Am nächsten Morgen ging ich das erste Mal seit 2 Wochen wieder in die Schule. Ich zog eine schwarze Jeans und einen dunkelblauen Sweater an und band meine Haare zu einem Pferdeschwanz. Als ich mein Spiegelbild beim Vorbeigehen betrachtete, seufzte ich. Jede Eleganz war aus meiner Haltung verschwunden und meine Augen hatten das Leben verloren. So konnte das nicht weitergehen. Ich blieb stehen und richtete mich gerade auf. Schwach lächelte ich mich selber an. Es war keine große Veränderung, aber ein Fortschritt. Ich atmete tief durch. Ich musste endlich über das Geschehen hinwegkommen. Meine Trauer würde Estelle und Emma auch nicht zurückbringen. Ich packte meine Schultasche und lief runter in die Küche.
Meine Mutter sah auf, als ich die Küche betrat. Sie lächelte mich warm an und wandte sich wieder dem Herd zu. Ein köstlicher Duft lag in der Luft. Pfannkuchen. „Guten Morgen, Liebling.", begrüßte sie mich.
„Morgen.", murmelte ich und setzte mich an den Tisch.
Mom stellte mir einen Teller mit einem Pfannkuchen vor die Nase. „Danke, Mom."
Mom setzte sich mir gegenüber hin und spielte mit ihrer Tasse. Sie war nervös. Schließlich hob sie den Kopf. „Lou. Wegen gestern. Du darfst nicht denken, dass dein Vater und ich dich nicht lieben. Wir lieben dich, sehr sogar. Aber gestern war dein Vater nicht da und ich wollte David ungern allein daheim lassen. Aber wir lieben dich, Lou. Okay?", erklärte sie leise.
Ich sah auf und in ihren Augen konnte ich erkennen, dass sie ehrlich war. „Okay, Mom."
Sie lächelte.
Mein Vater betrat die Küche. Sein fröhliches Strahlen war ansteckend. „Guten Morgen.", begrüßte er uns warm. Er drückte mir einen Kuss auf die Haare und setzte sich neben mich. Mom lächelte ihn warm an.
Ich stand auf und räumte meinen Teller in die Spülmaschine. „Ich gehe dann mal.", verkündete ich gut gelaunt.
Dad sah mich verwundert an. „Wieso so gut gelaunt?", fragte er aufmerksam.
„Ich muss endlich aufhören der Vergangenheit nachzutrauern. Das würde auch nichts ändern.", antwortete ich entschlossen.
„Find ich gut.", meldete sich eine Stimme von der Tür zu Wort. Dort stand Mariella und grinste mich schief an. „Bist du fertig?", fragte sie mich.
Ich nickte.
„Super. Dann lass uns gehen.", schlug sie vor. Mariella griff nach meiner Hand und zog mich aus dem Raum.
„Bis später, Mädels.", riefen meine Eltern uns noch gleichzeitig hinterher.
Im Flur griff ich nach meinem Rucksack und folgte Mariella aus dem Haus. Schweigend liefen wir die Straßen entlang bis Mariella plötzlich das Schweigen brach. „Meinst du Es ist wirklich tot?"
Überrascht sah ich sie an. „Welche andere Erklärung gibt es? Sie kann niemals so lange unter Wasser überlebt haben."
Mariella sah mich fest an. „Diesen Wassermenschen atmen auch Unterwasser. Du weißt nicht, zu was sie noch imstande sind."
Zweifelnd runzelte ich die Stirn. „Vielleicht sind es einfach nur Taucher, die Spaß daran haben, Leute umzubringen?"
Mariella seufzte. „Ja, vielleicht. Aber ich glaube, dass da mehr dahinter steckt.", beharrte sie.
Ich antwortete nicht. Ich hatte diese Dinger gesehen. Natürlich konnten das keine Taucher gewesen sein, aber vielleicht hatte mir damals auch einfach nur mein Verstand einen Streich gespielt. Schließlich war ich in Lebensgefahr gewesen. Menschen, die unter Wasser atmen konnten und vielleicht noch mehr konnten? War da nicht zu viel Fantasie im Spiel? Andererseits machte das mit den Tauchern noch weniger Sinn. Welchen Nutzen konnten sie darin sehen, Leute zu ermorden. Vielleicht war es auch einfach die Hoffnung daran, dass Estelle und Emma noch lebten, die mich dazu brachte, über Mariellas Gedanken nachzudenken. Vielleicht konnte man sie noch retten?...
In der Schule war es ungewohnt still. Ich schätzte, dass ich mich niemals daran gewöhnen können würde, dass der Platz neben mir leer war. Keine Zettel, keine Witze, keine Emma. Die mitleidigen Blicke meiner Mitschüler halfen nicht. Schon seitdem ich die Schule betreten hatte, waren alle Augen auf mir gelegen. Mariella hatte meine Hand genommen und die offensichtlichen Starrer angeblafft. Aber es änderte nichts. Die Schule war leer ohne Emma. Während der Doppelstunde Bio fasste ich einen Entschluss. Ich würde mehr herausfinden. Es konnte nicht sein, dass keine Wasserleichen gefunden wurden und die Menschen trotzdem tot waren. Irgendwas ging hier vor sich. Und ich war bereit es herauszufinden.
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Atlantis - Stadt des Wassers
Fantasy„Von Feuer, Wasser, Erd' und Luft beschenkt, doch die rasende Zeit drängt; Kampf zwischen zwei der Mächte, sie muss entscheiden das Gefechte; Doch wenn das Licht zuerst erlischt, das Blute der Völker sich vermischt, Und für die Schatten Macht...