23. Kapitel

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte und meinen Blick durch's Zimmer schweifen ließ, schlief Emma noch.
Leise stand ich auf, zog mich an und schlich aus dem Raum.
Den Weg zum Thronsaal kannte ich mittlerweile ziemlich gut.
Als ich die Tür aufstieß, war ich überrascht Aydan zu sehen. Es war erst kurz vor sieben und Aydan erschien mir nicht wie ein Frühaufsteher.
„Hallo.", murmelte ich leise.
Aydan sah auf. „Guten Morgen, Lou."
Schweigend stellte ich mich neben ihn und starrte mit ihm durch das Fenster.
Draußen sah man die wunderschönen typischen Häuser Atlantises und ein paar Bewohner schwammen schon durch die Straßen.
Zwei Kinder spielten ausgelassen Fangen, vermutlich waren sie Bruder und Schwester, denn sie ähnelten sich haargenau.
Der um die 10-Jahre-alte Junge schwamm absichtlich langsamer, damit seine circa 4-Jahre-alte Schwester ihn fangen konnte.
Der Gedanke, dass diese friedliche schöne Stadt bald unter einer grausamen Herrschaft leiden könnte, war grausam.
Aydan neben mir seufzte leise. „Ich mach mir Sorgen."
Erstaunt sah ich ihn an. „Was? Du? Soll ich den Heiler holen?"
„Das ist nicht witzig, Louana.", presste Aydan hervor.
„Ich versuch nur, die Stimmung aufzulockern. Es bringt uns nichts, Trübsal zu blasen.", verteidigte ich mich.
„Ja, da hast du wohl Recht.", stimmte er mir leise zu. „Wir hatten nicht viel Zeit, um dich zu trainieren, aber denk daran zu fühlen. Nur wenn du ein Element fühlst, kannst du es auch verwenden. Und wenn du das noch nicht kannst, finde die innere Mitte."
Ich nickte ruhig, obwohl ich innerlich schreiend durch die Gegend rannte.
Ich soll ein Element fühlen?! Wie zur Hölle sollte das auf einem Schlachtfeld funktionieren!? Und die innere Mitte finden? Klar, ich setze mich immer hin und mache Yoga, während sich um mich herum Leute abschlachten!
Hinter uns knallte die Tür auf und Juli rannte in den Thronsaal. „Holy shit, Raya hat keine Chance! Die Erd-, Luft- und Feuerelementaner schließen sich uns an! Wir haben so gut wie gewonnen!", jubelte sie.
„Nicht, wenn sie noch andere schwarze Magier bei sich hat.", erwiderte Aydan.
Hinter Juli kamen jetzt auch Aquarius, Naima, Aldwyn, Aaron, Emma und überraschenderweise auch Jo herein.
Hinter ihnen kamen auch unsere ‚Gäste' herein: Saphira, Shi, das braunhaarige Mädchen, das mit ihnen gekommen war und offensichtlich eine Shi unterstellte Leibwache war, Rose, Livia, Solveig, Königin Ava, Flora, Gian und Aiana.
19 Leute waren wir. Alle vereint durch den Wunsch unser Leben zu retten und die Königreiche zu schützen.
Solveig sah noch blasser aus als gestern. Sie wirkte wie ein schwächliches Gespenst, wie ein Schatten, der hinter Livia und Rose her huschte.
Rose war überraschend gut gelaunt. Sie strahlte unheimlich, als sie den Raum betrat und lief mit federnden Schritten.
Was war nur los mit ihr...?
Shi und Juli wechselten einen Blick.
...Heilige Makrele! Was ist nur los hier? Mal abgesehen davon, dass ich Ausrufe der Wasserelementaner verwende, die ich früher nicht mal im Traum benutzt habe, was war das für ein Blick zwischen Shi und Juli?!
Standen die zwei aufeinander? Nicht dass es mich störte, es wäre nur... überraschend für mich.
Woher kannten sich die zwei überhaupt so gut?! Bildete ich mir vielleicht auch einfach nur was ein?!
Egal, konzentrier dich auf die wesentlichen Dinge!, ermahnte ich mich selbst.
Königin Ava strich Flora beruhigend über den Rücken.
„Also...", fing König Aquarius an. „Wissen eure Leute, wann es losgeht?"
Alle nickten und Königin Avas Blick glitt zur Uhr. „Sie werden in genau einer Stunde um Punkt 12 Uhr durch ihre Portale auf das Schlachtfeld kommen."
König Aquarius nickte. Doch es sah nicht beruhigt oder zuversichtlich aus. Es war eher ein hilfloses, fast schon verzweifeltes Nicken. In seinen Augen stand Unruhe und die Falten in einem Gesicht waren tiefer. Es wirkte, als wäre er über Nacht um 20 Jahre gealtert.
„Kann mir jemand sagen, was genau das Gefährliche an schwarzer Magie ist?", fragte ich leise nach.
Ausdruckslos sah Livia mich an. „Schwarze Magie ist grausam. Jeder Zauber sieht gleich aus, du weißt also nie, ob gerade ein Todesfluch oder ein gewöhnlicher Schockzauber auf dich zufliegt. Außerdem gibt es Zauber, die dich betäuben oder dir deine Kräfte rauben können und dann hast du so gut wie verloren.", erklärte sie mir.
„Und warum eignet sich dann nicht jeder schwarze Magie an, wenn sie so mächtig ist?", erkundigte ich mich und bemerkte im gleichen Atemzug wie grausam meine Frage klang.
Doch Livia schien zu verstehen, wie ich das Ganze meinte. „Wer sich der schwarzen Magie zuwendet, muss Opfer bringen und zwar nicht nur Tieropfer, sondern auch Menschenopfer, obwohl Tieropfer auch schon schlimm wären. Nur dann bekommt man von den Dämonen Macht zugeschrieben. Mord wird hier nicht geduldet. Wer tötet verliert seine ganze Macht und wird auf die Erde verbannt. Wer sich der schwarzen Magie widmet, verliert so oder so seine Elementarkräfte, aber naja. Zusätzlich ist das Ganze ein unglaubliches Risiko, weil die Dämonen nicht jeden annehmen. Wenn du das Ritual zur schwarzen Magie durchführst, kann es passieren, dass die Dämonen dich nicht annehmen und dich stattdessen ‚besetzen'. Dadurch wirst du verrückt und das Ganze endet meist darin, dass du dich selbst auf irgendeine Weise umbringst. Aber durch das Ritual verlierst du ganz cliche-haft, wie aus einem Roman, deine Seele, was bei Elementanern bedeutet, dass sie als Schattendämonen im Reich der Dämonen dienen müssen. Und das ist nicht irgendsoein Glaube. Die Tore zu diesem Reich werden nämlich von speziellen Kriegern beschützt und sind für Lebende nicht zu öffnen. Alle, die sich der schwarzen Magie zuwenden und irgendwann sterben, werden zu Schattendämonen. Aber was wir Elementaner wollen, ist etwas ganz anderes: Im Normalfall kommen die Seelen verstorbener Elementaner in das Reich der Seelen, das ebenfalls von speziellen Kriegern bewacht wird. Dort ‚schlafen' die Seelen meistens ein paar 100 Jahre, bevor sie wieder geboren werden. Es gibt sogar Elementaner, die sich an ihre früheren Leben erinnern. Normale Elementaner können aber auch zu sogenannten ,Kidemónas' werden. Kidemónas leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet so viel wie "Wächter". Von den Kidemónas gibt es immer vier. Jeder von ihnen ist der Wächter von je einem Element. Kidemónas erscheinen wenn ein Volk in Gefahr ist und sie passen auf die Elementaner und auf die verstorbenen Seelen im Reich der Seelen auf. Alle paar 100 Jahre werden die Kidemónas ausgewechselt, damit sich auch die Seele eines Kidemónas mal ausruhen kann. Für einen Elementaner gibt es keine größere Ehre als ein Kidemónas zu werden. Schon allein deswegen würde sich kaum jemand der schwarzen Magie zuschreiben. Schwarze Magie ist mit viel Risiken verbunden.", erzählte Livia ausführlich.
Eine Weile war es still und ich schweifte ab und dachte über ihre Worte nach. Selbst als die Anderen wieder lockere oder zumindest versucht lockere Gespräche anfingen, grübelte ich noch vor mich hin. Wer würde sich bei solchen Risiken freiwillig der schwarzen Magie widmen? Wer tat sowas nur für Macht? Offensichtlich Raya.
„Okay, Leute. Wir müssen uns langsam auf den Weg machen.", verkündete Juli schließlich.
Auf der Stelle war es mucksmäuschenstill.
Jetzt ging es los.
Jetzt entschied sich unsere Zukunft.

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Sorry. Das Kapitel zieht sich ein bisschen und ist langweilig, aber die Informationen braucht ihr später noch;) ~ Jana:)

Atlantis - Stadt des WassersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt