• They say every life is precious but nobody care about mine •
Die Schreie waren unerträglich, endlos. Das Kind würde noch diese Nacht sterben, erfrieren. Ohne Grund, ohne Sinn. Die Mutter würde anfangen zu weinen sobald das Schreien aufhört und es würden neue Schreie beginnen, die einer Mutter die gerade alles verlor was ihr noch wichtig war. Am nächsten Morgen würde sie noch immer ihr Kind im Arm halten, beide Körper leblos. Es war normal, Routine. Der Tod war so Gegenwärtig wie noch nie, der Winter in einer verkorksten Welt.
Mit leisen Schritten ging ich die kaputte Holztreppe runter. An der Haustür angekommen zog ich sie auf. Die Frau auf dem Boden, die ihr Baby im Arm hielt, sah zu mir hoch.
„Oben sind noch Decken", gab ich leise von mir, „vielleicht wird ihr wärmer."
Ihre Augen strahlten eine Dankbarkeit aus die ich glaubte nie wieder zu sehen. Nachdem sie vom Boden aufgestanden war drückte sie mir etwas rundes in die Hand, hauchte ein leises „Danke" und ging die Holztreppe hoch.
Ich selbst entschied mich dazu raus zugehen. Im dunklen Mondlicht warf ich einen Blick auf das Ding das die Frau mir gegeben hatte, eine dünne Kette baumelte an dem goldenen Anhänger. Hatte sie mich dafür bezahlt?
Meine Augen lagen auf dem goldenen Anhänger. Meine Gedanken waren bei der Frau. Ein Blick aus dem Fenster machte mir klar das es genauso eine Nacht war wie damals. Ich wusste nicht ob diese Frau überlebt hatte oder es ein Jahr länger geschafft hatte, ob das Kind noch lebte. Ich wusste nur das dieser kleine Funke Hoffnung in ihren Augen einer der letzten war den ich gesehen hatte.
„Hope", hörte ich die raue Stimme neben mir.
Nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich von dem Anhänger zu dem Mann neben mir. Seine Lippe war noch aufgeplatzt, Liam und sein Vater hatte jede Arbeit geleistet.
„Wie geht's dir?", flüsterte ich.
Würde man uns erwischen würde das für uns beide schlecht ausgehen. Ich wusste nicht wie ich es geschafft hatte Will zu überzeugen, aber ich hatte es. Nach langem Diskutieren und vielen Versprechen hatte er mich endlich zu Ethan gelassen, mich sogar selbst hergebracht.
„Mir geht's gut", lachte er und sah mich wieder besorgt an, „an was denkst du?"
Er sah zu dem Anhänger in meiner Hand.
„Ob die Frau und ihr Kind noch leben", gab ich zu.
Auch ich sah wieder zu dem Anhänger, dann schloss ich meine Hand.
Ich hatte von den Schreien geträumt und war wach geworden, in meinem Kopf schrie man noch immer, so das ich nicht wieder einschlafen konnte. Der Winter war keine leichte Zeit gewesen.
„Du solltest zurück zu Will", seufzte Ethan, seine Hand lag auf meiner.
„Wieso?", fragte ich den dunkelhaarigen Mann.
„Weil er dein Weg aus dem hier raus ist", seufzte er wieder.
„Ich würde mich selbst verraten. Wir wollen dieses System zerstören, nicht weiter danach leben...", ehe ich weiter reden konnte zerbrach Glas auf dem Flur.
„Was war das?", fragte ich.
Ethan stand auf und ging zur Tür: „Entweder versucht jemand auszubrechen oder..."
„Einzubrechen", beendete ich seinen Satz.
Er öffnete die Tür und man hörte jemanden rufen das alle in den Zimmern bleiben sollen. Ethan sah sich im Flur um, griff nach einem Shirt das auf der Kommode neben der Tür lag und zog es sich drüber. Wieder ganz in schwarz bekleidet wirkte er wie die anderen skrupellosen Männer die hier arbeiteten. Während er mit einem seiner Kollegen sprach stand ich langsam vom Bett auf, ich sah mich ebenfalls auf dem Flur um.
Angsterfüllte Augen sahen mich an. Ohne nachzudenken ging ich zu dem kleinen Mädchen hin, sie war noch immer hier. Ich war schon eine Weile hier raus und dieses kleines Mädchen steckte hier noch immer fest.
Kaum ertönten Schüsse zog ich sie mit, in ihrer Hand hatte sie die Barbiepuppe die ich ihr gegeben hatte. Ethan drehte sich zu mir und schob uns zurück in sein Zimmer.
„Bleib hier drin", sagte er ernst.
„Vergiss es", gab ich zurück, „was ist da los?"
„Die Leute aus der Stadt fanden die Informationen auf den Papieren nicht so geil", erklärte er, „sie knallen alle ab die den Mist unterstützten."
„Wie sind sie an die Waffen gekommen?", fragte ich.
Wieder fielen Schüsse und das Mädchen in meinem Arm zuckte zusammen, gefolgt von starkem Zittern.
„Die sind wohl erst unbemerkt reingekommen ehe die dann die Scheiben eingeschossen haben", erklärte er, „ihr zwei bleibt hier."
„Ethan", ich griff nach seinem Handgelenk als er gehen wollte, „ich war mit dir dort, lass mich jetzt nicht nutzlos sein."
„Und was willst du tun?", fragte er.
„Diesem Scheiß ein Ende setzen", antwortete ich, „das war der Plan oder nicht?"
„Nicht heute", nachdem er mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückte ging er aus dem Zimmer, ich hörte wie er abschloss.
„Ethan!", schrie ich und rüttelte an der Tür.
Keine Chance. Er hatte mich eingeschlossen.
„W-werden wir st-sterben?", flüsterte die Kleine.
„Nein", sagte ich entschlossen, „auf keinen Fall."
Ich suchte in dem Zimmer nach einem Handy oder Telefon. Nachdem ich fast alles auf den Kopf gestellt hatte fand ich ein Handy. Ich wählte Will's Nummer und wartete auf das Piepen.
„Hallo?", hörte ich seine verschlafene Stimme.
„Die Leute stürmen die Anlage", fing ich an.
Vor der Tür fielen Schüsse.
„Und du steckst da drin?", jetzt war er wach.
Jemand rüttelte an der Tür. Ich stand auf und zog das Mädchen mit mir uns Bad, auch die Tür schloss ich ab und setzte sie in eine Ecke. Sie schluchzte und ein besorgter Will löcherte mich mit Fragen.
„Kriegst du uns hier raus?", fragte ich.
„Wer ist uns?", murmelte Will, man hörte die Eifersucht in seiner Stimme.
„Mary und mich", antwortete ich.
„Wer ist Mary?", man hörte wie er aufstand.
Erleichtert setzte ich mich zu dem Mädchen: „Ein kleines Mädchen das hier mit drin steckt."
„Ich tu was ich kann Süße, aber ich kann dir nichts versprechen", seufzte er.
„Sei vorsichtig", gab ich noch leise von mir ehe die Verbindung abbrach.
DU LIEST GERADE
Hope. || Abgeschlossen
RomanceEine Welt in der die Untere Schicht wie Tiere im Zoo eingesperrt ist und die Obere sie kaufen kann wie teure Gemälde. Ist das eine Welt in der man leben will? Leben sollte? Hope. Ein Name mit einer Bedeutung an die keiner mehr glaubte. Niemand hatte...