E I G H T H

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don't leave - snakehips feat. mø

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February, 2nd friday 01.03PM

Lächelnd setzt sich Jax neben mich. Zaghaft lächle ich zurück. Seit fünf Wochen kenne ich ihn schon und weiß dennoch kaum etwas über ihn. Und obwohl ich nicht vieles über ihn und sein Leben außerhalb der Therapie kenne, vertraue ich ihm auf gewisse Weise. Ich fühle mich wohl in seiner Nähe, fühle mich frei, als hätte man mir alle Lasten von den Schultern genommen.

„Heute nicht mehr so traurig, Törtchen?", schmunzelnd entledigt sich Jax seiner Jacke und hängt sie über die Sofalehne. Ich beobachte jede einzelne seiner Bewegungen. Flüssig, geschmeidig, aber leicht zitternd.
„Bist du gerannt?", frage ich ihn unvermittelt ohne seine Frage zu beantworten.

Erstaunt öffnet Jax seinen Mund einen Spalt breit und schließt ihn gleich darauf wieder um zu schlucken. Ihn so sprachlos zu sehen, ist äußerst amüsant, so dass ich grinsen muss.

Daraufhin findet er seine Stimme wieder und schmunzelt. „Woher weißt du das?"
Ich deute auf seine Hände und schildere ihm meine Beobachtung.
Er nickt und in seinen Augen kann ich eine gewisse Anerkennung funkeln sehen. Anerkennung und noch etwas . . . etwas, das ich nicht definieren kann.
„Schlaues Törtchen, wirklich clever", meint Jax. Ich verdrehe die Augen, weil er schon wieder mit diesem lächerlichen Namen anfängt.

„Hör auf mich Törtchen zu nennen. Ich bin doch kein Essen, dass man einfach so schnappen kann."
Schmunzelnd rückt Jax näher zu mir und bewegt sein Gesicht immer weiter in meine Richtung.

„Du siehst zum Anbeißen lecker aus, aber du hast recht, einfach zu bekommen bist du nicht", raunt er mir ins Ohr, wobei ich seinen warmen Atem spüren kann. Ich bekomme eine Gänsehaut und muss schlucken. Mein Puls rast, auch als Jax wieder genug Abstand zwischen uns gebracht hat, pocht mein Herz wie verrückt.

„Und deswegen", Jax hebt schlagartig die Stimme an, so dass ich aufschrecke und Jax damit zum Lachen bringe, „musst du in Zukunft weiterhin mit diesem äußerst süßen Namen rechnen." Lachend zwinkert er mir zu, was mich genervt aufstöhnen lässt.

In diesem Moment wird die weiße Tür aufgerissen und Mrs. Kalsey tritt lächelnd ein, was mich glücklicherweise aus dieser nervigen Situation befreit.

Ich rücke noch ein Stückchen von Jax ab, nicht weil ich nicht gerne nah bei ihm bin, sondern damit sich mein Herz beruhigen kann und es mir gottverdammt nicht aus der Brust springt.

„Einen guten Tag wünsche ich euch beiden!", die Therapeutin nimmt auf ihrem Sessel Platz und beäugt uns aufmerksam. Murmelnd grüße ich zurück und auch Jax brummt eine unverständliche Begrüßung.

Mrs. Kalsey legt ihre Mappe auf den kleinen Tisch und streicht sich über ihren grauen Rock, ehe sie anfängt zu sprechen. „Nun, ihr kennt euch ja jetzt bereits seit fünf Wochen und ich würde gerne wissen, was ihr an der anderen Person mögt." Sie beugt sich zum Tisch vor und schlägt die orangefarbene Mappe auf. Daraus entnimmt sie zwei weiße blanco Blätter und reicht und jeweils eins. Aus ihrer Tasche kramt sie noch zwei Kugelschreiber und übergibt sie uns.

„Ich möchte, dass ihr gleich drei Dinge aufschreibt, die euch an der anderen Person gefallen, faszinieren, beeindrucken und ähnliches." Mein Kopf dreht sich zu Jax und auch er schaut in meine Richtung. Mrs. Kalseys Stimme hallt erneut durch den Raum. „Danach werdet ihr euch gegenseitig erzählen, was ihr aufgeschrieben habt. Fangt schonmal an eure Punkte aufzuschreiben, ich muss kurz etwas kopieren, gleich bin ich wieder da." Schwungvoll erhebt sich die Frau und verlässt das Zimmer unter dem lauten Klackern ihrer Stiefeletten.

Seufzend wende ich meinen Blick von der Tür ab und starre auf das leere Blatt in meinen Händen. Ich sehe auf und mustere Jax, der mich ebenfalls beobachtet. Ein kleines Lächeln umspielt seine Lippen als er zum Tisch geht, damit er eine feste Unterlage hat und zu schreiben beginnt.

Und schließlich setze auch ich den Stift auf dem Papier an und fange an zu schreiben.

„Seit ihr schon soweit?", Mrs. Kalsey ist so leise in den Raum getreten, dass ich sie gar nicht bemerkt habe. Ich nicke leicht und werfe einen Blick auf meine Notizen. Das Sofa gibt unter seinem Gewicht kurz nach, als sich Jax neben mich setzt. Ich schlucke und versuche die Aufregung, die sich in meinem Körper anbahnt zu ignorieren, indem ich mir einrede, dass das nur einfach Komplimente sind. Das ist nicht die Welt. Nur ein paar Wörter der Höflichkeit. Nichts weiteres. In ein paar Stunden wieder vergessen.

Mein Blick schweift erneut zur Therapeutin, die es sich noch auf dem Sessel bequem macht, als wollte sie einen spannenden Film gucken. Das macht mich irgendwie nervös.
„Wer von euch möchte anfangen?", breit lächelnd sieht sie uns an. Ich schaue unsicher zu Jax und hoffe, dass er einfach loslegen wird.

Jax räuspert sich kurz, bevor er meine Hoffnung zerstört. „Also ich würde sagen, Ladys first." Innerlich schlage ich meinen Kopf gegen die Wand. Ich wende meinen Blick Mrs. Kalsey zu und diese nickt worauf ich geschlagen nicke und seufze.

Ich hole tief Luft, mein Hals ist auf einmal staubtrocken. „Ich...also", beginne ich stockend. Meine Hände zittern leicht, so dass ich Angst habe, die anderen würden es sehen. Ich umfasse das Blatt stärker, werfe einen Blick auf meine Notizen und sehe zu Jax hoch. Ganz gegen meine Erwartungen grinst er nicht belustigt oder sieht mich mürrisch an. Er lächelt mich einfach nur sanft an.

Mein Körper reagiert schlagartig darauf. Ich weiß nicht genau, was in diesem Moment geschieht, aber ich blende alles andere aus und konzentriere mich auf Jax. Mrs. Kalsey nehme ich überhaupt nicht mehr wahr, als wäre sie überhaupt nicht anwesend.

„Ich mag deinen Humor, deine Ausstrahlung, auch wenn du manchmal ein ziemlicher Macho sein kannst und", ich mache eine kurze Pause und überlege ob ich wirklich das sagen soll, was ich auf dem Blatt stehen habe. Jax brummt kurz belustigt auf, ehe ich fortfahre, „deine Augen."
Erschrocken und erleichtert reiße ich die Augen auf und atme tief ein. Das Lächeln in Jax' Gesicht ist breiter geworden, peinlich berührt sehe ich zur Seite. Am liebsten würde ich im Erdboden versinken.

Jax' Räuspern lässt meinen Kopf erneut in seine Richtig schießen. Ich bin gespannt, unendlich gespannt, was er mir zu sagen hat. Mein Bauch kribbelt bei seinem Anblick, denn auch er scheint nervös zu sein. Er kratzt sich mit der Hand am Hinterkopf, bevor er mich schief anlächelt und zu sprechen beginnt.

„Mae", ein wohliger Schauer fährt über meinen Rücken, als er meinen Namen ausspricht. „Ich mag deine vorsichtige, freundliche Art und, ebenfalls, deine Augen. Deine Singeinlagen gefallen mir auch ganz gut."

Bei seinem letzten Satz starre ich entgeistert zu Mrs. Kalsey, die uns darauf fragend anschaut. Jax lacht nur im Hintergrund und auch meine Lippen verziehen sich nach und nach zu einem Grinsen. Mrs. Kalsey schüttelt nur lachend den Kopf und setzt sich aufrecht hin.

„Ihr habt beide die Augen als Punkt auf eurem Zettel stehen. Warum genau?", abwartend blickt sie uns an. Diesmal ergreift Jax als erstes das Wort.
„Mae's Augen haben eine so häufig vorkommende Farbe, strahlen aber dennoch etwas einzigartiges aus und lassen ihr Gesicht irgendwie...geheimnisvoll wirken." Das Blut schießt mir in die Wangen und lässt mich noch breiter lächeln. Verstehend nickt die Psychologin und sieht nun mich an.

„Naja, Jax hat eine Augenfarbe, die ich zuvor noch nie gesehen habe. Sie ist so besonders und ich weiß nicht, ich finde sie wirklich schön." Am liebsten würde ich meinen Kopf gegen die Wand hauen. Meine Worte klingen so billig, im Gegensatz zu Jax'.
Ich werfe ihm einen Blick zu und merke, dass er mich mit einem nachdenklichen Lächeln mustert, das ich so noch nicht gesehen habe. Und es macht mich rasend, dass mein Herz schon wieder so verrückt spielt.

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hello allerseits

freues neues jahr euch allen, wenn auch etwas verspätet.

ich wünsche euch ein gesundes und besseres jahr 2018.

bis bald :)

-graubeer

Fixing usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt