Ein grausames Geheimnis Teil 4

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Zwei Stunden waren vergangen seitdem Yoongi und Namjoon das Haus verlassen hatten. Jimin hatte seine Sachen halbherzig ausgeräumt. Er wusste einfach nicht wohin damit und so hatte er sie einfach hinter einer der Schranktüren gepackt, die Yoongi ihm zugewiesen hatte. Danach hatte er bestimmt eine halbe Stunde auf dem Bett gelegen und nicht gewusst was er mit sich anfangen sollte, bis ihm einfiel, dass er noch immer seine kleinen Geheimnisse in seiner Jackentasche versteckt hielt. 

Dies änderte er schnell indem er die Klingen, das Bild und sein Tagebuch zwischen seinen Pullovern vergrub. Seine Medikamente hatte er auch bereits genommen und nun gab es nichts weiter zu tun, als auf die Rückkehr der anderen beiden zu warten. 

Er entschloss sich dazu seine Unterkunft etwas genauer anzusehen, schließlich würde er hier die nächsten Wochen wohnen, bis seine Mutter ihn zu sich holen würde. Das Haus war nicht wirklich groß, aber es reichte, um sich wohl zu fühlen. 

Während er die zweite Etage erkundete, fragte er sich immer wieder, was Yoongi wohl mit »Rennen« gemeint hatte. Er würde ihn einfach fragen, wenn er zurück war. 

Etwas in seinem Augenwinkel erregte seine Aufmerksamkeit und er steuerte auf einen alten Ordner zu, welcher in einem Regal stand. Ein großes »Y« war auf den Deckel aufgedruckt und er ließ seine Finger sanft darüber gleiten. Vorsichtig zog er den Ordner hervor und pustete über die verstaubte Oberseite, es schien schon länger unberührt. 

Als er den Ordner öffnete, sah er, dass es sich um ein Fotoalbum handelte. Das schien interessant zu sein und er entschloss sich etwas zu trinken zu holen, um dann in Ruhe darin herum zu stöbern. Er nahm das Album mit in die Küche und legte es auf den Tisch um sich dann am Kühlschrank zu bedienen. Bier war allerdings die einzige Flüssigkeit, die er sah, als er die Tür aufzog, zumindest was Getränke anging. Essen war genügend da.


"Entweder, die beiden sind Alkoholiker oder sie haben vergessen einzukaufen.", murmelte er, als er mit der Schulter zuckte und nach einer der braunen Flaschen griff. Er schloss den Kühlschrank wieder und drehte die Flasche auf, um einen kräftigen Schluck zu nehmen. Gar nicht so übel, dachte er. Besser als Nichts! Er rülpste leise und setzte sich an den Tisch, um sich die Fotos genauer anzusehen. 

Mit jedem Foto verschwand seine gute Laune ein Stück mehr. Eigentlich hätte er sich freuen sollen, dass Yoongi so glücklich auf ihnen aussah. Denn das Album war voll mit Familienfotos. Er sah die glücklichen Gesichter, sah die Umarmungen, bei denen sie sich fröhlich anstrahlten und wie glücklich sie zusammen waren. Er wunderte sich, wo Yoongis Familie jetzt war und warum er hier mit seinem Onkel lebte. Und er fragte sich, was er schlimmes angestellt hatte, dass sein Vater ihn so sehr verabscheute. 

Wenn er ehrlich zu sich selber war, empfand er Eifersucht. Wie gerne hätte er eine solche Familie gehabt, hätte seinen Vater stolz gemacht. Er schlug das Album zu und starrte vor sich hin. Wenn er darüber nachdachte, war Jungkook der Einzige, der je zu ihm gesagt hatte: „Ich bin stolz auf dich!" Er war stolz auf ihn gewesen, wenn er gute Noten schrieb, er war stolz, wenn er wie ein Profi über die Koppel galoppiert war. Weder sein Vater, noch seine Mutter oder sein Bruder hatten ihm jemals gesagt oder gezeigt, dass sie stolz darauf waren, dass er, Jimin, zu ihrer Familie gehörte. Stattdessen wurde er bei Familienfeiern extra früh auf sein Zimmer geschickt, damit niemand unangenehme Fragen stellen konnte, wenn er mal wieder krumm vor Schmerz am Tisch saß. Wenn doch einfach mal jemand gefragt hätte, dachte er, hätte sich doch einfach mal jemand um mich geschert, dann wäre die Antwort ganz einfach gewesen! Die Antwort wäre gewesen: Weil sein Vater ihn mal wieder blau und grün geschlagen hatte! 

Kookie war es aufgefallen. Kookie hatte ihm stundenlang am Telefon zugehört und ihn getröstet, wenn er mal wieder Hausarrest hatte. Und nun war er tot!

Shield & Sword ➛ ʏᴏᴏɴᴍɪɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt