Kapitel 31

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Die Tage vergingen und jeden Tag versuchte ich so viel Zeit wie möglich mit Opa zu verbringen. Mein Vater und ich unternahmen jetzt auch viel öfters mehr gemeinsam und wir haben unsere Vater-Tochterbeziehung verbessert. Ich lernte ihn besser kennen und er mich. Wir Zwei versuchten Opas Laune zu verbessern und obwohl die Ärzte meinten Opa hätte keine Chance mehr, erlösch sie nie für uns. Wir hofften auf irgendeinen Wunder, der vergeblich nie gekommen ist. Am letzten Abend in dem wir alle Drei miteinander saßen, sah Opa furchtbar müde und blass aus. Seine Augen blinzelten schwer. Ich erinnere mich noch wie ich Opa sein Tee brachte. Er versuchte sie mit aller Kraft wach zu halten. „Warum ruhst du dich nicht einwenig aus?", fragte ich ihn. Vater betrat den Wohnzimmer mit einem Teller voller Kekse. Er schüttelte den Kopf. „Nein, lass mich bitte wach bleiben. Ich...ich möchte diese Zeit genießen.", antwortete er müde.

Papa und ich schauten uns gegenseitig an. Wir beide wussten, dass es das Ende war. Wir setzten uns neben Opa und unterhielten uns. Es war bereits zwei Uhr morgens und Opa schlummerte langsam in einem langen Schlaff. „Ich geh das Geschirr in die Küche abstellen.", meinte Papa und verschwand.

„Kassandra...", murmelte Opa kaum verständlich.

„Ja?"

Er nahm meine Hand und küsste sie. „Vergiss nicht, was du mir versprochen hast! Kein Wunsch für mich."

Ich versuchte meine Tränen zurück zu halten. „Ich weiß und ich verspreche es dir."

„Gut.", nickte er zufrieden.

„Ich hab dich lieb meine Kleine.", nuschelte er.

„Willst du schlaffen Papa?", kam Papa zurück und legte eine Hand auf Opas Schulter.

„Wie viel Uhr haben wir?"

„Zwei Uhr."

Opa nickte. Dann geh ich mal hoch. „Ich helfe dir.", sagte Papa und half seinen Vater hoch. Ich begleitete die Beiden. Opa legte sich ins Bett und schloss seine Augen. Papa und ich setzten uns auf dem Boden neben dem Bett. Papa nahm mich in seine Arme und um vier Uhr, verließ Opa diese Welt. Die Beerdigung fand einpaar Tage danach. Papa und ich trauerten sehr lange bis nach vier Monaten mir klar und wurde, dass das Leben weiter geht und Opa wäre zutiefst traurig, wenn wir weiter unser Leben ignorieren. Papa ging es danach besser. Er war sehr vertieft in seine Arbeit aber versuchte jedoch für mich da zu sein. Als mein Semester fertig war und ich mein erstes Jahr bestanden habe, kam die Zeit Zürich zu verlassen und nach Amerika zu gehen. Zu meiner Mutter.

Ich hatte die Ehre mit ihr über das Telefon zu reden. Sie klang freundlich aber fremd. Ein Tag bevor mein Flug, traf ich Louis. Es war nicht einfach für mich am Anfang. Ich musste ihm klar machen, dass wir nur Freunde sein können. Nicht mehr! Louis akzeptierte es und versuchte wie zuvor der Louis zu sein, den ich kannte. Mittlerweile hatte er eine Freundin und sie war sehr nett. „Dein letzter Tag hier.", sagte er bevor wir uns verabschieden mussten. Wir haben den ganzen Tag etwas unternommen. Wir sind Kajak gefahren, Eis gegessen und ein Film geschaut. „Ja, aber dass heißt nicht, dass unsere Freundschaft vorbei ist. Wir bleiben in Kontakt Louis!", lächelte ich ihn traurig an.

Er umarmte mich fest. „Ich werde dich vermissen Kassandra."

Ich grinste. „Ich dich auch." Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging nach Hause. Am nächsten Tag war es so weit. Ich stand im Flughaffen. Irma, Lisa, Jack und Papa begleitete mich. „Du musst unbedingt mir schreiben.", sagte Lisa und umarmte mich fest. „Sag mir bescheid wenn du einen Freund gefunden hast!", spielte sie mit ihre Augenbrauen. Ich schüttelte den Kopf und umarmte dann Jack. „Pass auf Lisa auf. Sie hat keine Kontrolle über ihren Maulwerk."

Er schmunzelte. „Keine Angst. Aber würde es dir was ausmachen deine neue Freundinnen dann vorzustellen? Vielleicht treffe ich dann die große Liebe."

„Jack!", lachte ich, „du bist schlimmer als Lisa."

„Studiere fleißig damit du eine tolle Anthropologin sein wirst.", zog Irma Jack zur Seite.

„Das werde ich. Immerhin habe ich es auch Opa versprochen!"

„Pass auf dich auf.", sagte sie und umarmte mich.

„Irma!", flüsterte ich ihr ins Ohr, „passt du bitte auf Papa auf. Ich möchte nicht dass er in seine Arbeit vertieft und sich vernachlässigt."

„Das werde ich.", versprach sie mir.

„Flug 510 Richtung Miami wird bald anheben.", ertönte durch den Flughaffen.

„Das ist mein Flug.", sagte ich und blickte meinen Vater an. Wir haben schon alles zu einander gesagt, was es zu sagen gibt. Er umarmte mich zum letzten mal. „Wenn du landest, ruf mich bitte an."

Ich nickte und stieg in den Flugzeug. Ich schaute das Amulett um meinen Nacken. Während den Wochen und Monaten, hatte ich keine Besuche von irgendwelche verirrte Seelen. Ein Teil von mir war erleichtert, doch ein anderer Teil wusste, dass es bald wieder anfangen wird. Nur die große Frage war, wie ich dieses Amulett los werde bevor ich eines Tages sterbe.

Ich schaute aus dem Fenster und sah die weißen Wolken, die wieZuckerwatte aussahen. Was mich erwarten wird, mochte ungewiss sein, doch fürden jetzigen Moment genoss ich die Ruhe und die Schönheit der Aussicht. Wennich eins gelernt habe in diesem einen Jahr war, dass das Leben zu kurz war.     

Majaves AugeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt