Kapitel 20

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PoV.: Stegi

>>Also genau wie ich<< fügt Tim hinzu >>Und welche Situation trifft auf dich gerade zu?<< hake ich neugierig  nach. >>Ich bin glücklich, weil es letzte Nacht geschneit hat, weil es momentan weniger Stress bei der Scheidung meiner Eltern gibt und ich das Gefühl habe, das wir gute Freunde werden könnten.<< >>Ja ehrlich? Denkst du das wirklich?<< frage ich begeistert. >>Ja schon, hast du nicht das Gefühl?<< er sieht mich verwirrt an >>Doch! Nur ich habe schon lange keine Freunde mehr gehabt. Deswegen freut es mich das von dir zuhören.<< antworte ich enthusiastisch und wahrheitsgemäß. Dann füge ich noch an. >>Das mit der Scheidung deiner Eltern tut mir Leid, wenn du willst, kannst du ... mit mir darüber reden oder auch schweigen.<< ich zwinker ihm kurz zu und er lächelt zurück. >>Danke, darauf komme ich sicher mal zurück.<< nach einer kurzen angenehmen Pause nimmt er das Gespräch wieder auf >>Also...würdest du behaupten dass du auch gerade glücklich bist?<< >>Ja schon<< Tim hält mir sein Drehzeug hin und ich lache. Dankend nehme ich es an, drehe mir eine Kippe und rauche sie anschließend. Ganz einfach: weil ich gerade glücklich bin.

Das ich mit Tim so sehr auf der selben Wellenlinie bin und wir uns  in den wenigen Tagen schon so gut verstehen, hätte ich niemals gedacht. Wir haben verhältnismäßig schon sehr viel über unsere Gefühle geredet, wenn man bedenkt wie unangenehm und seltsam unser Kennenlernen war.

Die restliche Woche verläuft entspannt und ohne große erwähnenswerte Ereignisse. Meine Narben sind kaum noch Gesprächsthema und wenn doch lasse ich mich erfolgreich von Rewi ablenken, darin ist er wirklich nicht zu toppen. Tims Freundeskreis hat sich erbarmt und mich bei sich aufgenommen, "wie einen ausgesetzt Welpen" dieser treffende Vergleich kam natürlich von Rewi. Als er den Rest der Gruppe bettelnd fragte, ob er mich wieder los werden darf. Zuvor haben wir über ein belangloses Thema diskutiert und ich habe es tatsächlich geschafft ihn mit meinen Argumenten sprachlos zu machen.
Mittlerweile sitze ich in beinahe jedem Fach neben einem von Ihnen. Mit Taddl, Ardy und Gomme hatte ich leider nicht mehr viel zu tun, aber das ändert sich bestimmt wieder.
Rückblickend hätte ich mir keinen besseren Start in der neuen Schule wünschen können.

Heute ist Freitag und alle in der Runde diskutieren hitzig ob sie heute nur einen entspannten Filmabend machen oder doch irgendwohin zum feiern gehen sollten. >>Für was bist du Stegi?<< bis jetzt habe ich mich erfolgreich aus dem Gespräch raus gehalten, aber jetzt sieht mich Rewi gespannt an. Die ganze Zeit versucht er schon Bergi und vor allem Jodie den Vorschlag von Sturmi (den Filmabend) auszureden. >>Sorry Rewi, aber ich glaube ich muss dich enttäuschen.<< >>Ha!<< triumphiert Sturmi. >>Alter, Stegi! dein Ernst?! Du fällst mir eiskalt in den Rücken?<< Rewi schüttelt enttäuscht den Kopf. >>An sich würde ich schon mitkommen, aber ich muss noch meine Umzugskartons ausräumen.<< >>Genau. Und das machst du bestimmt um zehn Uhr an einem Freitagabend. Das kannst du auch tagsüber mal machen.<<>>Ja schon, das Ding ist...<< Werden sie mich auslachen? >>ich hab noch nie Alkohol getrunken und würde nur ungern als Schnapsleiche in einem wildfremden Club enden.<< kurz wird es still und alle sehen mich ungläubig an. >>Was?<< fragte Rewi fast schon entgeistert. Als ob das schlimm wäre. Tut mir Leid das ich mir noch nie Rauschgift verabreicht habe. >>Du hast noch nie Alkohol getrunken? Also dann müssen wir erst recht feiern gehen.<< stimmt jetzt auch Tim Rewi zu. >>Ach Quatsch, Stegi hat doch gerade selbst gesagt, das er nicht in einen Club gehen will. Also ist er auch für den Filmabend.<< schaltet sich Sturmi wieder ein und Jodie schließt sich ihm an. >>Außerdem soll das Wetter am Abend eh wieder total schlecht werden.<< >>Dann gehen wir halt in keinen Club, sondern trinken in einer gemütlich Runde bei jemanden zu Hause.<< geht Tim einen Kompromiss ein >>Und welche Eltern von uns meinst du erlauben das? Meine sicher nicht.<< widerspricht Jodie. Damit hat sie wahrscheinlich recht, nach und nach geben alle zu, dass ihre Eltern das nicht mit machen würden, bis ich mich wieder einklinke >>Vielleicht können wir zu mir. Zwar muss ich meinen Bruder noch fragen, es ist ja seine Wohnung. Aber ich glaube nicht das er was dagegen haben wird. Ich würde euch nochmal Bescheid geben wenn ich daheim bin.<< So ganz wohl ist mir bei der Sache zwar eigentlich nicht, aber bevor wie heute Abend gar nichts machen. Außerdem ist es mir so um einiges lieber, als irgendwohin auswärts zu feiern. >>Das wäre natürlich mega.<< freut sich Tim, was mich automatisch zum lächeln bringt. Sturmi scheint eher weniger begeistert zu sein. >>Komm schon Sturmi, das wird bestimmt nett und falls nicht füllen wir uns gegenseitig ab und schauen dann einen Film. Der ist angetrunken sicher witziger, als nüchtern.<< versuche ich ihn aufzumuntern. >>Ja okay dann gehen wir zu dir. Immerhin in keinen Club, da ist alles so überteuert und man muss man sich  immer herrichten.<< >>Gut dann passt das ja.<< Tim strahlt regelrecht, als er hört dass wir uns endlich geeinigt haben.

-Glücksbohnen- (Stexpert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt