Kapitel 12

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Mein Unterricht war endlich vorbei. Nachdem ich Kerstens Haus verlassen habe, gab ich die Visitenkarte Opa, der es nach Fingerabdrücke unterließen ließ. Auf meinem Amulett erschien mittlerweile ein zweites Diamant. Noch drei und dann hatte ich einen Wunsch frei. Jedoch wusste ich nicht was ich wünschen sollte. Ich fand mein Leben perfekt. Ich könnte natürlich nach Reichtum und erfolg wüschen, jedoch meiner Meinung nach war es falsch so was zu wüschen. Es waren Sachen, die man sich erarbeiten musste. Sie kamen nicht einfach so vom Himmel. Ich blickte auf die Uhr. In fünf Minuten kam mein Bus. Ich eilte aus dem Campus raus, da hielt mich jemand am Ellbogen fest. Ich drehte mich um und traf die selben blauen Augen von heute Morgen.

Louis!

Mein Herz machte ein Purzelbaum. Wollte er mich etwa verhaften lassen?

„Studierst du hier?", fragte er. Sein Griff wurde locker und er schien sich zu beruhigen. Anscheint spürte er, dass ich mich einbisschen beängstigt füllte.

Ich nickte. „Ich studiere Anthropologie.", antworte ich leise.

„Ich hab damit nicht gerechnet dich hier zu sein. Du siehst mehr wie eine Schülerin aus als eine Studentin."

„Bin ich auch.", ich biss mir auf die Zunge, „ich meine...ich bin viel jünger als die anderen hier. Ich bin siebzehn."

„Wenn du mich entschuldigst", sagte ich und wollte gerade mich zur Bushaltestelle begeben als er bereits weg fuhr. „Mein Bus!", schmollte ich.

„Ich fahr dich nach Hause."

Hab ich gerade richtig gehört? Ich drehte mich zu ihm um. Er hat gerade angeboten mich nach Hause zu bringen. „Ich habe ein Auto. Nimm es als eine Entschuldigung für heute morgen."

Ich musste mich an den Wörtern meines Vaters erinnern: Steige nicht in ein fremdes Auto ein! Aber so fremd war er nicht mehr, oder? Er wird mir schon nichts antun...

„Ich schon gut! Du musst dich nicht entschuldigen. Was ich gerade getan habe war auch nicht richtig. Ich werde auf den nächsten warten. Danke trotzdem."

Er hielt mich wieder am Ellbogen fest. „Ich bestehe darauf, Kleines!"

Ich schaute ihn an. Er schien es ernst zu meinen. Ich hielt mir kurz die Hand vor den Augen. „Schön, aber ich wohne Außerhalb, in die entgegengesetzte Richtung von dir."

„Das ist kein Problem.", lächelte er mich freundlich an. Jedoch als ich in seinem Auto saß, hatte ich ein Gefühl, dass ich es sehr bereuen würde.

Und ich hatte vollkommen Recht!

„Wie kommt es das du mit den Toten sprechen kannst?", fragte er nach zwei Sekunden. Ich konnte nicht aussteigen, da wir bereits fuhren.

Ich lächelte schiff. „Das kann ich dir nicht sagen."

„Ist es ein sechster Sinn in euer Familie?", grinste er.

„Nein!", widersprach ich ihm etwas zu laut.

Er sprang auf und schaute mich verwirrt an. „Tut mir Leid! Ich wollte nicht schreien..."

Ich blickte aus dem Fenster. Wie soll ich es bloß erklären.

„Wir kennen uns kaum. Also wenn es dir unangenehm ist darüber zu sprechen werde ich nicht nachhacken."

Uff! Ich atmete erleichtert aus und meine Muskeln entspannten sich. Sollte ich ihm dieses Amulett zeigen wird er mich bestimmt aus dem Auto mitten auf der Autobahn rauswerfen.

„Was ist die Geschichte mit der Visitenkarte? Das musst du mir aber erklären. Die Polizei hätte genau so gut an meiner Tür klopfen können und du Kleine, hättest dann nicht bei mir eingebrochen."

Meine Zähne quietschten zusammen. „Ich hab es dir bereits gesagt: Ich bin NICHT eingebrochen. Deine Mutter hat mir erlaubt reinzugehen!"

„Ja...", lachte er auf. Dabei klang er nicht sehr überzeugt und ich dachte er hätte vorhin geglaubt.

„Vorhin, als du diese Sachen zu deiner Mutter gesagt hast...hast du wirklich daran geglaubt, dass sie im Raum sich befindet oder war es einfach vorgespielt?", fragte ich. Dabei musterte ich genau sein Gesicht. Seine rechte Augenbraue zuckte und sein Kiefer verkrampfte sich.

„Ich weiß es selbst nicht.", seufzte er schließlich nach einer Weile.

Ich verdrehte die Augen. Na super!

„Ich will es aber glauben, denn sonst siehe ich nicht ein wie du über mein Lieblingsgericht wusstest."

„Was ist das eigentlich für ein Gericht?", wollte ich wissen und versuchte nicht darüber zu lachen. Tausend Augen Suppe!

„Was hat es mit der Visitenkarte auf sich? Sag mir und ich verrat dir was für eine Suppe es ist."

Er hielt das Auto an. Wir befanden uns genau vor Opas Haus. Louis schaltete den Motor aus. Es wurde ganz still im Auto.

„Na schön, aber du musst mir versprachen nicht den Mörder aufzufinden!", blickte ich ihn ermahnend.

„Ich verspreche.", sagte er ernst. Ich erzählte ihm vom Serienkiller und dass er Kersten als sein Opfer ausgesucht hat. Der Mörder hat sie in der Kunstausstellung in Madrid unter falschem Namen angesprochen und seitdem mit ihr in Kontakt geblieben. Damals gab er ihr die Visitenkarte und wir hofften somit seine Fingerabdrücke dort zu finden.

„Die Visitenkarte hat Opa bereits der Polizei weitergeleitet und jetzt warten wir auf die Ergebnisse."

„Was macht dein Opa?"

„Er ist der Leiter der Rosswein Institut und ein sehr bekannter Anthropologe. Interpol hat ihn um Hilfe gebeten."

„Hm, wenn du wirklich mit Mom reden konntest, wäre es richtig zu sagen, dass du mehr geholfen hast als er."

Ich musste grinsen und gleichzeitig war ich genervt. Doch es kam irgendwie nicht zu ihm rüber da einfach mein Grinsen breiter wurde. „Ich wiederhole es noch einmal: Ich bin nicht verrückt, OK? Und außerdem mein Opa ist der Beste in dem was er macht. Also solltest du ihn nicht unterschätzen. Du sollst generell die Gibsons nicht unterschätzten."

„Ich werde es mir merken.", lachte er.

„Du hast vier Mal heute mit mir gelacht und drei Mal gegrinst. Das solltest du öfter tun, sonst wirst noch bald ein Mastiffgesicht haben."

„Ein was?", hob er eine Augenbraue.

„Ein Mastiffgesicht! Du weißt schon, die Hunde, die so ein zerknittertest Gesicht haben und ihre Backen hängen schlapp bis hier unten!" Dabei um es deutlicher zu machen kniff ich seine Wangen und zog sie nach unten.

„Hey!", empörte er sich und musste schnell wieder Lachen.

„Versink nicht in deiner Trauer! Genieß dein Leben für deine Mutter. Denn das ist was sie wirklich wünscht.", sagte ich ernst und sprang aus dem Auto. „Vielen Dank für die Fahrt.", verabschiedete ich mich und ging zu Opa. 

Majaves AugeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt