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James Arthur - Naked

Zitternd schloss ich den
Reißverschluss meiner Lederjacke. Es regnete, und ein Donnergrollen meldete schon den herannahenden Sturm an.

Ich wich ein paar Regenpfützen aus und fluchte. Natürlich konnte ich mir nach London keine Stadt mit gutem Wetter aussuchen. Ich hätte doch auch einfach in die Karibik ziehen können.

Aber das konnte ich nicht. Ein kleiner Teil von mir hielt mich immer noch in England. Als ob ich, wenn ich England verlassen würde, dem letzten Rest meines alten Lebens Tschüss sagen müsste.

Ich war auf dem Weg nach Hause. Wenn man es mein Zuhause nennen konnte.

Ich hatte mir nicht viel Mühe bei dem Aussuchen meiner Wohnungen gegeben. In den letzten zwei Jahren hatte ich einfach immer die günstigste genommen.

Ich vermisste mein altes Leben. Die Lagerhalle, mit dem ständigen Geruch von Pancakes. Meine Mom, mein Dad, mein altes Zimmer, sogar London. Ich sehnte mich nach Phina, Mika, Lilly, Mike und ihm.

Ich war auf dem Weg durch eine Unterführung. An der Decke hingen Spinnweben, und es roch nach Graffiti. Kein Wunder, denn die Wände waren komplett voll mit den bunten Schriften und Bildern.

Für meinen Geschmack waren es zu viele Farben. Seit zwei Jahren war mein Leben nur noch schwarz-weiß. Jede einzelne Zelle von mir zog mich zu ihm, und mit jedem einzelnen Tag wurde das Gefühl unerträglicher, und das Loch in meiner Brust größer.

In den letzten Jahren hatte ich mich deswegen nur auf das Trainieren konzentriert, einfach um mich auf andere Gedanken zu bringen. Und natürlich, um mich auf meinen Kampf mit den Engeln vorzubereiten.

Meine Sinne hatten sich geschärft, und deshalb hörte ich auch sofort das leise Rascheln hinter mir, das mich in Alarmbereitschaft versetzte.
Andere Menschen hätte es als Rascheln des immer stärker werdenden Windes durch die Bäume abgetan, doch in den letzten zwei Jahren war kein Tag ohne ein Kampf gegen die Jäger vergangen. Ich war paranoid geworden.
Noch so eine Veränderung in meinem Leben.

Als ich leise Schritte hinter mir hörte, drehte ich mich blitzschnell um, und blickte in das Gesicht eines schon etwas älteren Mannes, der nun schon versuchte mich in mein Gesicht zu boxen. Ich blockte den Schlag ab, und versuchte nun ebenso auf sein Gesicht zu zielen, doch er wich dem Schlag überraschenderweise ziemlich schnell aus, indem er sich duckte. Als er wieder stand, fasste ich meine Hände um seinen Hals und drückte seinen Kopf etwas nach unten, um mein Knie ein paar Mal in sein Gesicht zu kicken. Nach ein paar Schlägen konnte er sich allerdings losmachen, und er landete einen recht guten Schlag in meinen Magen. Musste ich zugeben. 

Ich krümmte mich, und er schlug mir während diesem schwachen Moment ein Bein weg, weshalb ich stolperte und auf meinen Knien landete. Ich fing mich allerdings ziemlich schnell wieder, und formte mithilfe meiner Kraft ein goldenes Seil und schleuderte es dem Jäger entgegen, und es wickelte sich sofort um den Hals des Mannes. Wie gesagt, ich hatte geübt. Vor zwei Jahren konnte ich nur kleine Bälle formen. 

Der Jäger schloss seine Hände um das Seil und versuchte es abzumachen, doch ich schleuderte ihn nur gegen eine der Wände. Es war zwar schon etwas belämmert, doch er versuchte trotzdem nochmal aufzustehen, was ich aber mit einem Kick in sein Gesicht zunichte machte. Nun lag er ohnmächtig auf dem dreckigen Boden. Ich ließ mein Seil zurückkommen, und es verschwand ein paar Momente danach.

Ich holte mein Handy heraus, und machte ein Foto von ihm, um es über eine E-Mail zu den anderen Paranormalen zu schicken.
Für jeden ausgenockten Jäger bekam ich etwas Geld. So finanzierte ich mein Leben.

Ich wollte schon endlich nach Hause gehen, als ich schon wieder ein Geräusch hinter mir hörte. Schnell zog ich einen Dolch aus dem Ärmel meiner Lederjacke. Diesmal hatte ich keine Lust auf einen langen Kampf. Ich würde nicht mehr so gnädig sein.

Ich drehte mich um, und hielt den Dolch überraschenderweise einem bekannten Gesicht ins Gesicht.

"Hey, Hey! Ich bin's nur!" Abwehrend hielt er seine Hände hoch und starrte etwas verängstigt auf den Dolch.

Genervt steckte ich den Dolch wieder in meinen Ärmel.
"Sam! Was machst du denn hier?"

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AeternitasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt