Kapitel 3: Eine verfahrene Situation!

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„Was meinst du da steht ein Schamane?", sprang mein Opa auf, „da steht doch niemand!"

„Aber ich sag dir doch, da steht eine Person, dunkel gebräunt, mit so einer altmodischen kurze Hose aus irgendeinem beigem Stoff und er trägt ebenfalls einen Fellumhang...und...und er hellt ein Stab in der Hand, den selben den du vorhin in der Hand gehalten hast!", beschrieb ich den Typen bis zum letzten Detail, der vor mir stand.

„Kassandra! Ich glaube du warst zu lange unter der heißen Sonne! Wir gehen!"

„Du kannst nicht gehen!", sagte die Person, die mysteriöserweise unsichtbar für meinen Opa war.

„Wir bist du?", fragte ich. Mein Opa schaute mich mit großen Augen an. Man musste kein Telepath sein um seine Gedanken zu lesen. Sein Gesichtsausdruck sagte bereits alles. Hilfe! Meine Enkelin ist verrückt geworden!

„Ich bin der Schamane Adler.", stellte er sich vor und klopfte drei mal mit seinem Stab auf dem Boden. Der Altar vor uns bewegte sich.

„Alter Mann?", fragte er, „kannst du mich nun mit deinen Augen sehen?"

„Ach du meine Güte! Zwick mich doch einer! Bin ich auch etwa verrückt geworden?"

Ich verdrehte meine Augen. „Opa! Da steht ein Schamane vor uns!"

„Ich sehe!", rief er entsetzt.

„Gut! Alter Mann kann mich sehen.", stellte der Schamane zufrieden fest.

„Nenn mich nicht alt!", nervte sich Opa.

„Opa!", versuchte ich ihn zu beruhigen.

„Blau Auge und Alter Mann!", erhob der Schamane seine Stimme.

Wir Beide wandten unsere Aufmerksamkeit zu ihm. „Ja?", fragte ich. Hat er mich etwa blau Auge genannt?

„Ich bin der letzte Schamane und Träger dieses Amulettes." Er deutete mit seinem Stab auf das Amulett um mein Hals.

„Warum kann ich es nicht ausziehen?", wollte ich wissen.

Seine schwarze Augen funkelten vor Aufregung. „Dieses Amulett wird Majaves Auge genannt!"

„Majaves Auge?", wiederholte ich fragend.

„Majaves Auge hat dich auserwählt."

„Für was?", fragte ich unerfreut. Ich wusste, dass die Antwort mir nicht gefallen wird.

„Majaves Auge oder auch Todes Auge genannt, ermöglicht dem Träger, die Toten zu sehen, die nicht in Jenseits gehen können. Der Träger muss ihnen helfen."

„Tote?", fragte ich erschreckt, „Ich kann etwa jetzt Geister sehen?"

„Das sind keine Geister, sondern unglückliche Seelen..."

„Das ist verrückt! Ich will das nicht tun! Nimm dieses Amulett von mir runter und verschwinde!", schrie ich aus vollem Leib und versuchte in aller Kraft das Amulett von meinem Hals abzunehmen. Vor lauter Panik, vergaß ich, dass die Kette sich enger um mein Hals wurde.

„Kassandra! Hör auf! Du verletzt dich! Beruhige dich doch bitte meine Liebe.", versuchte mich mein Opa zu beruhigen. Er hielt meine Hände fest damit ich das Amulett nicht anfasse.

Der Schamane trat näher und legte seine Hand auf meine Stirn. Überraschenderweise fühlte ich mich plötzlich sehr ruhig nach seiner Berührung. Mein Atem wurde regelmäßiger und mein Herzschlag kehrte zu seinem normalen Tempo zurück.

Eine lange Ruhe entstand. Ich weiß nicht wie lange wir so da standen in dieser Kammer. Aber eins wusste ich. Mein Leben wurde komplett auf dem Kopf gestellt und ich war zu neunundneunzig Prozent Schuld daran. Ich hätte nie im Leben dieses Amulett anziehen dürfen!

Nie!

Mir blieb nur eins übrig: Dem Schamane zu hören und das beste daraus machen!

„Ich bin bereit.", sagte ich leise aber laut genug, damit der Schamane es hört.

Er nickte zufrieden und klopfte drei mal mit seinem Stab auf dem Boden.

Die Kammer verschwand und wir befanden uns plötzlich im Himmel, wo Millionen von Sternen uns Gesellschaft leisteten.

„Majaves Auge wählt seinen Träger, den verlorenen Seelen zu helfen. Jedes mal wenn der Träger eine Seele hilft, erscheint ein kleiner Diamant auf dem silbernen Ring. Wenn der Ring komplett ist, wird dem Träger ein Wunsch erfüllt."

„Was ist wenn ich dieser Seele nicht helfen kann?", wollte ich wissen.

„Inner halb zwei Vollmonde, sollte der Träger nicht in der Lage sein der Seele zu helfen, wird dieser sterben."

„Wie bitte?", zuckte Opa zusammen, „Meine Enkelin wird sterben?"

Der Schamane schenkte ihm keine Beachtung und redete weiter. „Der Träger kann nicht seiner Aufgabe entweichen!"

Na super! Ich bin quasi ein Sklave für dieses Amulett geworden!

„Was passiert wenn ich wunschlos glücklich bin?"

„Es ist unmöglich!", grinste der Schamane, „jeder Mensch ist gierig! Jeder hat Wünsche, selbst der zufriedenster Mensch."

„Wie kann ich dieses Amulett abnehmen?"

„Das Amulett entscheidet es."

„Bis dahin muss ich es tragen?", schaute ich ihn eindringend an.

„Ja."

Er mochte ein Geist sein aber immerhin merkte ich, dass er was verheimlichte.

„Gibt es noch etwas, dass meine Enkelin wissen muss?", fragte mein Opa, der ebenfalls das selbe dachte wie ich.

„Nein, das ist alles.", verabschiedete sich der Schamane und wir befanden uns wieder in der Kammer.

Was für eine verfahrene Situation!

Majaves AugeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt