Kapitel 18

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Im Hotel lasen Opa und ich die Akten. Ich habe Opa von dem Telefongespräch erzählt. Er selbst blieb für einer Weile stutzig und wusste nicht was er dazu sagen sollte. Wir erfuhren das Roy eine sehr schwere Zeit in der Schule hatte. Er wurde tagtäglich gemobt. Er war nicht besonders gut in er Schule aber auch nicht schlecht. Dann gab es eine Zeit wo er öfters nicht in die Schule ging. Er war oft krank geschrieben. In der selben Zeit war auch Tom nicht in der Schule und Helen auch nicht. 1988 war das letzte Jahr, in dem Helen zur Schule ging, danach ist sie gestorben. „Ich glaube diese Geschehnisse sind mit einander verbunden. Die Drei waren in etwas verwickelt.", sagte ich schließlich, als wir alle Akten zu Ende lasen.

„Ich bin deiner Meinung. Ich würde nur zu gern wissen, wo Roy aufgewachsen ist. In welchem Haus..."

„Warum?", wollte ich wissen und machte eine Chipstüte auf. Vom ganzem Lesen habe ich Hunger gekriegt.

„Sein Umfeld konnte uns Hinweise auf seinem Charakter geben."

„Ich würde liebend gerne erfahren, was mit Helen damals passiert ist. Glaubst du ihre Eltern leben hier noch?"

„Steht in ihrer Akte eine Adresse?"

Ich überprüfte kurz und tatsächlich stand dort eine Adresse. Opa gab sie in seinem GPS ein. „Die Adresse scheint noch zu existieren. Morgen werden wir dann dort hinfahren."

„Opa?", fragte ich ihn mit bebender Stimme.

„Hm?"

„Glaubst, dass Roy...na ja...auf uns absehen wird? Immerhin weiß die Direktorin unseren Namen und du bist gerade nicht jemand unbekanntes."

„Da mach dir keine Sorgen!", sagte er sanft und legte einen Arm um mich. „Uns wird nichts passieren! Außerdem haben wir Interpol. Sie werden uns schon beschützen, sollte es so weit kommen.", versicherte er mir. Ich war nicht so überzeugt, aber nickte ihm schweigend.

Helens Elternhaus lag am Ende der Straße. Es war eine bürgerliche Gegend mit gepflegten Häusern und kleine Gärten. Ich klingelte an der Tür. Eine alte, zierliche Frau öffnete uns die Tür. „Guten Tag.", sagte ich lächelnd, „sind Sie Mrs. McGregor?"

„Ja, die bin ich. Und wer sind Sie?", fragte sie mit misstrauisch.

„Ich bin Jackson Gibson und bin Anthropologe. Und das ist meine Enkelin Kassandra.", stellte Opa uns vor.

„Ein Anthropologe?", wunderte sich die alte Frau.

„Es ist eine lange Geschichte aber wir sind hier, weil wir Fragen über Helen stellen wollen. Wir würden gerne wissen was damals passiert ist."

Die Frau kniff ihre braune Augen zusammen. „Warum fragen Sie über Helen?"

„Mrs. Gregor um ehrlich zu sein untersuchen wir einen Mordfall. Helen scheint ein großer Faktor zu spielen."

„Was meinen Sie? Helen ist seit dreißig Jahren tot!"

„Erinnern Sie sich an Tom Bryan?", fragte ich sie.

Sie überlegte kurz und nickte schließlich. „Er wurde vor vier Tagen tot aufgefunden. Er wurde ermordet. Wir vermuten, dass der Mörder mit ihm in die Schule gegangen ist. Wir haben von einer vertraulichen Quelle erfahren, dass Tom einen gewissen Roy kannte, wie Helen."

„Oh mein Gott!", öffnete sie den Mund schockiert. „Er wurde ermordet? Dabei war er so ein guter Junge. Wissen Sie, er war damals Helens Freund."

Opa und ich wechselten Blicke. „Ihr Freund?", hackte ich nach.

Sie nickte. „Kommen Sie doch rein."

Sie öffnete die Tür ganz breit, damit wir reinkommen konnten. Wir nahmen im Wohnzimmer Platz. „Möchten Sie was trinken?"

Opa und ich schüttelten den Kopf. „Sie haben gesagt er war ihr Freund."

Mrs. McGregor holte ein altes Photoalbum und zeigte uns Bilder von Helen und Tom. „Sie waren süß. Tom war ihre erste Liebe und letzte."

„Wie ist sie gestorben?", stellte Opa die empfindliche Frage.

Die alte Frau wischte sich die Tränen ab. „Es war ein Autounfall. Tom und Helen sollten zurück vom Kino kommen. Es hat geregnet. Tom war ein ausgezeichneter Fahrer. Da gab es kein Zweifel. Als sie an der Ampel waren, ist ein Auto in sie gefahren. Helen ist aufs Platz gestorben. Sie wurde vom Auto zerquetscht und Tom hat es überlebt."

„Wissen Sie wer der Fahrer war?"

„Ein betrunkener Mann...ich weiß nicht mehr. Ich will es auch nicht wissen."

Mir tat sie wirklich Leid. Es musste sehr schwer sein für eine Mutter ihre einzige Tochter verloren zu haben.

„Was mit Roy...Fallon?", fragte Opa. Er zeigte ihr sein Photo.

„Ah! Fallon...eine sehr komische Familie."

„Komisch? In wie fern?", wollte ich wissen.

„Nach dem Autounfall, ging ich sofort zum Krankenhaus. Mir wurde mitgeteilt, dass Helen tot war und Tom im Operationsraum war. Ich entschied mich mit seiner Mutter dort zu warten. Ich konnte in meinem Zustand auch nicht fahren!", sie machte kurz eine Pause. „Ein Junge ist irgendwann gekommen. Ich weiß nicht wie er herausgefunden hat, dass Helen gestorben ist, aber er war wütend auf Roy. Er hat geschworen ihn umzubringen. Er hat es auch angeblich mehrere Male versucht, in dem er sein Zimmer aufsuchte und mit sich ein Messer trug. Toms Mutter konnte es nicht mehr aushalten und ließ ihren Sohn transferieren."

„Was ist dann mit Roy passiert?", fragte Opa.

„Ich habe gehört, dass er und seine Familie umgezogen sind. Wir waren alle glücklich darüber."

„Warum?"

„Wie gesagt, diese Familie war sehr merkwürdig. Die Mutter hat man nie gesehen und der Vater arbeitete als Techniker, jedoch wurde oftmals von der Polizei wegen Raubüberfälle verhaftet. Roy war geistig nicht stabil. Helen hatte mitleid mit ihm und war nett zu ihm, aber andere weniger. Sie hatten noch ein Sohn, aber ich habe ihn nie gesehen."

„Die Direktorin damals, hatte sie ein spezielles Verhältnis zu dieser Familie?"

„Nein. Nicht das ich wüsste. Aber diese Direktorin ist nicht gerade die sympathischste Frau der Welt. Ihre Karriere war ihr viel wichtiger. Das wurde mir nach dem Tod meiner Tochter klar."

Wir bedankten uns bei Mrs. McGregor und fuhren zum Hotel. Dort hielt uns eine Frau von der Rezeption an. „Mr. Gibson! Sie haben einen Brief."

Verwundert nahm Opa den Brief und öffnete es. Sein Gesicht verfinsterte sich.

„Was ist los?", fragte ich und beugte mich über seine Schulter. Mein Herz hörte auf zu schlagen. Der Tod droht euch, wenn ihr nicht aufhört zu ermitteln!


Majaves AugeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt