Kapitel 14

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Opa und ich verschlangen die Hälfte der Schokoladenpackung. Mann war sie köstlich! Opa bremste. „Was ist?", fragte ich und warf einen Blick auf die Straße.

„Die Straße ist gesperrt. Wir müssen außen rum fahren."

„Hm...jetzt fängt es noch an zu regnen.", merkte ich.

„Solange wir Auto sitzen, ist es kein Problem.", meinte Opa und bog nach rechts wo es den Berg hoch ging. Wir fuhren so durch eine kleine Straße und vielen Abzweigungen bis es wieder den Berg runter ging. Mittlerweile regnete es so stark, dass man die Straße kaum noch sehen konnte.

„Fahr langsamer!", rief ich erschrocken als ich eine Silhouette in der Ferne erkannte. „Da läuft jemand auf der Straße."

„Bist du sicher? Ich sehe niemanden.", wunderte sich Opa und schaltete die Nebellichter ein. Da war niemand. Ich blickte mich um. Niemand war auf der Straße zu sehen und weit und breit gab es kein Haus und keine Laterne. Nur Bäume. Bäume, die bedrohlich aussahen. Langsam wurde es mir ungeheuer und ich konnte nicht das Gefühl los werfen, dass bald etwas ganz schlimmes passieren wird. „Opa, können wir bitte nach Hause fahren?"

Er selbst sah nicht ganz begeistert von dem Ort in dem wir uns befanden. Mit seinen braunen Augen beobachtete er die Gegend. Mit einem Nicken beschleunigte er.

Plötzlich fiel etwas auf dem Auto. Es war ein lauter Klang, der von einem Rollen gefolgt wurde. Opa bremste sofort und wir blickten nach hinten.

„Was war das?", schrie ich auf und hielt mich fest am Stuhl.

„Keine Ahnung!", sagte er und sprang aus dem Auto. Ich folgte Opa, da zum einem ich nicht alleine im Auto bleiben wollte und zum anderen war meine Neugier viel zu groß. Mit zitternden Beinen, quälte ich mich durch den peitschenden Regen zu Opa.

Opa nahm sein Handy raus und beleuchtete das Auto. Auf dem Auto konnte man eine Prellbeule erkennen. Mein Blick wanderte langsam zu dem länglichen Objekt, das auf der Straße lag.

„Opa?", klammerte ich mich an ihm und deutete mit dem Finger dort hin. Ich hörte, wie Opa stark runter schluckte. Mit dem Licht auf der angedeuteten Stelle, erkannten wir eine Nasse, schwarze Tüte.

„Halt bitte mein Handy.", bat er mich und hockte sich neben der Verpackung.

„Opa?", fragte ich mit zitternden Stimme. Ich hatte so ein schlechtes Gefühl, dass mir schon fast über wurde. „Du glaubst doch nicht, dass in der Tüte sich jemand befindet?"

„Ich weiß nicht.", sagte er mit dem Rücken zu mir. Doch ich kannte mein Opa so gut, dass ich wusste, dass er es nicht meinte. Er dachte genau wie ich. Ein lauter Donnern war zu Hörn und es regnete noch heftiger. Ich näherte mich zu Opa, um besser zu sehen. Er war gerade dabei die Tüte zu öffnen. Keiner von uns beiden traute sich etwas zu sagen oder zu atmen. Mit einer Handbewegung riss Opa die Tüte. Ich ließ schockiert das Handy fahlen. Mein ganzer Körper zitterte und mir lief es eiskalt durch Rücken. Wie gelähmt stand ich da und blickte in die toten Augen der Leiche, die auf dem Boden lag. Sie war wie eine Mumie vermummt. Nur das Gesicht konnte man sehen. Kleine Narben mit Blut liefen über das Gesicht. Es war ein Mann und auf seinem kahlen Kopf konnte man die Zahl sieben erkennen. Auf einmal, ohne Vorwarnung, griff etwas nach meinem Bein. Eine blutige Hand hielt mich fest. Mein Blick wanderte weiter und der Mann, der vorkurzem noch in der Tüte verpackt war, lag nun frei auf dem Baum und schaute mich mit weißen Augen an. Ich schrie auf und versuchte mich von seinem Griff zu befreien. Doch der Mann war zu hartnäckig. Sein Mund bewegte sich. Doch anstatt Zähne und Zunge zu sehen, sah man nur etwas schwarzes herauskommen.

„Lass mich los! Was willst du von mir?", schrie ich in Panik und versuchte mit meiner Hand sein Griff zu lockern um mein Bein zu befreien. Grob hielt er meine Hand fest und zog mich am den Haaren runter so dass ich mit dem Gesicht ganz nah an ihm war. Schaudernd, schaute ich ihn an und dachte an dem Film „Die Mumie". Nur hier war es die Wirklichkeit und kein Film! Mit einer Hand hielt er mich am Kopf fest und mit der anderen ließ er mein Bein los und schrieb mit seinem Blut etwas auf der Straße. Ich schaute dort hin.

„Sag die Wahrheit!", las ich laut vor.

„Kassandra!", umarmte mich nun jemand. Es war eine sehr warme und beruhigend Umarmung. Wem gehörte diese bekannte Stimme? Ich blickte auf und sah meinen Opa, der neben mich hockte und fest hielt. Die Mumie war weg...nein, sie war nicht weg! Sie lag in der Tüte tot, hilflos und still.

„Was ist passiert?", wollte mein Opa wissen und streichelte mir über den Kopf. „Was mit der Wahrheit?"

Ein lauter schluchzend entwich mir und ich erwiderte Opa Umarmung. Ich drückte ihn ganz fest. Ich hatte solche Angst! Riesen Angst!

Majaves AugeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt