum ich nicht vezweifle. Obwohl ich weiß, dass ich bald sterben muss. Obwohl der Tod schon mein Begleiter ist. Er wartet nur auf mich. Vielleicht ist es die Ruhe der Natur. Sie ist so friedlich.

Dann wieder die Erkenntnis, dass mein Selbstschutzversuch vergebens war. Hier stellt sich wieder die Frage: habe ich denn überhaupt gelebt? Ich denke schon. Aber ich schätze, auch das ist Schicksal. Es ist mein Schicksal.

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