• The secret is to change the game before it changes you •
Sein Blick lag auf mir. Mein Blick lag auf dem Bild in dem zerbrochenen Bilderrahmen. Ich hatte mich auf das noch vorhandene Bett gesetzt und das Bild vom Boden aufgehoben. Zwei Jungs, der größere war Ethan, ohne die ganzen Tattoos. Der kleinere sah ihm ähnlich, ich nahm an es sei sein Bruder.
Vorsichtig zog ich das Stück Papier aus dem zerbrochenen Glas und versuchte erkennen wo dieses Bild gemacht wurde. Leider konnte man nicht viel vom Hintergrund erkennen, ein Baum wie jeder anderer und eine graue Wand. Je länger ich auf dieses Bild starrte umso mehr drehte ich innerlich durch.
Wie konnte er einfach unauffindbar sein? Warum ausgerechnet jetzt? Wie sollten wir ihn finden? Wie sollte das Ganze weiter gehen?
Bei den ganzen Fragen in meinem Kopf fiel mir das Bild an der grauen Betonwand auf dem Foto nicht auf. Erst als Will anfing zu raten wo das sein könnte fiel mir ein wo es sowas gab.
„Wir müssen in den Park", gab ich von mir.
„Spinnst du?!", fragte er ungläubig, „Das ist Selbstmord!"
„Will ich hab dich echt lieb, aber wenn du nicht mit kommen willst, geh ich alleine", dabei stand ich bereits auf.
Das Bild verschwand in meiner Jackentasche, den Turnbeutel setzte ich wieder auf und ohne auf seine Antwort zu warten ging ich in den Flur und die Treppe runter zum Ausgang. Als ich an der Tür ankam hörte ich die Schritte auf der Treppe und fing an zu grinsen. Ich wusste er würde mich nicht alleine raus gehen lassen.
Der Blonde zog die Tür auf und sah mich an.
„Du bringst uns alle noch ins Grab", murmelte er bevor er mich vor sich rausschob und mir die Straße entlang folgte.
Der Park sah freundlicher aus als die Stadt, wenn man von den Müll absehen konnte der überall rum flog.
Während wir durch den Park liefen sah ich mich um. Auch Will sah sich um, allerdings suchte er keinen dunkelhaarigen tätowierten Kerl sondern nach den Leuten die uns abholten und zum Verhör fahren würden.
Will sah sich weiter um, man merkte ihm seine Nervosität an. Als ich endlich ein Gebäude fand dessen Farbe zu der auf dem Foto passte zog ich den Blonden mit mir mit. Ohne zu zögern betrat ich das Gebäude und was ich vorfand war überraschend.
In dem Schlafsack saß ein kleiner Junge. Er musterte mich ängstlich. Wahrscheinlich dachte er wir würden ihn wieder in die Anlage bringen. Konnte man ihm nicht übel nehmen so wie wir aussahen, saubere Kleidung, gekämmte Haare. Nach einer Weile erkannte ich den Jungen in dem Schlafsack.
„Du wurdest mit mir dorthin gebracht", gab ich leise von mir.
Auch der Kleine schien mich langsam zu erkennen. Er nickte vorsichtig.
„Was machst du hier alleine?", fragte ich nach.
„Mich wollte keiner haben", antwortete er leise, „und für das Spiel bin ich zu jung."
„Welches Spiel?", fragte ich verwirrt.
Meine Antwort bekam ich nicht von dem Jungen, ihm wurde es ja auch nicht erklärt. Will hatte sich zu mir gestellt und seufzte.
„Das Spiel wird dir nicht gefallen", sagte er, „es sind Jungen von der Straße, zwischen 12 und 25 die gejagt werden von Leuten wie..."
„Euch", unterbrach ich ihn.
Will nickte verletzt. Wieso es ihn verletzte verstand ich nicht, vorher war es ihm doch auch egal gewesen.
„Wie lange geht das Spiel?", fragte ich nach.
„Das kann Monate dauern, es hat gestern angefangen."
„Wo spielen die?", fragte ich weiter.
„Die haben einen Stadtteil abgesperrt, keiner kommt da einfach raus", erklärte Will.
„Was wenn die Jungs es schaffen und nicht erwischt werden?"
Will sah mich nur an. Ich merkte das er darauf nicht antworten wollte. Ich wusste was geschah wenn sie erwischt wurden, das war der Sinn des Spiels, der kranke Spaß den die Oberschicht mit Leuten wie uns hatte.
„Antworte mir", murmelte ich.
„Ihnen wird gesagt das sie die Gewinner sind, der letzte Überlebende bekommt eine Chance auf ein besseres Leben", seufzte er.
„Was machen sie wirklich mit ihnen?"
„Sie erschießen ihn vor allen Zuschauern."
„Es hat also noch keiner dieses Spiel überlebt", sagte ich leise.
„Doch. Ethan", murmelte Will, „er hat es umgedreht."
„Er hat die Reichen abgeschlachtet, da dachten sie es wäre schlauer ihn unter Kontrolle zu haben bevor er eine Revolution startet. Wie es aussieht haben sie diese aber nur aufgeschoben", redete er weiter.
Ich nickte und sah wieder zu dem Jungen in dem kleinen Raum.
„Wir können ihn nicht mitnehmen Hope", murmelte Will, „Liam's Villa ist kein Obdachlosenheim."
„Ich weiß", murmelte ich.
Noch immer lag mein Blick auf dem kleinen Jungen. Ich hockte mich hin und nahm eine dünne Jacke aus dem Turnbeutel, die hielt ich dann dem Kleinen hin.
„Mehr hab ich leider nicht mit", seufzte ich.
Mit zittrigen Händen nahm er die Jacke und sah mich an. Als er sich in die zu große Strickjacke gekuschelt hatte sah er zu Will.
„Bist du einer der bösen Männer?"
Will schüttelte seinen Kopf: „Ich will das das alles aufhört."
Seine blauen Augen sahen zu mir, als würde er sicher gehen wollen das ich ihn gehört hatte. Ich sah von ihm zu dem Jungen vor mir. Der Kleine lächelte schwach und kuschelte sich wieder in seinen Schlafsack, um kurz danach die Augen zu schließen.
Ich stand wieder auf. Bis ich die Tür wieder geschlossen hatte lag mein Blick auf dem schlafenden Jungen. Erst danach sah ich zu Will, der mich die ganze Zeit angesehen hatte.
„Du brauchst dich nicht bei mir einschleimen", murmelte ich.
„Würdest du mich genauso suchen wie Ethan?", fragte er.
„Nein", sagte ich ernst, „bei dir würde ich wissen wo du steckst."
Ich ging vor und sah mich noch etwas im Park um. Je länger wir dort rumliefen umso dunkler wurde es und umso schwerer war es irgendwen richtig zu erkennen. Als die Sonne komplett untergegangen war mussten wir aufhören. Ungewollt machte ich mich mit Will auf den Rückweg zu Liam's Villa.
Kaum hatten wir die Tür geöffnet stand auch schon Liam im Eingangsbereich, seinen Arm um Grace. Sein Gesichtsausdruck verriet uns nichts Gutes und am liebsten wäre ich gleich wieder gegangen.
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Hope. || Abgeschlossen
Roman d'amourEine Welt in der die Untere Schicht wie Tiere im Zoo eingesperrt ist und die Obere sie kaufen kann wie teure Gemälde. Ist das eine Welt in der man leben will? Leben sollte? Hope. Ein Name mit einer Bedeutung an die keiner mehr glaubte. Niemand hatte...