Adele - Skyfall
"Ich dachte du wolltest erst morgen wiederkommen?" Phina lächelte mich an, als Sam und ich die Lagerhalle betraten. Hinter Phina die neben Mika stand, erkannte ich Mike und Lilly.
"Ja, eigentlich schon, aber wir haben ein Buch in der Bibliothek gefunden, das uns höchstwahrscheinlich Antworten auf unsere Fragen geben wird."
Unsicher schaute ich hinter Phina die anderen an. Ich wusste nicht, wie sie darüber dachten, das ich weggegangen war. Waren sie wütend auf mich? Verübeln konnte ich das nicht.
Ich hoffte allerdings nicht. Sie waren meine beste Freunde, und ich brauchte ihre Unterstützung. Ich wollte nicht streiten."Ich weiß nicht, wie wir es ohne dich ausgehalten haben." Mike kam lachend auf mich zu. "Du findest immer die besten Bücher." Dann umarmte er mich - was ich nicht erwartet hätte - und flüsterte mir in mein Ohr: "Wir haben dich vermisst. Gut, das du wieder da bist."
Ich reagierte erst etwas zögerlich auf die Umarmung - viel körperlichen Kontakt hatte ich die letzten zwei Jahre nicht gehabt - doch ich war froh, das er so entspannt reagierte.
Lilly umarmte mich dann auch noch, und grinste mich glücklich an, leider anders als ein ganz bestimmter Seelenverwandter am anderen Ende des Raumes.
Er schaute uns - also mich und Sam - mit eiskaltem Blick an. Er musterte mich von oben bis unten, und plötzlich fühlte ich mich in meinen knappen Sportklamotten unglaublich unwohl unter seinem Blick.
Der vernichtende Ausdruck in seinen Augen bescherte mir eine unangenehme Gänsehaut, und ich musste meinen Blick von seinen Augen abwenden, während ich mir über meine von Gänsehaut überzogenen Arme strich.
Ich hasste es, so unter seinen Blicken schwach zu werden. Ich fühlte mich so klein und minderwertig. So ist es mir nie gegangen.
Ich hatte mich bei ihm immer sicher und glücklich gefühlt, als ob die ganze Welt mir gehören könnte. Er hatte mich zum Lachen gebracht, und mich nie so fühlen lassen. Und dazu kam auch noch, das ihm meine Gegenwart wohl überhaupt nichts ausmachte, während ich in jedem einzelnen Moment kurz vor der Ohnmacht stand.Letztendlich riss mich Lilly aus meinen Gedanken, indem sie das Buch aus meinen Händen schnappte, und es versuchte aufzumachen, was ihr nicht gelang, da ich es auf dem Weg zur Lagerhalle aus Versehen zugeklappt hatte.
"Ist das jetzt ein schlechter Witz?" Lilly schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Sie zog nochmal an dem Einband des Buches, doch es rührte sich nichts. Das Buch blieb verschlossen.
"Nein. Ich hab' es auch erst nicht aufbekommen."
Ich trat auf die Küche zu, und holte aus einer der oberen Schubladen ein scharfes Messer."Und was soll das jetzt?" Lilly musterte mich ungläubig, während Phina neben ihr langsam ein verständnisvolles Gesicht machte. Sie hob die Stimme, bevor ich antworten konnte:
"Du kannst es durch dein Blut aufmachen, nicht wahr? Ich habe schon mal davon gelesen, aber noch nie ein Buch gesehen, das sich nur auf diese Weise aufmachen lässt."
Nun mischte sich Sam ein. "Also könnte ich es auch mit meinem Blut aufmachen?"
Phina schüttelte den Kopf. "Nein. Das liegt aber nicht daran, das du ein Sterblicher bist, außer Lani kann es niemand in diesem Raum aufmachen."
Auf die unschlüssigen und verständnislosen Gesichter der anderen fuhr sie fort: "Diese Bücher lassen sich nur durch das Blut eines Engels öffnen."
Während die anderen ungläubige Gesichter machten, schnappte ich mir wieder das Buch, legte es auf die Küchenplatte und setzte das Messer an meine Handfläche, an die Wunde von vorhin. Die Wunde war zwar dank meiner guten Heilfähigkeit schon halb verheilt, allerdings war mir das recht egal.
Ich verzog leicht mein Gesicht, als die kalte Spitze des Messers schmerzvoll in meine Hand glitt, doch ich verdrängte die Schmerzen, als mehrere Bluttropfen auf das Buch tropften, dort zischend verdampften und sich das Buch danach lautlos öffnete.
Schnell traten die anderen auf das Buch zu, und beugten sich genau wie ich darüber, um anfangen den Text zu lesen.
Lucien
[König der Engel, Herrscher des Universums, größter Engel der Geschichte]
Aus der Liebe zweier Engel entstanden
Geboren unter den Sternen Hawaiis
Dazu verdammt für immer dort zu bleiben.
Mit hundert jungen Jahren von seinen Eltern weggegangen
Doch von seinem Vater eingefangen
Richtete der Vater seinen Zorn auf den jungen Engel
Band ihn mit seinem ganzen Sein an seinen Geburtsort
Mit seiner Lebenskraft, seiner Erscheinung und seiner Seele
Gebunden an eine Insel
Nach zweihundert langen Jahren, entstand Luciens unbändigende Kraft
Und er lehnte sich gegen seine Verbindung auf
Ihm gelang es, seine körperliche Verbindung zu Hawaii zu trennen
Doch die seelische Verbindung besteht bis zu diesem Tag, ohne das man sie jemals wieder trennen könnte
Und so geschieht es, das Hawaii untergeht wenn Lucien stirbt
Und das Lucien stirbt, wenn Hawaii untergeht
Dort stoppte ich, da Mika anfing zu flüstern. "Oh nein. Nein. Nein, Nein, Nein. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein."
Verwirrt schaute Sam sie an. "Hey, das ist scheiße, aber so unglaublich schlimm ist das doch nicht."
"Du hast doch keine Ahnung! Das ist schlimmer als das, was ich mir ausgemalt hatte."
Nach einer kleinen Pause in der sie tief durchatmete, sprach sie weiter.
"Ihr wisst es nicht, oder?"
Ich schüttelte den Kopf, und Mika schaute mir intensiv in die Augen.
"Das ist jetzt vor allem für dich wichtig, Lani, denn dir kann das auch passieren.
Wenn man einen Engel tötet, überträgt sich die Kraft des Engels auf sich selbst.
Das hat Theodor vor, Leute. Er würde es nie schaffen gegen Lucien zu gewinnen, aber er könnte es schaffen, Hawaii zu zerstören. Er will die Kraft des mächtigsten Engels aller Zeiten auf sich übertragen."
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Aeternitas
FantasiaErster Band: Electus 》Zweiter Band: Aeternitas《 Pausiert ~Ich vermisse dich. So. Unendlich.~ Zwei Jahre sind vergangen, seit Leilani fortgegangen ist. Um die wichtigsten Menschen in ihrem Leben zu schützen, musste sie ihr altes Leben hinter sich las...