Kapitel 4

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Heute war der alles entscheidende Tag. Leon würde heute das erste mal nach seiner Verkündung zu Bayern zu gehen auf Schalke spielen. Startelf.
Was man so las, waren die Fans natürlich alles andere als begeistert. Natürlich wollen die nicht ihren Leistungsträger verlieren. Leon hat einfach nur eine Entscheidung getroffen, die ihn weiter bringen sollte in seiner Karriere.
Ich saß mit Bauchschmerzen im VIP Bereich der Arena. Ich hatte das Gefühl noch nervöser als Leon zu sein. Wir hatten heute nicht viel gesprochen, der Druck auf ihm machte ihm natürlich zu schaffen.
Ich hatte mir mit Charlotte was zu Essen besorgt und wir hatten uns auf unsere Plätze gesetzt, um den Jungs beim aufwärmen zuzugucken. Die ganze Nordkurve zierte ein Banner, was deutlich gegen Leon sprach.
Als er aus dem Tunnel trat um sich warm zu machen begannen schon einzelne Pfiffe. Mir tat das Ganze unendlich leid für ihn.
Als die Mannschaftsaufstellung bekannt gegeben wurde, wurde er ebenfalls ausgepfiffen.
"Was für Idioten." grummelte ich vor mir her.
"Mach dir nichts draus."
Ich fand das trotzdem richtig scheiße.
Das Spiel lief auch genau so wie ich mich fühlte. Leon wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. Mein Herz blutete jedesmal. Es war nicht sein Spiel und Leon wurde früh ausgewechselt.
Was ein Scheißtag. Ich würde mich gleich gut um ihn kümmern müssen.

Als wir zu Hause waren redete Leon gar nicht. Den ganzen Weg über hatte er schon nichts gesagt. Er hatte sich selbstverständlich höflich von seiner Schwester verabschiedet, aber mehr auch nicht. Ich war natürlich auch sehr enttäuscht und niedergeschlagen. Von der anfänglichen Euphorie auf Schalke war heute leider gar nichts mehr zu merken. Ich war allerdings schon so weit, dass ich dachte, dass die Fans jemanden wie Leon gar nicht verdient hatten. Zum Glück ließ ich weitestgehend die Finger von Social Media, sonst würde ich mir wahrscheinlich die Finger wund tippen, um Leon zu verteidigen.

Ich ging in unser Schlafzimmer um mir bequeme Sachen anzuziehen, als ich zurück kam saß Leon auf dem Sofa und schaute sich die Spielzusammenfassung auf Sky an. Seine Augenbrauen trafen sich fast, so kritisch schaute er auf den Fernseher.
"Ich glaube ich bestell das Sky Abo wieder ab." sagte ich und ließ mich neben ihn auf das Sofa fallen.
"... Heute auch absolut nicht in Form, Leon Goretzka, kaum Ballkontakte. Und wenn, dann pfeift es von der Nordkurve."
Ich nahm ihm die Fernbedienung aus der Hand und drückte einfach eine Zahl. Und zack Menderes bei dsds. "Na das macht das Ganze jetzt auch nicht besser." meinte Leon, als er sich in die Kissen fallen ließ und über sein Gesicht rieb.
Er lächelte aber ein klitzekleines bisschen.
"Na geht doch!" Ich beugte mich zu ihm rüber und legte meine Lippen sanft auf seine.
"Morgen ist ein neuer Tag, dann sieht die Welt ganz anders aus. Und nächste Woche ist ein neues Spiel, dann konnte das Ganze auch ein bisschen sacken." Ich stupste ihn mit meiner Nase an seiner.
Obwohl ich heute am liebsten die ganzen Spinner in der Nordkurve hätte verprügeln wollen. Aber sie verlierten nunmal einen guten und sympathischen Spieler. Ich konnte ja verstehen, dass niemand ihn gehen lassen wollte.

Leon zog mich auf seine Brust und hiefte unter mir seine Beine aufs Sofa. So langen wir da, ich auf ihm, er seine Arme um mich und zogen uns ernsthaft DSDS rein.
Nach einer Weile hob ich meinen Kopf und sah ihn an. Er schaute auf den Fernseher, aber offensichtlich interessierte es ihn nicht. Seine Stirn war leicht in Falten gelegt, er machte sich definitiv wieder Gedanken über den heutigen Nachmittag und über die nächsten Wochen.
Das war alles tatsächlich nicht so einfach. Obwohl er ein wenig grimmig aussah, war er für mich wunderschön. Nachdem ich ihn ein paar Sekunden angestarrt hatte, drehte er seinen Kopf und schaute mich an. "Was machst du da?" fragte er und hatte doch wieder ein leichtes Lächeln auf den Lippen. "Ich schau dich an!" entgegnete ich. Er legte eine seiner Hände über meine Augen. "Du bist echt panne!" Ich lachte, schob mich nach oben und drücke ihm noch einen Kuss auf. "DU bist panne!" Jetzt lachte er wieder und diesmal erreichte das Lachen auch seine Augen und für den Moment war erstmal wieder alles in Ordnung.

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