Kapitel 2

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Ich hatte Leon zum Vereinsgelände gebracht und war danach zu Karo durch gefahren. Er würde jetzt eine Woche in Spanien sein und ich hatte Zeit zum durchatmen und für meine beste Freundin.
Wir trafen uns in Essen im Vapiano zum Mittag.

Karo erwartete mich schon und sprang auf um mich zu begrüßen.
"Na du Kleine, wie geht's dir?"
Ich lachte meine knapp einen Kopf größere beste Freundin an. "Mir geht's gut, Große und dir?"
"Ja auch..." sagte sie und ließ viel Platz für Interpretationen.
Wir holten uns erstmal was zu Essen ehe wir uns ans Fenster setzten und ausgiebig redeten.
"Alles klar, jetzt erzähl mal was da geht mit dir und Tim?"
Karo verdrehte die Augen.
"Also wir mögen uns... Okay?"
"Natürlich ihr mögt euch... Und sonst so?"
"Wir treffen uns... Regelmäßig."
Ermunternd sah ich sie an. "Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!"
Karo strich sich die Haare hinter ihre Ohren. "Jaaaaa also wir sind noch nicht so richtig zusammen. Aber wir sehen uns regelmäßig und treffen niemand anderen. Außerdem...."
"... hattet ihr Sex?"
Karo warf mir ein Stück ihres Pizzarandes entgegen. "Doofe Kuh!"
"Hab ich recht."
Jetzt wurde meine hübsche Freundin rot.
"Ja man... An Silvester."
"Ich habs gewusst!" ich schlug mir auf den Oberschenkel. "Ich wusste es! Ohh wenn ich das Leon erzähle. Der glaubt echt, dass Tim nicht ausm Quark kommen würde. Haha... Der wird staunen."
"Diana! Du kannst das doch nicht einfach Leon erzählen. Das ist voll peinlich."
"Ach Karo komm schon. Jeder hat Sex. Ist doch ganz normal."
"Hmm das hast du aber nach deinem Lapdance Video noch ein wenig anders gesehen."
"Euch hat ja auch niemand beim Sex zugesehen... Aber ist schon gut. Ich sags ihm nicht."
Spätestens beim nächsten Dart- oder Pokerabend wird Leon das sowieso erfahren. Als ob Tim ihm das nicht erzählen würde.

"So jetzt bist du dran. Was gibt's bei dir Neues?"
Ich erzählte ihr alles. Von Leons Überlegungen nach München zu gehen, von Konrad, der natürlich nur das Beste für Leon im Sinn hatte, aber ihn damit noch mehr unter Druck setzte und von meinem Entschluss mit Leon nach München zu gehen, sollte er sich dafür entscheiden.
"Wow, dann bist du aber ganz schön weit weg."
Karo klang geknickt. "Aber nicht aus der Welt." entgegnete ich.
"Meinst du denn du bekommst da was?"
"Das hängt von meiner Note ab. Je besser die ist desto größer sind die Chancen was in München zu bekommen. Ich hab mich auf jeden Fall schon nach freien Stellen umgeguckt. Hier und in München. Ab 01.08. bräuchte ich ja sowieso eine neue Stelle."
Karo sah in wenig traurig aus.
"Aber dann müssen wir jeden Tag telefonieren. Und ich will es als erste erfahren, wenn es soweit sein sollte."
Ich nickte.

Am Abend fuhr ich noch zu meinen Eltern. Hier würde ich jetzt für ein paar Tage bleiben. Seit ich nicht mehr in der kleinen Wohnung wohnte sahen wir uns natürlich seltener.
Meine Mom schloss mich in ihre Arme. "Schön, dass du da bist!", sagte sie. "Geht es dir gut?"
Ich nickte und drückte meiner Mutter einen Kuss auf die Wange. "Könnte nicht besser sein."
Sie hatte Kuchen gebacken und Papa hatte auch noch frei. Also konnte ich schon wieder essen. Diese freien Tage machten einen wirklich fertig und fett.
"Was machst du eigentlich wenn Leon nach München geht?" fragte mein Vater unverblümt.
Jetzt fing das hier auch noch an, super Tag.
"Mitgehen, was sonst?"
Mein Vater verschluckte sich am Kaffee und lief rot an.
"Diana, was willst du denn da? München... Da ist doch alles so teuer, wie willst du dir denn dort eine Wohnung leisten?"
Naja es war ja wohl offensichtlich, dass Leon den Löwenanteil unserer jetzigen Wohnung schon übernahm. Wie viel teurer konnte da eine Wohnung in München schon sein?
"Papa, wenn dann werden Leon und ich gemeinsam gehen. Ich werde ein volles Lehrergehalt haben, damit werde ich mich schon beteiligen können."
Mein Vater knirschte mit den Zähnen. "Dann bist du so weit weg. Ihr kennt euch doch noch nicht mal ein Jahr. Meinst du nicht das sei zu früh?"
Andere Eltern würden ihre Tochter feiern, weil sie einen Mann gefunden hatte, der mehr als nur ein bisschen für sie sorgen konnte. Aber mein Vater machte ein riesen Drama draus.
"Du hast nicht studiert um von so einem Bengel schwanger zu werden und dein Leben aufzugeben." schnauzte er mich an. Ich war perplex.
"Wow komm mal runter. Ich hatte nicht vor schwanger zu werden. Nach den Sommerferien habe ich hier sowieso keinen Job mehr. Auf Duisburg hab ich auch keine Lust. Wieso dann nicht einfach mal in Bayern versuchen?"
"Diana! Ich bitte dich. Du wirst dein eigenes Leben irgendwann für seine Karriere aufgeben. Das sag ich dir."
"Papa, ich werde ganz normal arbeiten gehen, wie jede andere Frau auch. Wie sollen wir denn rausfinden ob er der Richtige ist, wenn wir 650km voneinander entfernt wohnen?"
Meine Mutter schaltete sich ein.
"Noch ist doch nichts entschieden." versuchte sie zu beschwichtigen.
Mein Vater grummelte noch was in seinen Kuchen und das Thema hatte sich dann auch erledigt.

Abends telefonierte ich noch kurz über Facetime mit Leon ehe ich ins Bett ging. Ich hatte wirre Träume. Mal lebte ich ein Spielerfrauenleben in München, mal hassten mich alle und ich hockte in München nur alleine in einer viel zu großen Wohnung ohne Job. Die Nacht war unruhig.

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