Kapitel 4

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Pov.: Stegi

Hmm.. was soll ich jetzt sagen? Die Wahrheit? Meine Augen bleiben an den sich im Wind biegenden Bäumen, hinter der großen Fensterwand, hängen. Ratlos wie ich aus dieser brenzligen Situation kommen soll. Soll ich es erzählen? Nein, das kann ich nicht. Das schaffe ich nicht, und ich möchte nicht schon wieder von allen ausgegrenzt werden. Wenn ich sie aber anlüge und irgendwann, irgenwie die Wahrheit an Licht kommen sollte, stehe ich als Lügner da und würde vermutlich die bis dahin gewonnen Freunde wieder schmerzlich verlieren. Die Wahrheit kommt auch nicht in Frage. Kurzerhand beschließe ich kurz und knapp, ohne Details (und möglichst ohne meine wahren Emotionen zu zeigen) zu erzählen wie es dazu kam. >>Also kurzgefasst, ich war... << Ja wie war ich? Mir fehlen die Worte. >>Du musst es nicht erzählen, wenn es zu privat oder so ist<< spricht mich der Junge der die Frage gestellt hat nochmal an. Aber ich winkte lächelnd ab. >>Nein alles gut. Ich möchte ehrlich zu euch sein mir fehlen bloß graf die richtigen Worte. Ich erhoffe mir hier einen Neuanfang. An meiner alten Schule war ich erst ein Außenseiter dann haben sie mich zwar irgendwann respektiert aber dafür habe ich mich schrecklich verhalten . Nicht nur gegenüber meiner Mitschüler und Lehrer sondern auch meiner Familie und meiner damaligen zwei einzigen Freunden gegenüber. Ich habe sie schlecht behandelt und... << kurze Pause sonst bricht meine Stimme ab, ich schließe meine Augen und atme kurz tief durch >> es tut mir so leid, ich bereue alles was passiert ist und bin dankbar das mich meine Familie auf ein strenges Internat geschickt hat. Dass sie mir verziehen haben und immer noch hinter mir stehen. Vor einem Monat würde ich entlassen, aber ich kann einfach nicht mehr auf meine alte Schule zurück. Deswegen durfte ich hierher zu meinem Bruder ziehen.<< Während ich redete, schaute ich niemanden an, sondern starrte fast schon apathisch auf einen Punkt weit in der Ferne. Es tat noch zu sehr weh, das ich jemanden selbstbewusst davon berichten könnte. Immer wieder will ich die Vergangenheit ungeschehen machen, das ich der aus meiner Vergangenheit bin macht mir beinahe Angst. As wirkt alles so surreal. Jetzt wendete ich meinen Blick zuerst auf meine Hände und danach wieder in die Klasse. Alle sehen mich an, entweder verwirrt oder erschrocken oder beides. Auch der Junge, der die Frage gestellt hat und auch der Junge, der, nachdem ich die Klasse betreten habe, mich angesprochen hat. Was für ein niedergeschlagenes Bild ich abgebe weiß ich ganz genau, zu oft habe ich mich im Spiegel dabei beobachtet wie sich ein Schatten über mich legt und wie traurig meine Augen auf einmal aussehen, wenn ich etwas länger über die Vergangenheit nachdachte. Man konnte förmlich sehen wie mein oft fröhlicher, sorgenloser Gesichtsausdruck stufenweise trauriger und immer nachdenklicher wird. Egal wie sehr ich mich bemühe, mir nichts anmerken zu lassen, es passiert einfach, genauso automatisch wie das Lachen über einen Witz und das Lächeln auf einem Familienfoto. Nachdem ich mich wieder einigermaßen gefangen habe, gehe ich auf meinen schon zuvor anvisierten Platz in der letzten Reihe neben einem nett aussehenden Jungen.

-Glücksbohnen- (Stexpert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt