Fehler? Kein Fehler?

222 10 5
                                    

Der nächste Tag beginnt für mich sehr gut, denn ich werde vom Unterricht befreit. Laut Frau Rudolf bin ich zu frech zu meinem bekloppten Mathelehrer gewesen. Und was ist mit dem? Der Idiot hat meine Schöne Zeichnung zerrissen! Jedenfalls darf ich jetzt nicht in den Unterricht. Die denken, dass ich jetzt heulend hier sitze und nix mehr mache. Ha! Pustekuchen! Ich bin ziemlich glücklich und beschäftige mich mit schminken. Gerade als ich fertig bin, ertönt lautes Gelächter und lauter Krach. Was soll der scheiß!? Schon bin ich an der Tür und bin entsetzt, bei dem was ich sehe. Da steht Michael, immer noch mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen, die Hände im den Taschen vergraben und drum herum zehn oder fünfzehn Schüler ob Gothic oder Streber und zerreißen Michael's Sachen! In drei Schritten bin ich da und reiße dem einen Jungen den Rucksack aus der Hand und fauche böse:"Sag mal, habt ihr sie noch alle? Macht das ihr hier wegkommt! Treibt eure Spielchen woanders! Und was soll das eigentlich? " Ich deute auf die zerrissenen Blätter, die auf dem Boden verstreut sind. Schweigen. Keiner antwortet. Da kommt Michael langsam auf mich zu und streckt die Hand aus. Mein Atem stockt. Was hat dieser Junge für zarte Hände?! Schlanke, grazile Finger zeigen auf den Rucksack in meiner Hand. Achtlos werfe ich ihm den Rucksack zu, drehe mich um und rausche in mein Zimmer zurück. Mit einem lauten knallen schließt sich die Tür und ich versuche mein rasendes Herz zu beruhigen. Was soll das denn jetzt? Warum zittere ich denn so! Aber eben, als Michael auf mich zukam, hatte ich das Gefühl, ihn zu kennen. Sofort habe ich angefangen zu zittern und meine Hände wurden schweißnass. Sofort rattert mein Kopf und geht alle Namen durch, die mir mal begegnet sind. Michael, Michael, Michael... nix. Ich kenne keinen Michael. Außerdem habe ich ja noch nie sein Gesicht zu sehen bekommen! Das War wahrscheinlich nur Einbildung. Aber diese schmalen Hände! Die passen so gar nicht zu einem Jungen. Warum mache ich mir eigentlich Gedanken um den? Das ist doch auch so ein in Gothic Typ, so ein depressiver, der mit niemandem etwas Zutun haben will. Ich nag hier doch niemanden! Und niemand mag mich!

Wütend werfe ich mich auf mein Bett und mache die Platte an. Sofort ertönt Paddy's wunderschöne Stimme und ich schließe entspannt die Augen.

Wenn der letzte Baum gerodet, der Letzte Fluss vergiftet, der Letzte Fisch gefangen, werden wir verstehen, dass man Geld nicht essen kann.

Oh, bin ich eingeschlafen? Geweckt wurde ich jedenfalls, von einem klopfen an der Tür. "Was is? ", rufe ich schon wieder genervt, denn alle wissen, wenn ich die Kelly family höre, will ich nicht gestört werden! Die Tür öffnet sich und mir entweicht wieder ein "Oh! ". In der Tür steht Michael. Jetzt hat er einen roten Pullover an, aber auch da hängt die Viel zu große Kapuze bis zum Kinn. "Michael, was willst du? " Natürlich wieder keine Antwort, aber aus irgendeinem Grund, weiß ich warum er da ist. "Magst du die Kelly family? ", frage ich neugierig und könnte mich gleichzeitig Ohrfeigen. Warum bist du so scheiß freundlich zu ihm?! Er nickt langsam und mein Herz macht einen erfreuten Hüpfer. Cool. Ein Verbündeter! Ungeduldig frage ich:"Steh da nicht Rum, komm rein und höre mit mir! " Er zuckt wieder einmal zusammen und setzt sich dann zögernd in Bewegung. Nach einer gefühlten Ewigkeit, sitzt er endlich neben mir auf dem Bett und wir hören die Platte zusammen zu ende. Die ganze Zeit über klopft mein Herz in meinem Hals und ich bemühe mich ruhig zu bleiben. Wieder vernebelt dieser wunderbare Duft meine Sinne, und ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Auf jedenfall will ich wissen, was unter der riesigen Kapuze ist. Als "Oh Johnny" erklingt, drehe ich mich zu ihn und hebe die Hand, während ich leise sage:"Michael, warum zeigst du dein Gesicht nicht? Zeig es mir doch mal. " Michael verkrampft völlig und als meine Finger seine Kapuze berühren, schnellen seine wunderschönen Hände nach oben und umschließen meine Handgelenke. Halten mich sanft davon ab, die Kapuze herunter zu ziehen. Völlig verwirrt schaue ich ihn an und probiere es noch einmal. "Michael, dann sag mir warum. Ich möchte so gerne wissen, wer du bist. " Aber meine Handgelenke bleiben von seinen Händen sanft gefesselt und er schüttelt den Kopf. Dann steht er hastig auf, lässt mich los und verschwindet. Als die Tür zu ist, wird mir klar, was das gerade war und ich stoße einen Wutschrei aus. "Scheiße verdammt! ". Zornig packe ich eins meiner Trinkgläser und werfe es mit allerkraft an die hölzerne Tür. Was ist sein Problem? Wie ein bildschöner Racheengel stürme ich aus meinem Zimmer und renne die Treppe hinunter, aus dem Haus, in den riesigen Garten. Dort atme ich einmal tief durch und versuche mich zu beruhigen, was aber scheitert, als ich in zwei Meter Entfernung Michael stehen sehe. "Michael? ", frage ich vorsichtig und trete neben ihn. Er dreht sich langsam um und ich stottere:"Es...es tut mir leid...ich weiß gar nicht was mit mir los ist. Normalerweise hasse ich hier jeden, aber du bist so komisch, so geheimnisvoll. Ich verspreche, ich lasse dich ab jetzt in Ruhe. " Da hastet er zu mir und schüttelt den Kopf. Dann hebt er die Hand und streicht mir damit sanft über die Wange, dann dreht er sich weg und geht an mir vorbei, ins Haus.

Das Internat Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt