Kapitel 30

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„Ich möchte nicht, dass du ein Wunsch machst.", sagte Opa.

„Ich habe gewünscht, dass Brian aber überlebt. Und das weißt du! Das habe ich dir erzählt."

„Ich weiß aber sollte ich weiter Leben für ein halbes Jahre oder ein Jahr, will ich nicht, dass du dir wünscht, dass ich gesund werde."

Irritiert blickte ich an. „Warum?"

Er wischte mit dem Daumen meine Tränen ab. „Jeder Mensch stirbt eines Tages. Meine Zeit ist einfach jetzt gekommen. Werde nicht zum Sklaven. Du hast es selbst gesagt. Finde lieber einen Weg heraus, dieses Amulett zu zerstören. Versprich mir es Kassandra, dass wenn meine Zeit kommen sollte, du mich gehen lässt."

Ich schloss meine Augen zu. Seine Bitte widersprach mit dem was ich wollte. War ich etwa egoistisch ihn weiter am Leben zu sehen? Nur ein Wunsch und wäre gesund...Krebsfrei und am Leben. Aber innerlich, tief in meinem Herzen wusste ich, dass was er mich bat, das Richtige war. Ich nickte schließlich. „Ich verspreche." Ich öffnete meine Augen und sah mein Opa erleichtert lächeln. „Danke meine Liebes."

„Werde ich wirklich zu Mutter umziehen müssen?", fragte ich ihn. „Kann ich nicht warten bis..."

Opa nahm meine Hand. „Beende dein Jahr erst. Bleib hier und hilf deinen Vater. Er wird jemanden brauchen, der ihn einwenig unterstützt. Danach wenn ich diese Welt verlassen werde geh zu deiner Mutter und sei offen so wie du immer halt bist. OK?"

Ich bejahte traurig und umarmte ihn.

Vater und ich blieben mit Opa. Wir unterhielten uns bis zum späten Abend. Die Besuchszeiten waren vorbei und wir mussten nach Hause gehen.

„Kassandra...du bist meine Tochter und ich habe dich wirklich sehr lieb. Ich schicke dich zu deiner Mutter, weil ich finde du brauchst sie mehr als ein Vater, der nie zu Hause ist."

Ich hörte ihm leise zu. „Ich weiß. Manchmal wünsche ich mir, dass du weniger verreist und mehr Zuhause bleibst damit wir mehr zusammen unternehmen. Wie früher bevor du und Mama euch geschieden habt."

„Deine Mutter wollte eine Firma gründen und musste nach Amerika zurückkehren. Ich dagegen war gerade dabei Projektleiter zu werden. Damals warst du uns am wichtigsten. Wir dachten nur an deinem Glück. Du warst deinem Opa sehr nah und deine Freunde waren hier. Also entschieden wir uns, dass du mit mir wohnen bleibst. Wir haben uns nicht getrennt, weil wir uns nicht mehr geliebt haben und es war auch nicht deine Schuld. Sondern wir waren zwei Menschen, die für ihre Ziele und Kariere kämpften und es war Zeit sich zu trennen."

Ich war überrascht über die Offenheit und Ehrlichkeit mit der Papa mir die Gründe der Scheidung offenbarte. „Was genau macht sie?", wollte ich wissen. Ich spürte plötzlich den Drang diese Frau besser zu kennen.

„Sie hat ihre eigene Architekturfirma gegründet. Sie zählt als einer der erfolgreichsten Architekten in Amerika.", Papa machte eine Pause und grinste. „Sie hat mir einmal gesagt, man kehrt immer zu seinen Wurzeln zurück. Wenn man dabei sich selbst gefunden hat, wird man auch erfolgreich und sie hatte Recht. Sie hat es geschafft. Sie ist zu ihrer Geburtstadt Chicago gegangen und hat sich aufgebaut."

„Sie scheint eine sehr zielstrebige Person."

„Ja und das hast du von ihr geerbt." Wir lachten zum ersten mal seit eine Woche gemeinsam. Ich versuchte mich auch zu erinnern wann wir das letzte mal uns so unterhielten. Ich konnte mich nicht erinnern.

„Papa...ich werde sie eines Tages treffen aber nicht jetzt. Ich möchte hier bleiben und Opa und dich unterstützen. Danach werde ich gehen."

Papa blickte mich an. In seinen Augen konnte ich Dankbarkeit lesen. Aber ich sah auch Angst, Trauer, Unsicherheit. Ich verstand ihn, da ich selbst all diese Gefühle tief in mir vergrub. Wir stiegen aus dem Auto. Morgen beginnt ein neuer Tag, neue Herausforderungen und neue Erlebnisse. Wer weiß was alles passieren könnte? Ich war mir jedoch eins sicher. Mein Leben ist gerade dabei sich zu ändern. 

Majaves AugeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt