• Lost and insecure •
Es war noch dunkel als ich wach wurde. Der Boden war noch ungemütlicher als ich ihn in Erinnerung hatte. Neben mir schlief Will und ich konnte nicht begreifen wie er so fest schlafen konnte während ich nicht mal eine Nacht schlafen konnte. Ich stand vorsichtig auf und ging mit leisen Schritten zu Ethan. Wieder einmal setzte ich mich neben ihn und lehnte mich an die Wand. Ich schaute zum Himmel und bewunderte die Sterne.
„Du solltest schlafen", murmelte er nach einer Weile.
„Habe ich bereits", antwortete ich ihm und spürte seinen Blick auf mir.
„Wieso bist du manchmal so ein Arsch?", fragte ich und sah zu ihm.
„Selbstschutz."
„Vor was?", fragte ich weiter.
Erst sah er mich nur stumm an, er brauchte eine Weile um meine Frage zu beantworten. Vielleicht legte er sich eine passende Antwort parat oder er suchte nach der Antwort.
„Davor wieder alleine gelassen zu werden", gab er nun leise zu, dabei sah er mich nicht mehr an.
Seufzend nahm ich seine Hand, drückte ihm einen Kuss auf die Wange, legte meinen Kopf auf seine Schulter und flüsterte: „Ich werd dich nicht alleine lassen."
Kurz sah er zu mir, dann war er es der die Sterne bewunderte. Ich hielt weiter seine Hand fest und legte meine andere Hand an seinen Arm ehe ich meine Augen schloss.
„Du solltest vielleicht auch mal schlafen, du hast seit Tagen kein Auge zu gemacht", flüsterte ich.
„Mach dir um mich keine Sorgen Kleines."
~~~
Als ich wieder wach wurde stand Will vor uns. Ethan schien kurz nach mir eingeschlafen zu sein und war noch immer nicht wach.
Der Blonde trat kurz gegen seine Füße und das reichte auch schon um ihn zu wecken.„Guten Morgen Schneewittchen", grinste Will.
Ethan funkelte ihn böse an, konterte aber nicht sondern streckte sich etwas. Auch ich streckte mich kurz, bevor ich aufstand und mich umsah. Kurz danach war auch Ethan schon auf den Beinen.
„Gut geschlafen?", fragte mich Will, worauf ich nur mit einem Nicken antwortete.
Für Worte war ich offensichtlich noch zu müde. Der Namenslose schien auch schon wach zu sein, er lehnte an einer Hauswand und sah zu uns.
„Du brauchst einen Namen", sagte ich an den schwarzen Mann gewandt.
Etwas überrascht sah er zu mir.
„Wie wärs mit Steve?", schlug Will vor.
„Wieso nennen wir ihn nicht Will?", fragte Ethan ironisch, „oder William."
Will sah ihn genervt an und verdrehte dann die Augen.
„Ganz ehrlich, einen noch dämlicheren Namen konntest du ihm nicht geben", erklärte Ethan seine Reaktion.
„Ich mag den Namen David", sagte ich an den Fremden gewannt, „oder Sam."
„Sam", hörte ich Ethan, „der ist kurz und bleibt."
„Sollte er das nicht selbst entscheiden?", warf Will ein.
Ethan hob gerade das Gewehr auf und sah zu dem Mann: „Was meinst du?"
Zitternd nickte der Mann aus Angst Ethan würde auf ihn schießen wenn er nein sagen würde.
„Seht ihr", sagte Ethan zufrieden, „Problem gelöst. Hope, Sam setzt euch in Bewegung, William du auch."
„Weißt du, mein Name ist tatsächlich Will und keine Abkürzung von dem Schwachsinn."
Ethan lud das Gewehr nach und drehte sich zu ihm: „William."
Augenverdrehend setzte sich Will in Bewegung. Ich hackte mich grinsend bei ihm ein.
„William klingt doch viel vornehmer."
„Klappe", murmelte er beleidigt.
~~~
Es vergingen Stunden bis wir jemanden fanden. Leider fanden wir nur niemanden lebenden. Ethan ging auf den Mann am Boden zu, er lag mit dem Rücken zu uns. Während Ethan nach dem Zettel an dem Shirt suchte der die Punktzahl verriet schien ihm noch was anderes aufzufallen. Er drehte den Mann auf den Rücken und sah sich sein Gesicht an, seine Haut war rot vom Blut.
„67", murmelte Ethan.
Ich schluckte leise. Ethan klang fast so als hatte er den Mann gekannt der dort lag. Zögernd setzte ich einen Fuß vor den anderen bis ich bei ihm ankam. Auch mir kam der Mann bekannt vor, aber nur flüchtig.
„Er hat auch dort gearbeitet oder?", fragte ich leise.
Ethan nickte: „Wir waren Freunde."
Ich sah zu dem Mann vor mir und nahm seine Hand. Erst jetzt sah er von dem Toten auf und schaute in meine Augen. Ich zog ihn sanft weiter und kurz danach hörte ich die Schritte der anderen Beiden hinter uns. Die nächsten Stunden sagte niemand etwas, nicht einmal Will öffnete seinen Mund.
Ethan drückte mich an eine Wand und ließ meine Hand los um den anderen Zwei ein Zeichen zu geben das auch sie an die Wand sollten. Es fielen Schüsse und ich hörte ein Lachen das mir zu bekannt vorkam.
Mein Gedanke wurde bestätigt als Will „Liam" nuschelte. Jetzt schoss Ethan und wieder hörte man das Lachen.„Wusstest du, Ethan, ich hab deinen Kumpel erschossen", man hörte Liam mit seiner Pistole spielen, sie zu sichern und entsichern, „und dein Bruder", sein Lachen wurde krank, „der läuft hier auch rum. Niemand mag Rebellen."
Der Geduldsfaden riss, Ethan stellte sich ihm direkt gegenüber und schoss die noch vorhandenen Kugeln auf den Braunhaarigen. Als aus dem Gewehr nichts mehr kam ging er auf ihn zu. Ohne zu zögern schlug er mit dem dickeren Ende gegen Liam's Kopf und der sonst so ordentliche Mann fiel zu Boden. Sein krankhaftes Lachen ertönte erneut.
„Wer weiß ob du ihn findest", hörte ich die gehasste Stimme, „oder er überlebt."
Wieder hörte man Schläge und ersticktes Stöhnen. Dann fiel ein Schuss und mir stockte der Atem. Es konnte nur von Liam kommen.
Auch ich trat nun von der Wand weg und auf die Straße. Liam hatte sich gerade wieder aufgerichtet, nun galt sein Lachen mir:„Hope. Süße kleine Hope."
Ich schoss auf den bereits verletzten Liam, dabei verlor ich, durch den Rückstoß, das Gleichgewicht und fiel selbst zu Boden. Trotz meiner Hoffnung hatte ich ihn nicht getroffen und sah zu wie er auf mich zu kam, den Lauf seiner Pistole auf mich gerichtet.
„Dummes kleines Mädchen", lachte er erneut.
Liam wollte gerade abdrücken als mein zweiter Schuss fiel und ihn endlich traf. Ich hatte seine rechte Schulter erwischt und seine Kugel prallte auf die Straße. Zufrieden stand ich auf und hielt das Ding weiterhin auf ihn.
„Ich verrat dir ein Geheimnis Süße", grinste er und beobachtete jeden Schritt den ich tat, „über deine Mutter."
Das war sein Plan? Jeden von uns aus dem Konzept zu bringen indem er die Leute erwähnte die dieses System uns genommen hatte?
So sehr ich versuchte seine Worte zu ignorieren, so hingen sie doch in meinem Kopf.„Was weißt du über meine Mutter?", murmelte ich.
Sein Grinsen wurde breiter, als hätte er hiermit gewonnen und je länger ich auf seine Antwort wartete umso mehr bekam auch ich das Gefühl das er bereits gewonnen hatte.
DU LIEST GERADE
Hope. || Abgeschlossen
RomansaEine Welt in der die Untere Schicht wie Tiere im Zoo eingesperrt ist und die Obere sie kaufen kann wie teure Gemälde. Ist das eine Welt in der man leben will? Leben sollte? Hope. Ein Name mit einer Bedeutung an die keiner mehr glaubte. Niemand hatte...