Aquarius verließ zuerst den Thronsaal und wir Restlichen folgten ihm. Nur Flora, Solveig und Naima blieben hier. Davon abgesehen, dass die drei im Falle eines Notfalls als Thronfolger hierblieben, gab es noch unterschiedliche Gründe für ihr Zurückbleiben. Sollte Aquarius sterben, hatten die Vierlinge und Jo zumindest noch eine Mutter, so grausam das auch klang. Außerdem war Naima noch zu schwach. Flora hatte eine Familie und war im Moment auch noch rechtmäßige Thronfolgerin in Florentina. Sie wurde gebraucht. Und Solveig... Diese Glaspuppe fing wahrscheinlich schon an zu heulen, wenn sich jemand ein Knie aufschlug, also blieb sie auch zurück. Aquarius hatte auch versucht Saphira zu überreden, weil sie im Moment die einzige lebende Angehörige der Königsfamilie war, aber Saphira schien fast so Krieg-besessen wie Rose zu sein und hatte sich geweigert hier zu bleiben.
Ich lief fast am Schluss des Zuges.
Aiana ließ sich zurückfallen bis sie neben mir ging.
Ich spürte wie Aiana nach meiner zitternden Hand griff.
Als ich zu ihr sah, lächelte sie aufmunternd. „Alles wird gut. Keine Sorge."
Vor uns tauchte eine riesige schwere schwarze Flügeltür auf, die über und über mit wunderschönen goldenen und silbernen Schnörkel versehen war.
Aquarius steuerte auf sie zu und fast automatisch schwang die gewaltige Tür knarzend auf.
Als wir in den dahinter liegenden Saal traten, war ich überrascht. Der Saal war außer ein paar leeren Krankenbetten, an denen Ärzte standen, leer. Nur in der Mitte des Raumes befand sie ein Tor wie die vier Tore in der Unterwassergrotte vor Atlantis, nur mit dem Unterschied, das dieses hier einen golden Rahmen hatte und von ihnen schwarz pulsierte. Es wirkte bedrohlich.
Aquarius lief auf einen der Ärzte zu. „Es geht los. Seid ihr bereit?"
Der Arzt nickte. „Lasst uns hoffen, dass man uns trotzdem nicht so oft brauchen wird."
„Ich hoffe es, aber ich befürchte, dass das nicht so sein wird.", erwiderte Aquarius.
Durch die Flügeltür trat ein riesiger Trupp an Soldaten. Außer Speeren trugen sie nichts bei sich. Brauchten sie aber bei ihren Kräften vermutlich auch nicht.
Nervös dachte ich daran, was das Einzige, was ich bis jetzt erreicht hatte, war: Einen Wasserstrudel zu kontrollieren.
Würde ich diesen Kampf überhaupt überleben?
Aiana drückte meine Hand. „Halt dich an mich. Ich lass nicht zu, dass du stirbst.", flüsterte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
Beruhigen tat sie mich damit nicht wirklich. Aiana wirkte im Anbetracht des Kampfes zwar um einiges weiser und ernster, aber sie erschien mir immer noch nicht wirklich stark.
Rose oder Juli würden mich da mehr beruhigen.
Aquarius sah auf die Uhr, nickte dann und trat gefolgt von einigen Soldaten als Erstes durch das Portal.
Mein Herz drohte vor Aufregung fast aus meiner Brust zu springen.
Plötzlich stand Aydan vor mir und umarmte mich fest. „Pass auf dich auf.", murmelte er hastig, bevor er mich schnell wieder losließ und seinem Vater mit seinen Brüdern folgte.
Dicht hinter ihm sprangen Saphira und Shi mit weiteren Soldaten durch's Portal.
Im nächsten Moment stand Juli vor mir.
Juli nahm meine Hand und drückte sie fest. „Egal, was passiert. Verreck mir hier bloß nicht! Ay braucht dich. Dieser Idiot hat sich tatsächlich einmal verliebt und deswegen will ich nicht, dass du stirbst."
Trotz der Situation grinste ich schwach. „Das war nur eine freundschaftliche Umarmung, Juli. Zwischen uns war nie was und da wird auch nie was sein."
„Wer's glaubt wird selig.", meinte Juli misstrauisch
Ich seufzte. „Pass auf dich auf. Ich will nicht, dass du stirbst."
Juli schnaubte verächtlich. „Jetzt bleib mal realistisch. Solche kleinen Kinder kriegen mich nicht rum."
Kurz entschlossen zog ich sie in eine Umarmung. Sie hatte mir so viel geholfen, mich unterstützt, an meiner Seite gekämpft. Klar, ihr Temperament und ihre Launen hatten es uns nicht immer einfach gemacht, aber letztendlich war sie immer da gewesen.
Dann zog ich auch noch Aiana in eine Umarmung, gefolgt von Livia, die mit Rose ebenfalls in meiner Nähe stand.
Rose protestierte, als ich sie an mich zog, aber ich ignorierte sie.
„Das ist mir entschieden zu viel Liebe hier! Bah! Weiche von mir, Satan!", rief sie aus, doch sie grinste schief.
Dann ließ ich auch sie los und umarmte Emma noch hastig, bevor ich auf's Portal zu eilte.
Aiana und Juli griffen nach je einer Hand von mir.
Wir traten in das Portal und wie immer fühlte es sich an als würden wir fallen.
Doch da ich das Gefühl schon kannte, konnte ich mich darauf vorbereiten und stolperte zumindest ein bisschen elegant als beim letzten Mal aus dem Portal.
Juli und Aiana zogen mich schnell zurück und verhinderten somit, dass ich der Länge nach hinknallte.
Vor uns war ein gigantisches Feld.
In der Ferne sah man am Rand des Feldes mit gleichmäßigem Abstand von einander die anderen Portale: Erde, Feuer, Luft und das für die Menschenwelt.
Ich hatte kaum Zeit mir ein Bild über den bereits entbrannten Kampf zu machen, da wurden Aiana und ich schon von Juli getrennt.
Sie wich einem Schuss nach rechts aus, Aiana riss mich mit einem Hechtsprung nach links.
Dann verschwand Juli vollständig aus meinem Sichtfeld.
„Denk dran! Fühl das Element! Konzentrier dich!", rief Aiana mir zu, als sich vor uns drei Männer aufbauten.
Wie soll man sich konzentrieren, wenn man am liebsten wieder schreiend durch das Portal wegrennen würde!?
Doch die Wut und Angst in mir brachten etwas zum brodeln. Ich fühlte mich stark.
Reflexartig streckte ich eine Hand aus und stellte mir Feuer vor, als ein Mann auf mich zu jagte.
Eine Sekunde lang kribbelte meine Hand elektrisch, dann schoss ein Feuerblitz hervor und verkohlte den Mann, sodass er zu Asche zerfiel.
Aiana jubelte laut, während sie einen der zwei anderen Männer mit einer Pflanzenrebe erwürgte. Nur sie konnte sich vermutlich freuen, wenn Andere Leute umbrachten. „Du hast es geschafft!", schrie sie, während sie sich dem anderen Mann zuwandte.
Schnell drehte ich mich zu einem nahendem Angreifer. Die Wut und Angst um mein Leben machte alles so viel einfacher. Bald schon war das Kämpfen kaum noch anstrengend.
Schon komisch wie besondere Umstände alles ändern konnten.
Aiana blieb ständig in meiner Nähe. Sicherhaltshalber. Und dafür war ich dankbar.
Die nächste Zeit verflog, ohne dass ich wusste, ob es sich um Minuten oder Stunden handelte.
Meine Klamotten waren blutverschmiert und mein Körper von blauen Flecken und Kratzer übersät. Meine Haare hatten sich längst aus meinem Zopf gelöst und hingen mir jetzt zerzaust und Schweiß-verklebt im Gesicht. Schweratmend sah ich mich um und wich automatisch ein paar Schritte nach hinten aus. Um mich herum war ein Leichenfeld. Aiana war nicht zu sehen.
Ein paar Meter entfernt stand die keuchende Livia. Wir blickten uns erschöpft an. Gleichzeitig wandten wir uns um und schlängelten uns durch die schmalen Wege, die Leichen-frei waren.
Weiter entfernt sah man noch Leute kämpfen. Auch Juli war unter ihnen und kämpfte verbissen.
Livia und ich beschleunigten unsere Schritte.
Livia sprang an die Seite ihrer Schwester Rose, welche sofort aufgebracht zischte „Ich kann das alleine, du Hohlkopf."
Unwillkürlich entwich mir ein Grinsen, doch das verschwand wieder als ich zu Juli sah.
Sie hatte einen Angreifer übersehen, der sich jetzt von hinten näherte.
„Juli!", schrie ich warnend, doch es war zu spät. Der offensichtlich schwarze Magier schleuderte einen Zauber auf sie und ich musste an Livias Worte denken.
Jeder Zauber sieht gleich aus, du weißt also nie, ob gerade ein Todesfluch oder ein gewöhnlicher Schockzauber auf dich zufliegt.——————————————————
Sooooo. Das nächste Kapitel wird das Finale;) Frohe Weihnachten<3 ~ Jana:)
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Atlantis - Stadt des Wassers
Fantasy„Von Feuer, Wasser, Erd' und Luft beschenkt, doch die rasende Zeit drängt; Kampf zwischen zwei der Mächte, sie muss entscheiden das Gefechte; Doch wenn das Licht zuerst erlischt, das Blute der Völker sich vermischt, Und für die Schatten Macht...