Kapitel 1

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Weihnachten.

Nach einem heiligen Abend, der einem Marathon glich, lagen Leon und ich endlich im Bett.
Wir waren erst bei seinem Vater zum Frühstück gewesen, dann bei meinen Eltern zum Kaffee und in der Kirche bei uns im Dorf.
Danach waren wir zu seiner Mutter gefahren, wo seine Patentochter Matilda auf uns gewartet hat. Der Tag war wunderschön, vor allem, weil es immer wieder toll ist, Leon mit der Kleinen zu sehen, aber jetzt waren wir einfach nur kaputt.

"Ich glaube ich hab mich entschieden.", kam es von Leon, der hinter mir lag und mich im Arm hatte.
Ich drehte mich zu ihm um. "Du glaubst?" Er seufzte. "Genau da liegt das Problem. Ich weiß es nicht. Ich bin gerne hier. Hier fühl ich mich zu Hause. Was soll ich denn in Bayern? Weißwurst war nie mein Ding. Du bist hier."
"Du weißt, dass das nicht das Problem ist. Bei meiner Schule bleib ich sowieso nur bis zum Sommer. Danach gibt es noch keine volle Stelle. Dann kann ich mich auch in Bayern bewerben. Ich muss das nur wissen."
Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich will aber nicht, dass du hier alles aufgibst."
Ich legte meine Hand an seine Wange. "Leon, ich gebe nicht alles auf. Ich suche einfach eine neue Herausforderung. Außerdem werde ich in Bayern besser bezahlt."
Er lachte.
"Fahr nach Spanien, mach das Trainingslager gut. Hör dir an, was Schalke dir zu sagen hat. Und entscheide dann."
Er zog mich näher an sich heran und ich seufzte zufrieden.

Am nächsten Tag waren wir bei Konrad zum Essen.
Natürlich war auch dort die Bayern Anfrage Thema.
"Hast du dich entschieden?", fragte Konrad und ich merkte wie Leon innerlich die Augen verdrehte. Er konnte das offensichtlich alles nicht mehr ertragen. Von Karo wusste ich, dass die ganzen Fans im Internet schon total abgehen. Ich ahnte, dass ihm eine schwierige Zeit bevor stehen würde.
"Ich hab mich noch nicht entschieden. Ich werde das Trainingslager und die Gespräche abwarten."
"Du weißt aber schon, dass du bei den Bayern die besten Chancen auf die Nationalmannschaft hast. Du willst doch zur WM, oder?"
Na klar, setz ihn doch noch mehr unter Druck... dachte ich. Außerdem war Weihnachten, Leon hatte lange genug mit seiner Verletzung zu kämpfen gehabt, wir konnten doch auch über andere Themen reden. Krampfhaft ratterte es in meinem Kopf. Politik war definitiv auch nichts für Weihnachten. Meine bevorstehende Abschlussprüfung wollte ich eigentlich auch gerne vergessen.
"Die WM ist nächsten Sommer. Bis dahin spiel ich doch sowieso hier. Natürlich will ich dahin. Was eine Frage!"
Leon schob seinen Teller von sich, das Essen hatte sich wohl erledigt.
"Dann sieh zu, dass du fit wirst. Gib dein bestes und entscheide dich für Bayern. Da wirst du nicht nur nächstes zur WM mitfahren, sondern alle weiteren Turniere ebenfalls."
Auch ich hatte keinen Hunger mehr, jetzt würde es ewig so weiter gehen.
"Und was ist wenn es mir so geht wie Mario Götze? Nach Schalke zurück kann ich dann nicht mehr."
"Wenn du so denkst kommst du auch nicht weiter."
Es war zum Mäusemelken. Sollte ich mich einmischen? War das meine Aufgabe? Wir waren noch kein Jahr zusammen und standen schon wieder vor dem nächsten Problem. Wobei eigentlich nur alle anderen ein riesen Ding draus machten, statt Leon einfach mal in Ruhe zu lassen.
"Er wird sich schon entscheiden und diese Entscheidung haben wir zu akzeptieren." Das war mein Beitrag zu dem Ganzen. Konrad sah mich verdutzt an. Es war immerhin Leons Leben, er würde schon was damit anzufangen wissen. Wir schafften es doch noch die Kurve zu bekommen, redeten über Silvester, Matilda, die neue Wohnung.

Abends hatten wir uns noch mit ein paar Freunden in Düsseldorf verabredet. Karo und Tim trafen sich in letzter Zeit häufig, heute gingen sie mit uns aus. Allerdings war das offiziell noch nichts festes. Marius trafen wir noch, der hatte jetzt eine Wohnung in Düsseldorf, weil er dort arbeitete.
Wir hatten einen sehr entspannten Abend, das konnten wir nach dem stressigen Nachmittag auch wirklich gebrauchen. Keiner der Jungs oder Karo sprachen Leon auf Bayern an. Das war auch wirklich gut so.
Ich konnte das ganze Gequatsche ja schon nicht mehr hören. Wie sollte es Leon da schon gehen?

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