Kapitel 1

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Mit meiner Tasche über der Schulter und dem Schlüssel in der Hand verlasse ich meine Wohnung und fahre mit dem Aufzug in die Tiefgarage. Ich steige in meinen kleinen blauen Toyota, stecke den Schlüssel ein und mache das Radio an. Routiniert kurve ich aus der engen Garage und befinde mich kurz darauf auf den Straßen Dortmunds. Zum Glück ist noch nicht viel Betrieb, die Jungs haben ausnahmsweise mal so früh Training, dass ich nicht im Berufsverkehr stehe. Vor dem morgigen Spiel, kann ich verstehen, dass Bosz noch eine extra Trainingseinheit machen will. Bayern ist jetzt nicht gerade der schwächste Verein.

Pünktlich komme ich am Trainingsgelände an. Da die Spieler noch nicht da sind, habe ich wie immer freie Parkplatzwahl. Ein kurzer Handgruß zum Wachmann und ich darf rein. Ewigkeiten laufe ich durch das riesige Gebäude, bis ich endlich am Behandlungszimmer angekommen bin. Welcher Architekt baut bitte den wichtigsten Raum ganz ans Ende? Klar, vom Platz und der Halle ist der Raum gut zu erreichen, aber es nervt immer einen halben Marathon gerannt zu sein, bis man da ist. Da ich wie immer eigentlich die Erste hier bin, lese ich schon mal den Tagesplan für heute und lege die passenden Geräte raus. Momentan sind nicht viele verletzt, aber irgendein Spieler hat immer was womit man sich den ganzen Tag beschäftigen kann. Und bei den Jungs wird es auch echt nie langweilig. Die Tür öffnet sich und Peter, mein Ausbilder, kommt rein. ,,Morgen Emi. Bist du schon lange da?" ,,Ein paar Minuten." Er nickt und stellt seine Tasche ab. ,,Wie du weißt wird es heute und morgen etwas stressig, die Jungs wollen alle Massagen und so weiter. Sabrina hat sich eben krank gemeldet, morgen wird sie leider auch nicht kommen, dass heißt einer weniger. Kannst du ein paar von ihr übernehmen?" ,,Klar. Ist da was besonderes dabei?" ,,Ne. Falls doch was sein sollte fragst du mich am besten." Ich nicke. Die Grundmassagen für Beine, Bauch und Rücken kann ich, doch sobald ein Spieler irgendwas spezielles will, bin ich raus. So weit bin ich in meiner Ausbildung noch nicht.

,,Marco, ich mach dich heute, Sabrina ist krank", informiere ich meinen Bruder, welcher den Physioraum betritt. ,,Okay." Er setzt sich neben die Liege auf welcher Roman gerade liegt und eine Wadenmassage bekommt.
,,So fertig." Ich beende die Griffe und scheuche ihn von der Liege.
,,Emi hättest du nicht Lust bei mir einzuziehen?", fragt Roman grinsend und greift nach seiner Trinkflasche. ,,Tut mir leid, aber ich bleibe in meiner Wohnung." ,,Wenn du mal nichts zu tun hast, dann kannst du ja mal vorbei kommen." Er klopft mir lachend auf die Schulter und verlässt den Raum. ,,Vergiss es", rufe ich ihm hinterher. Ich drehe mich wieder zu Marco um, welcher schon bereit auf der Liege liegt. ,,Was bekommst du?", frage ich und desinfiziere mir die Hände neu. ,,Erstmal Schulter und Rücken, vorallem der Untere bitte. Hab mich da in der Nacht irgendwie was verspannt." Ich fange an meine Fingerspitzen über seinen Rücken gleiten zu lassen, um zu schauen ob irgendwo Muskelverhärtungen sind. ,,Hier oder?", frage ich und drücke etwas stärker auf einen kleinen Knubbel direkt unter dem Schulterblatt. Marco nickt. Mit etwas Gefühl fange ich an den Muskel mit einer bestimmten Technik zu glätten.
,,Scheiße tut das gut", murmelt Marco. Sobald die Verhärtung weg ist suche ich weiter. ,,Alter, wie lange warst du nicht mehr hier?" Kopfschüttelnd löse ich die nächste Verspannung. ,,Die letzten Tage standen immer nur Beinmassagen an, wegen meiner Wade." Ich verlasse den Schultergürtel und gehe weiter runter in den Lendenbereich.
,,Muss bei deinen Beinen auch noch was gemacht werden?"
,,Vielleicht noch mal morgen vor dem Spiel, aber heute nicht." Ich nicke und verstärken den Druck meiner Hände. Mit Kraft straffe ich die Muskeln an der Wirbelsäule. Vorallem da kommt es bei Marco oft zu Verspannungen und an den Wirbeln tut das unglaublich weh. ,,Komm mal bitte mit den Schultern hoch." Er macht das, was ich ihm sage. Ich drücke seine Brustwirbel Richtung Liege, während Marco dagegen hält. Ich spüre wie es einmal unter seiner Haut ruckt, und höre dann sofort mit dem Druck auf. ,,Besser?" ,,Auf jeden Fall." Marco legt sich wieder in seine Ausgangsposition und ich fahre mit meiner Massage fort.

,,Emily, kannst du noch schnell Erik für mich übernehmen? Ich brauche bei Marc was länger." Heiko steckt den Kopf in mein Zimmer und sieht etwas gestresst aus. ,,Klar. Ich bin sowieso fertig." ,,Super, danke." Zwei Sekunden später kommt Erik rein. ,,Ich hoffe mal du hast was drauf", grinst er und legt sich hin. ,,Sonst wäre ich vermutlich nicht mehr hier." ,,Stimmt auch wieder. Einmal bitte Adduktoren, Wade und Fußsohle." ,,Alles klar." Wie immer desinfiziere ich mir die Hände und tropfe ein wenig von dem Öl auf meine Fingerspitzen. In leichten Kreisen fange ich an Eriks Adduktoren im Oberschenkel aufzulockern.
,,Und läuft bei dir mittlerweile mal wieder was?" ,,Was soll bei mir laufen?" ,,Als ob du immer noch keinen Neuen hast. Emi, die Typen stehen bei dir Schlange."
,,Du auch oder was?" ,,Nene ich bin glücklich mit meiner Freundin." ,,Ich hab kein Interesse an einer Beziehung."
,,Sitzt Mats etwa immer noch in deinem Kopf?" Kurz stocke ich.
,,Wieso sollte ich ihm noch hinterher rennen. Erstens habe ich damals Schluss gemacht und zweitens, wäre ich ihm wichtig hätte er sich ja auch mal in den zwei Jahren melden können."
,,Er hat sich echt nicht einmal gemeldet?" Ich schüttel den Kopf. ,,Aber es war ja seine Schuld." ,,Vielleicht kommt er zurück zum BVB." ,,Was?" Ich suche Eriks Blick, doch sein ernstes Gesicht verrät mir, dass er nicht gelogen hat. Sowas kann er nämlich nicht gut. ,,Warum sollte er zurück kommen?" Ich arbeite mich weiter runter zur Wade. ,,Keine Ahnung. Scheinbar ist Bayern doch nicht so seins. Kannst ihn ja morgen mal fragen." ,,Ganz bestimmt nicht. Soll er doch auf mich zukommen." ,,Du bist ne richtige kleine Diva." Ich zucke mit den Schultern. ,,Bei sowas schon."
,,Wenn Mats wirklich zurück kommt, wäre das doch ne neue Chance für euch beide. Ihr wart so ein schönes Paar, das hat sogar Marco zugegeben." ,,Ja ich weiß. Wenn er immer noch was von mir will, falls er nicht schon ne Neue hat, kann er es ja gerne versuchen. Aber ich mach nicht den ersten Schritt." ,,Mats ist kein Aufreißer. Warum sollte er ne Neue haben?" ,,Zwei Jahre sind ne lange Zeit, Erik. Und ich hab langsam auch den Ernst des Lebens verstanden. Die Liebe ist nunmal ein Arschloch." ,,Ich hab dir gleich gesagt wir hätten was anfangen sollen." Er grinst mich an. ,,Steh nicht so auf Blondchen. Aber lass das bloß nicht deine Freundin hören." Er winkt ab.
,,Du weißt doch wie locker sie mit sowas umgeht. Ihr zwei seit doch eh best friends." ,,Wir sind eben auf einer Wellenlänge." Ich beende meine Arbeit am ersten Bein und gehe zum zweiten über.

Immer wieder BVBWo Geschichten leben. Entdecke jetzt