Ich bins doch...

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So hier kommt mal Paddy's Sichtweise.

Ich kann kaum im Auto stillsitzen, so freue ich mich auf Zuhause. Immer wieder schaut mich Jimmy strafend an und weist mich zurecht, aber ich zappel trotzdem die ganze Autofahrt herum. "Boah, wann sind wir endlich da! ", motze ich schon zum vierten Mal und Jimmy verdreht genervt die Augen. Als der Wagen endlich vor dem Hausboot hält, hält mich nichts mehr und ich stürme jubelnd aufs Schiff, direkt in die Arme von Patricia, die mich fest umarmt. "Oh Trichia, ich hab dich so vermisst. Ich hab euch alle vermisst. ", flüstere ich, und jubel noch einmal auf, als Angelo auf mich zugerannt kommt. Seine langen, blonden Haare fliegen hinter ihm her und er ruft:"Paddy! Oh Paddy! " Lachend landet er direkt in meinen Armen und ich vergrabe mein Gesicht in seinen weichen Haaren. Dann rufe ich begeistert:"Oh Angelino, haben sie dich auch befreit? " Er nickt grinsend und da kommt auch schon Maite angezischt. Sie rennt mich beinahe um und jubelt:"Oh Paddy boy, endlich sehe ich dich wieder! " Auch ich umarme sie ganz fest und meine größeren Geschwister lachen:"Wenn die doch immer so lieb zueinander wären. ", seufzt Patricia und ich zwicke sie strafend in den Arm. Zwar ganz leicht, aber trotzdem quietscht sie auf. Dann ertönt Joey's gutmütige Stimme von der Treppe:"Hier ist so ein Lärm! Ist unser Paddy Boy da? " Ich rufe ein:"Jaaaa! " und springe ihm in die Arme. Lachend hebt er mich hoch und wirbelt mich, unter ziemlicher Anstrengung, umher. Als wir alle so im Kreis stehen, sage ich noch mal und ziemlich außer Puste:"Leute, Ich hab euch so sehr vermisst! " Dann schaue ich nach links und rechts und frage:"Wo sind Barby und Kathy? " Joey zeigt lächelnd auf die Treppe. "Sie sind bei Papa. " Schon zische ich los, falle vor Aufregung fast die steilen Stufen hinunter und Lande direkt in Barby's Armen. Sie umarmt mich und flüstert leise:"Kleiner Bruder, bist du endlich wieder da. " Ich nicke und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. Dann dreht sie sich um und läuft zu Mapa's Bettenlager. Dort sitzt Kathy und auch sie umarmt mich ganz feste. Da ertönt die tiefe Stimme meines Vaters:"Mein Sohn. Du bist zurückgekehrt. " Ich nicke und streiche meinem Vater liebevoll über die Hand und küsse ihn auf die Wange. Er lächelt und fragt:"Dieses Mädchen, diese Ruby, ist sie nett? " Wieder nice ich eifrig und plapper auch direkt los. "Sie ist ziemlich cool. Du kannst Jimmy und Johnny fragen. Sie waren ziemlich begeistert von ihr. " Mapa lächelt sanft und streicht mir meine Haare aus dem Gesicht, die sich aus meinem Zopf gelöst haben. "Schön, dass du wenigstens nicht alleine bist. "Wieder nicke ich, gebe meinem Vater noch einen dicken Kuss auf die Stirn und sause dann wieder die Treppe nach oben, wo ich fast Patricia umrenne. "Oje, die ganze Zeit war es so schön ruhig hier. ", seufzt sie und gibt mir einen sanften Klaps auf den Hinterkopf. Ich lache und flitze über das Deck zu Finbar. Der liegt auf seinem Platz und jubelnd stürze ich zu ihm.

Doch dann passiert es!

Der Irische Wolfshund, springt auf, zeigt die Zähne und knurrt drohend. Ich stoppe mitten in der Bewegung und starre den großen Hund entgeistert an. Der sträubt sein Fell und als ich die Hand nach ihm ausstrecken will, schnappt er nach meinen Fingern. Langsam stehe ich auf, während sich Tränen in meinen Augen sammeln. Dann flüstere ich mit Tränenerstickter Stimme:"Finbar? Ich bins doch Paddy! Erkennst du mich nicht? " Doch Finbar knurrt nur böse und ich gehe rückwärts. Er hat mich vergessen! Ein schluchzen ertönt aus meinem Mund und ich sinke auf die Knie. Wenn er mich vergessen hat, wird mich meine Familie auch bald vergessen. Wenn ich das nächste mal anrufe, werden sie wahrscheinlich verwundert fragen:"Paddy? Ich kenne keinen Paddy. Da müssen sie sich verwählt haben. " Über den Gedanken beginne ich nun richtig zu weinen und es dauert eine ganze Weile, bis ich aufhören kann. Ich sitze auf dem Deck, in einer Ecke, wo mich niemand sehen kann und kämpfe um meine Selbstbeherrschung. Da ertönt Maite's Stimme laut über das ganze Schiff. "Abendessen! Paddy boy! " Ich wische mir über die Augen und springe auf. Als ich zu Finbar schaue, knurrt er schon wieder und ich mache, dass ich wegkomme. Hastig laufe ich über das Deck und Maite schaut mich verwundert an. "Wo kommst du denn her? "Ich winke ab und laufe die Treppe nach unten, wo schon meine ganze Familie beisammen sitzt. Während des Essens schweige ich und das fällt meinem Vater auf. "Patrick. Was ist los? Du hast dein Essen ja kaum angerührt." Ich bemühe mich zu lächeln und antworte leise:"Ich habe nur keinen Hunger, ist schon in Ordnung. " Er schaut mich prüfend an und ich weiche seinem Blick aus. Als das Essen beendet ist, machen sich alle Bettfertig und auch ich ziehe mich langsam um. Da fällt mir plötzlich was ein und ich rufe zu Jimmy rüber:"Du Jimmy, weißt du noch, als wir der alten Frau in Hamburg, unser eben verdientes Geld gegeben haben? Und was ich gesagt habe? " Kurzes Schweigen, dann die verwunderte Antwort:"Ne, keine Ahnung, Au verdammt! Scheiß Rasierapparat! " Ich zucke wie unter einem Schlag zusammen. Es beginnt! Er kann sich schon nicht mehr an alles erinnern. Heiß steigen mir Tränen in die Augen, und ich lege mich schnell hin. Nach zwei Stunden wachlegen, falle ich endlich in einen unruhigen Schlaf.

Oh Mist! Ich hab meine Tasche vergessen. Schnell laufe ich noch einmal zurück zum Boot und klopfe an Patricia's Tür. Sie öffnet die Tür und schaut mich verwundert an. "Hallo? Kann ich dir helfen? ", fragt sie und ich antworte:"Ich hab nur meine Tasche vergessen. Kannst du mir sagen, ob du sie gesehen hast? " Ihr Blick wird immer verwirrter und sie fragt:"Wer bist denn du eigentlich? Bist du ein Freund von Angelo? " Ich starre sie an und antworte:"Ähm, Trichia? Ich bins Paddy? "  "Ich kenne keinen Paddy, und eine Tasche gesehen habe ich auch nicht. Hör auf mit so einem quatsch und spiele mit Angelo. Ich hab hier genug Zutun! ", sagt sie jetzt und schaut genervt. In mir wächst die Verzweiflung und ich packe ihre Hände. Dann flehe ich:"Patricia! Ich bins Paddy Kelly! Michael Patrick Kelly! Ich bin der drittjüngste! Zwei Jahre älter als Maite und zwei Jahre jünger als Barby! Hör auf mich zu veräppeln! " Sie hebt abwehrend die Hände und befreit sich aus meinem Griff. Dann sagt sie drohend:"Die drittjüngste ist Barby! Verschwinde! " Ich schluchze auf und Patricia geht rückwärts. "Jimmy, kommst du mal her? " Jimmy kommt und sie erklärt ihm schnell ihr Anliegen. In mir ist noch ein Körnchen Hoffnung, aber auch die wird zerstört, als Jimmy mich angewidert anschaut, mich am Arm packt und unsanft vom Boot zieht. "Hier gibt es keinen Paddy oder wie auch immer Kelly! Du bist ein ganz schön kranker Fan! Mach das du hier weg kommst, oder ich rufe die Polizei. " Ich beginne haltlos zu weinen und klammere mich an ihn. "Jimmy Bitte, sag, das das ein Witz ist! Bitte, bitte! " Er reißt sich los und ich lande im Dreck. Dann dreht er sich um und läuft wieder zurück zum Hausboot. Ich schlage die Hände vors Gesicht und flüstere:"Nein! Neinneinnein! Das kann nicht sein! Sie ärgern mich nur! Da fällt mein Blick auf meine Kleidung und meine Hände und ich schreie laut auf. Ich habe eine Schuluniform an und meine Hände sind dunkelhäutig. Ich springe auf und stürze zum Wasser. Dort spiegelt sich mein Gesicht und wieder schreie ich auf. Wo sind meine langen Haare? Ich habe kurze Rasterlocken und so gar nix von Paddy Kelly. Ich sinke auf die Knie und schreie so laut ich kann:"NEEEEEIIIIIIN! "

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