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Demi Lovato - Stone Cold

Ich hatte wieder einen Traum.

Ich stand auf der Blumenwiese.

Das sollte jetzt eigentlich nichts Besonderes mehr sein, doch ich hatte nun seit zwei Jahren keinen Traum mehr mit Thalia gehabt.

Ich wusste nicht warum. Vielleicht war in den letzten zwei Jahren einfach nichts Wichtiges passiert. 

Suchend schaute ich mich um, während ich den altbekannten Duft der Blumen in mir aufnahm, und ein bisschen in alten Erinnerungen schwelgte. Ich dachte eigentlich, das Thalia hinter mir stehen würde oder so, doch stattdessen war ich alleine.

Ich zog abwartend die Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme.

Hatte Thalia verpennt mir hier zu erscheinen, oder sollte das hier irgendeinen tieferen Sinn haben?

Vielleicht sollte es meine Einsamkeit im 'wirklichen Leben' darstellen.

Pff.

Ich war schon immer scheiße in Interpretationen gewesen.

Ich seufzte einmal und versuchte schon wieder normal - ohne Träume - schlafen zu können, indem ich meine Augen fest zusammenkniff und daran dachte, nicht mehr auf der Blumenwiese zu stehen,  als ich plötzlich ein Geräusch hörte.

Langsam drehte ich mich um, und entdeckte ein merkwürdiges Flackern ein paar Meter von mir entfernt. Ich schritt darauf zu, und langsam erkannte ich, was dieses Flackern zeigen sollte.

Es war eine Art Version, denn ich sah ihn.

Er saß auf seinem Bett. Seine Haare waren etwas länger geworden, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte - logischerweise. Sie waren verwuschelt wie eh und je, und seine meerblauen Augen - die ich nur von der Seite erkennen konnte - waren so verwirrend und anziehend, wie noch vor zwei Jahren.

In seinen Händen sah ich nun auch ein Bild. Ich trat einen Schritt näher auf die flackernde Version zu, und erkannte das es ein Foto von mir und Jake war. 

Es war ein Schnappschuss gewesen.

Wir lagen damals gemeinsam in seinem Bett, und ich war gerade aufgewacht. Meine Haare waren unordentlich und zerzaust und ich hatte dunkle Ringe unter den Augen, doch ich lachte breit, und schaute Jake an, der wiederum grinsend in die Kamera blickte.

Ich lächelte wehmütig. Wie lange hatte ich schon nicht mehr so ehrlich gelacht? Ich wusste es nicht mehr.

Ich bemerkte, das Jake weinte, als eine Träne auf unser Bild tropfte. Schnell wischte er sie weg, und strich dann sanft mit seinem Daumen über mein Gesicht auf dem Foto.

"Ich vermisse dich, Lani. So. Unendlich."

Nach kurzer Zeit hielt er das Bild allerdings mit vier Fingern in der Mitte, zögerte kurz und riss es dann in zwei Hälften.

Er ließ die Schnipsel auf den Boden fallen, und rieb sich dann mit den Händen über sein Gesicht.

Auch mir floss eine Träne die Wange herunter. "Ach Jake..." flüsterte ich.

Langsam wurde mein Blickfeld dunkler und kleiner, bis ich nicht mehr träumte, sondern ruhig weiter schlief.

×××

Vielleicht doch nicht so ruhig. Hmpf.

Mitten in der Nacht wurde ich von einem lauten Klopfen geweckt. Aus Reflex fasste ich unter mein Kopfkissen, wo ich ein Dolch versteckte, und schaute dabei auf mein Handy.

05:34

Konnte ich nicht einmal in Ruhe schlafen, ohne das mich irgendjemand oder irgendetwas störte?

Es klopfte nochmal. Jetzt sogar noch energischer. Stöhnend stand ich auf.

Wer störte mich verdammt nochmal um halb sechs am frühen Morgen?!

Ich öffnete die Eingangstür einen Spalt breit, und zuckte zusammen.

Das ich erschrocken war, war noch untertrieben. Ich hatte eher Panik, als ich die Tür aufriss.

"Was bitteschön machst du hier?" Fragte ich.

Kaum war Mika in meine kleine Wohnung getreten, fing ich schon an sie mit Fragen zu bombardieren. 

"Was ist passiert?"

Nur meine Mom kannte meine Adressen aus den verschiedenen Städten. Sie hätte sie nie jemandem gegeben, wenn nicht etwas Schlimmes passiert wäre. Tausend schlimme Gedanken fuhren durch meinen Kopf, und als erstes dachte ich an ihn. Doch ich wusste das ich es gespürt hätte, wenn ihm etwas geschehen wäre.

"Geht es allen gut?"

"Keine Sorge, uns geht es allen mehr oder weniger in Ordnung."

"Meiner Mom?"

"Wer hätte uns sonst die Adresse geben können?"

Ich seufzte und musterte Mika dann kurz. Sie hatte sich ihre langen, roten Haare zu einem kurzen Bob schneiden lassen, und ihre braunen Augen funkelten noch immer angriffslustig. 

"Warum bist du dann hier?" fragte ich sie.

"Du weißt, das wir Spione unter den Jägern haben." Antwortete sie mit dringlicher Stimme. "Und sie haben uns jetzt berichtet, das..." Sie atmete tief durch, "das Theodor zurück ist. Und er hat irgendwas vor, und wir wissen nicht -"

Ich unterbrach sie.
"Theodor ist zurück?! Ich dachte er wäre gestorben!" 

"Wohl nicht. Und er hat wie gesagt irgendwas vor, was uns alle zerstören würde. Und du weißt, das wir nur mit dir stark genug dafür sind, ihn aufzuhalten."

"Warte kurz. Du willst mir gerade ernsthaft sagen, das mein ach so toller Vater von den Toten auferstanden ist und nun schon wieder vor hat uns zu zerstören? Hat er keine anderen Hobbys?" Verwirrt runzelte ich die Stirn.

"Naja, wir haben seinen Tod nicht mitbekommen, also kann es schon sein, das -"

Schon wieder unterbrach ich sie. "Und jetzt willst du das ich zurückkomme? Einfach so? Nach zwei Jahren?" 

Ich konnte nicht zurück. Ich würde alle wiedersehen, und ich wusste, das ich nicht mehr die Kraft haben würde, noch einmal zu gehen. Es war schon bei ersten Mal schwer genug gewesen.

Nervös lief ich in meinem kleinen Eingangsbereich herum.

"Lani, ich weiß nicht warum du gegangen bist. Glaub mir, wir alle haben uns in den letzten Jahren versucht einen Reim darauf zu machen. Eine Idee war unmöglicher als die andere. Aber du musst uns helfen. Und das weißt du ganz genau."

Mika hatte einen verzweifelten Unterton in ihre Wörter gelegt, und ich wusste das sie Recht hatte. Wie immer.

Ich nickte wiederwillig. "Okay. Ich gehe mit. Aber unter der Voraussetzung, das ich jemanden mitnehmen kann." Sofort fing ich an, die wichtigsten Sachen in eine große schwarze Reisetasche zu packen, die ich unter meinem Bett herauszog.

"Und wen?" 

Ich hatte vor Sam mitzunehmen. Ich wollte einen gute Freund haben, wenn ich alle wiedersehen würde, denn sie waren mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gerade gut auf mich zu sprechen.

"Wirst du schon sehen."

Dann nahm ich mein Handy raus, und rief Sam an.

○ ○ ○

AeternitasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt