„Papa, bring Jo und Mama auf der Stelle hier raus und nimm auch Emma und Lou mit.", bestimmte Juli verbissen.
In der Tür tauchte ein rothaariges Mädchen auf. „Zu spät.", meinte sie gehässig und hob ihre Hand.
Im nächsten Moment raste ein feuerroter Blitz auf uns zu.
Oh, shit, wir würden alle verrecken.
Plötzlich machte Juli einen Schritt nach vorne und hob ebenfalls ihre Hand.
Der blaue Wasserstrahl sah zwar harmloser aus, hatte aber eine höhere Geschwindigkeit als der Feuerstrahl und zerfetzte diesen, als sie aufeinander trafen.
Julis Augen funkelten türkis, die des rothaarigen Mädchens glühten feuerrot.
Trotzdem sah Juli um Weiten bedrohlicher aus.
Allein ihr Todesblick hätte mich als ihr Gegenüber schon eingeschüchtert, aber die Kraft, die sie ausstrahlte, war nochmal eine ganz andere Sache.
Sie wirkte viel stärker und mächtiger als das rothaarige Mädchen.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie Aquarius Naima und Jo zum Nebenausgang schob und Emma ihnen hinterher schlich.
Sollte ich ihnen folgen?
Aydan gab mir mit einem Kopfnicken in ihre Richtung zu verstehen, dass ich abhauen sollte, aber indem Moment tauchten in der Nebentür zwei braunhaarige Typen auf.
Aquarius stellte sich sofort vor Naima. Und zu meiner Überraschung sah ich wie auch Jo sich vor Emma stellte.
„Sieh mal einer an, die gesamte Königsfamilie auf einem Haufen.", kommentierte eine weibliche Stimme von der Tür aus.
Eine große Blondine mir eiskalten blauen Augen stolzierte in den Speisesaal. „Wie schön zu sehen, dass die Königin immer noch lebt.", meinte sie verächtlich mit einem Blick auf Naima.
Die zwei männlichen Feuer-Elementaner drängten Aquarius, Naima, Emma und Jo wieder zu uns.
„Was wollt ihr?", fragte Juli zischend.
Die Blondine sah Juli abfällig an. „Das würdest du nicht verstehen, kleines Prinzesschen."
Ich sah wie Juli sich anspannte und in ihrem Blick las ich, dass sie diese Blondine am liebsten langsam und qualvoll umbringen wollte.
Notiz an mich selbst: Nenne Juli niemals ‚Prinzesschen', es sei denn du willst grausam ermordet werden.
„Alles was ihr uns geben müsst, ist Lou. Mein Boss will das Mädchen und wir lassen euch dafür in Ruhe.", fuhr die Blondine gelangweilt fort und studierte ihre perfekt rot lackierten Nägel.
„Was? Warum? Lou ist nichts Besonderes!", entgegnete Aaron.
„Denkst du, du kannst uns verarschen, Kleiner?! Wir wissen, dass sie das Mädchen aus der Prophezeiung ist. Sie ist die perfekte Waffe.", zischte die Blondine.
„Sie ist doch keine Sache, die ihr einfach stehlen könnt und dann gehört sie euch!", fauchte Juli sie an.
Allerdings. Danke, Juli.
Plötzlich streckte die Blondine die Hand aus und ein Feuerstrahl jagte direkt auf Jo zu.
Diese war davon so überrumpelt, dass sie nicht ausweichen konnte und der Blitz sie gegen die Wand schleuderte, wo sie stöhnend zusammensackte und reglos liegen blieb.
Naima schrie auf und wollte zu ihrer Tochter eilen, doch die männlichen Feuer-Elementaner drängten sie wieder zurück.
Da begann der Boden zu beben und Juli ballte die Fäuste fest zusammen.
Plötzlich zerbarsten die Fenster und Wassermengen brachen herein, bevor sich das Fenster wieder automatisch erneuerte.
Die Blondine taumelte zurück.
Die Wassermengen bauten sich zu einem gigantischen Wasserstrudel auf, der sich in vier Wasserstrudel teilte, die auf je einen Feuer-Elementaner zusteuerten.
Die Blondine schrie auf, doch im nächsten Moment hatte einer der Wasserstrudel sie bereits eingeschlossen, auch die anderen Feuer-Elementaner wurden von je einem Wasserstrudel verschluckt.
Kaum war das geschehen, vereisten die Wasserstrudel von unten beginnend und zerbarsten mit einem lauten Knall.
Die Eissplitter sprangen in alle Richtungen und wurden wieder zu Wasserpfützen.
Mit großen Augen starrte ich Juli an, die tief Luft holte und sich wieder entspannte.
Naima rannte an Jos Seite.
Aaron sah Juli beeindruckt an. „Nicht schlecht, Schwesterherz, nicht schlecht."
Juli lächelte schwach und ging auch zu ihrer Schwester.
Emma und ich wechselten einen entgeisterten Blick.
Erinnert mich bitte daran, mich niemals mit Juli anzulegen. Niemals.
Alter Schwede, ich hatte ernsthaft gedacht, wir würden sterben, aber das ließ mich eher Mitleid für unsere Angreifer empfinden!
Obwohl... die blonde Schnepfe hatte es verdient!
Wachen kamen hereingestürmt. „Eure Majestät, geht es Euch gut?!"
„Bringt Jo zum Heiler. Sofort!", befahl Naima barsch.
Die Wachen gehorchten und trugen Jo hinaus.
Die Königin und Aldwyn folgten ihnen zügig.
„Das war's! Diese verblödete Idioten-Königin des Feuers kann was erleben! Das war absoluter Hochverrat nach unserem Friedensvertrag!", schimpfte Aaron zornig.
„Da stimme ich dir voll und ganz zu.", erwiderte der König seufzend. „Sie anzugreifen wäre dennoch dumm von uns."
Überrascht sah Aaron seinen Vater an. „Warum?"
Aquarius seufzte nochmal tief und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Seit langer Zeit gelten Feuer und Wasser als Feinde, das ist kein Geheimnis, mein Sohn. Aber auch wenn die Feuer-Elementaner arrogante selbstgefällige Schnösel sind, so haben sie in einer Sache Recht: Feuer ist stärker als Wasser."
Juli schnaubte empört. „Das stimmt nicht!"
Ihr Vater ignorierte ihren Einwurf. „Und wenn wir sie angreifen, müssten wir dies in Phoenix machen, einer Stadt, die die Feuer-Elementaner ohne großen Aufwand entzünden und uns alle vernichten könnten. Es wäre ein aussichtsloser Kampf.", brummte er.
„Aber sie haben Jo verletzt und Mama fast getötet!", hielt Juli entrüstet dagegen.
„Irgendwie glaube ich nicht daran. Saphira ist trotz allem eine vernünftige Königin, vielleicht wusste sie nichts von dem Angriff ihrer Leute.", mischte Aydan sich ein.
„Aber sie wusste sehr wohl von den Anschlägen und hat nichts gemacht!", schrie Juli ihn an.
„Ja, weil sie ihre eigenen Leute nie verdächtigen würde! Du etwa?", feuerte Aydan wütend zurück.
„Ja, wenn die Hinweise so eindeutig wären! ‚Ihr werdet in Flammen vergehen!', Aydan! Welches andere Element käme für dich infrage!", fuhr Juli ihren Bruder bissig an.
Aydan antwortete nicht, doch sein Blick war mahnend und wütend. „Verurteile keine Unschuldigen, Juli!", redete er schließlich auf sie ein.
„Das tue ich nicht, denn sie sind nicht unschuldig!", zischte Juli.
Aquarius seufzte. „So wie es aussieht müssen wir das alte Elemente-Schlachtfeld wieder eröffnen." Er sah uns an. „Aber Aydan hat Recht, das Feuer muss nicht schuldig sein."
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Atlantis - Stadt des Wassers
Fantasy„Von Feuer, Wasser, Erd' und Luft beschenkt, doch die rasende Zeit drängt; Kampf zwischen zwei der Mächte, sie muss entscheiden das Gefechte; Doch wenn das Licht zuerst erlischt, das Blute der Völker sich vermischt, Und für die Schatten Macht...