Die erste Stunde war Geschichte. Ich saß hier neben Chiara, aber meine zweite Seite war, wie schon seit 2 Wochen, leer. Ich spürte, die Blicke der Waterson-Drillinge auf mir und fühlte mich unwohl. Hielten sie mich für bekloppt, weil ich es für möglich hielt, dass es Elementaner gab? Hielten sie mich für leichtsinnig, weil ich mich in so eine Gefahr begab? Oder hielten sich mich für naiv, zu glauben, ich könnte Emma und Estelle retten? So oder so störten mich ihre Blicke und ich war einfach nur glücklich, als es endlich zum Stundenende läutete und ich hastig aus dem Raum schlüpfen konnte. Die zwei nächsten Stunden Englisch und Deutsch hatte ich ohne die Waterson-Drillinge und dafür war ich dankbar. Entspannt ließ ich den Redefluss der Lehrer an mir vorbeigehen. Sollten die doch den ganzen Tag labern, was sie wollten. Solange ich keinem der Watersons über den Weg lief, war alles in Ordnung. Denn so ungern ich das zugab: Sie machten mich paranoid.
Als ich aus der Schule trat, schien die Sonne unbarmherzig heiß auf uns herab. Seufzend machte ich mich auf den Weg nach Hause. Mein Blick schweifte sehnsüchtig zum Meer. Wie gern würde ich jetzt dort hingehen, durch das seichte Wasser laufen und mich ein bisschen abkühlen. Aber das war leichtsinnig und das wusste ich. Mein Leben zu riskieren, war nicht gerade schlau.
Auf dem Weg nach Hause bekam ich eine Nachricht von meiner Mom.
Hallo, Liebling. Ich bin gerade einkaufen gegangen. David ist allein Zuhause, aber du bist ja sowieso in spätestens 5 Minuten daheim. Essen steht im Kühlschrank, mach es dir und David einfach warm;) Kuss, Mom
Ich antwortete ihr schnell und setzte meinen Weg nach Hause fort.
Als ich die Haustür öffnete und in den kühlen Gang trat, atmete ich auf. Die Hitze war echt unerträglich.
Doch dann fiel mir die Stille im Haus auf.
Misstrauisch lief ich den Gang entlang und steckte meinen Kopf zuerst in die Küche, dann ins Wohnzimmer. „David?", rief ich laut.
Keine Antwort.
Alarmiert jagte ich die Treppe hoch und riss die Tür zu seinem Zimmer auf. „David, lass die Scheiße! Wo bist du?!", schrie ich aufgebracht.
Immer noch nichts.
Mein Blick tastete durch's Zimmer und blieb am Fenster hängen.
Mir stockte der Atem.
Eine kleine Gestalt rannte gerade in die Wellen des Meeres. Mein Bruder. Shit.
Sofort wirbelte ich herum und rannte die Treppe hinunter wie eine Verrückte. Panisch raste ich die Wege zum Strand entlang.
Wir hätten ihn nicht allein lassen sollen! David liebte das Meer und jetzt durfte er seit mehr als 2 Wochen nicht mehr ans Meer. Er war ein Wirbelwind und ein Kind, das tat, was es wollte. Uns hätte klar sein müssen, dass er bei der nächsten Gelegenheit am Meer wäre.
Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte endlich der Strand vor mir auf.
Ich erfasste David mit meinem Blick und jagte den Wellen entgegen. David war schon ziemlich weit vom Strand entfernt, es würde Zeit kosten, zu ihm zu gelangen.
„David, komm da sofort raus!", fuhr ich meinen Bruder an, während ich zu ihm watete, so schnell es eben ging.
David wandte seinen Kopf zu mir und strahlte mich glücklich an. „Lou!!! Komm und spiel mit mir!", rief er glucksend.
„David, wie alt bist du nochmal?! Und außerdem kommst du jetzt besser sofort her oder du kriegst richtig Ärger!", erwiderte ich scharf.
Ich war viel zu langsam für meinen Geschmack.
David schüttelte trotzig den Kopf. „Ich will nicht raus!"
Er ruderte ein wenig weiter raus. Weg von mir.
Flehend sah ich ihn an. „Bitte, David!"
Die schweren Klamotten machten es mir noch schwerer zu waten.
Hinter mir hörte ich jemanden rufen. „David!! Komm da sofort raus!! Was tust du denn da?", schrie Mariella panisch.
Als ich kurz umdrehte, sah ich, wie Mariella ebenfalls in die Wellen lief.
Ich konzentrierte mich wieder auf David. „Du hast doch gesehen, was mir Emma und Es passiert ist! Bitte komm her."
David schüttelte nochmal trotzig den Kopf.
Verzweifelt dachte ich nach. „Du kriegst dann auch ein Eis!", versprach ich.
Davids Gesicht hellte sich augenblicklich auf. „3 Kugeln?"
„Ja.", antwortete ich nervös.
David ruderte sofort auf mich zu.
Erleichtert streckte ich meinen Arm aus.
Da glitt mein Blick an ihm vorbei. Mein Herz blieb stehen. 3 große Schatten schwammen auf uns zu.
Ich stieß einen schrillen Schrei aus, packte David am Arm und schob ihn vor mir zum Ufer.
Mariella kam mir schon entgegen.
Ich sah zurück.
So musste Estelle sich vor zwei Wochen gefühlt haben. Zu realisieren, dass man selber es niemals ans Ufer schaffen würde. Trotz der Panik, die sich in mir aufbaute, gab ich David einen letzten Stoß und blieb stehen.
Mariella schrie auf. „Nein, Lou! Lauf weiter!"
Als ich zur ihr sah, rannen ihr die Tränen über die Wangen. Sie würde ihre letzte Schwester verlieren.
Ich schüttelte den Kopf. „Das hat keinen Sinn, Ella! Bring David so schnell es geht aus dem Wasser raus!", schrie ich.
In dem Moment umschloss etwas mein Bein und mit einem Ruck wurde ich unter das Wasser gerissen. Das Meerwasser strömte in meine Lungen. Panisch versuchte ich mich von dem Ding loszureißen, doch ich war zu schwach. Langsam schwanden meine Kräfte. Mein Sichtfeld wurde dunkler und verschwommen, dann wurde alles schwarz.
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Atlantis - Stadt des Wassers
Fantasy„Von Feuer, Wasser, Erd' und Luft beschenkt, doch die rasende Zeit drängt; Kampf zwischen zwei der Mächte, sie muss entscheiden das Gefechte; Doch wenn das Licht zuerst erlischt, das Blute der Völker sich vermischt, Und für die Schatten Macht...