Schmerz

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  • Gewidmet Der bitteren Enttäuschung
                                    

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Du hast es schon sehr lange nicht mehr getan.

Ich bin enttäuscht.

Enttäuscht und todtraurig.

Es ist ein Klumpen in meinem Hals, der mir den Atem raubt, der mich nicht sprechen lässt, ohne dass meine Stimme in einer auf der Richterskala unmessbaren Stärke erbebt.

Du raubst mir die Sprache, du raubst mein Vertrauen, du raubst meine Liebe. Du hast dir selbst die Liebe geraubt. Kann ich dir jemals wieder Liebe entgegenbringen? Jemals wieder in meinem ganzen Leben?

Ich denke nicht.

Es ist dir auch nichts wert. Und genau diese Tatsache macht mich noch mutloser in meinem Leben.

Du stößt mich von dir weg. Absichtlich.

Denkst du das macht mir nichts aus?

Denkst du meine Seele verkraftet das schon?

Du denkst Die hat das verdient. So und nicht anders. Ich kann sie sowieso nicht leiden.

Ich habe gehört, körperlicher Schmerz vergeht schneller als seelischer. Aber hast du schonmal daran gedacht, dass dem körperlichen Schmerz der seelische folgt?

Ich kann dich nicht hassen, ich darf dich nicht hassen. Manchmal finde ich es sehr schade, aber ich halte mich an die Devise.

Ich habe eine Moral. Doch selbst die ist manchmal verdammt schwer einzuhalten.

Aber darf ich mich hassen? Wenn ich es dürfte, täte ich es.

Du musst es nicht einmal merken. Ich kann es nicht leiden, wenn du mich schwach siehst. Schwach wegen dir.

Ich könnte dem ganzen ein schnelles Endes bereiten. Es wäre so leicht.

So leicht.

Leicht wie eine kleine weiße Daunenfeder, die im Wind und im rot leuchtenden Licht der Abendsonne dem tosenden Meer zuschwebt.

Das Meer... man sieht es von weitem, wie die Wellen mit aller Macht gegen die Felsen klatschen. Aber je weiter man weg ist, desto weniger hört man. Und so bin ich auch. Ihr seht mich leiden, strampeln und kämpfen. Aber ihr hört mich nicht. Also könnt ihr auch nicht wissen was in mir vorgeht.

Von weitem sieht das Meer schön aus. Die Wellen mit den weißen Hauben, das tiefe türkisblau.

Aber man hört die Schmerzensschreie nicht.

Ich stehe vor dem Spiegel, sehe der Träne zu wie sie langsam, ganz langsam die Wange herunterrollt. Sie schält sich aus meinem Auge, wie ein Schmetterling aus dem Kokon und wird dann für kurze Zeit schneller. Doch schon wird sie wird von meiner Haut gebremst und verliert auf dem Weg die Hälfte ihrer Substanz. Schließlich ist sie unter meinem Kinn verschwunden und tropft auf die kalten Fliesen. Das einzige was zurückbleibt ist eine kalte und salzige Spur, die spannt, als sie zu trocknen beginnt.

Ich sehe zu, ohne sie fortzuwischen. Das ist der einzig mögliche Weg der mir noch bleibt, um mir meinen Schmerz einzugestehen.

Ich fasse mir an die Brust, an die Stelle, wo sich mein Herz befindet. Ich spüre all die Narben, die du dort zurückgelassen hast und denke an all die Narben, die noch folgen werden.

Und auf einmal wird mir eisig kalt.

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LostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt