Das Internat

Wunder Wasser?

Ich fahre aus meinem Schlaf hoch und schnappe nach Luft! Mein Herz rast, wie nach einem Marathon und ich bin schweißgebadet. Zum Glück habe ich nicht richtig geschrien, denn alles ist ruhig. Ich schluchze leise auf und beginne jetzt am ganzen Körper zu zittern. Dieser Traum schien so echt! Oh Gott! Ich bringe mich um, wenn der wahr wird! Mehr als zehn Minuten sitze ich aufrecht in meinem Bett und versuche, mich wieder zu beruhigen, aber es hilft nichts. Wie soll ich denn schlafen? Da kommt mir eine Idee und ich flüstere leise:"Das Wunder Wasser von Mapa! " Wenn Mapa wieder mal Schmerzen hat, oder ihn die Vergangenheit einholt, trinkt er davon was und es geht ihm besser. Dann wird er ruhig und schläft dann auch ganz schnell ein. Das kann ich jetzt gut gebrauchen, denke ich und schlüpfe leise aus meinem Bett und tapse barfuß in den Raum wo wir unsere Küche untergebracht haben. Da hole ich mir, im Dunkeln, einen Stuhl und klettere hinauf. Da öffne ich, nach einigem Tasten, die Schranktür und lasse meine Hand vorsichtig über den Inhalt fahren, bis ich auf kaltes Glas stoße. Das muss es sein! Gleich geht es mir besser! Ich taste mir noch ein Glas und schleiche dann die Treppe nach oben. Dort setze ich mich auf einen Rettungsring, der mein Lieblingsplatz ist, und schenke mir etwas ein. Ein stechender Geruch verbreitet sich und ich ziehe eine Grimasse. Hoffentlich schmeckt das nicht genauso, wie es riecht, denke ich, wische aber den Gedanken abrupt zu Seite. Ich will doch auf andere Gedanken kommen! Also Nase zu und los!

Ich hebe mein Glas, schaue misstrauisch die klare Flüssigkeit an und trinke einen Schluck. Als ich schlucke, bekomme ich einen Hustenanfall und bin froh, an Deck gegangen zu sein. "Boah, das ist ja widerlich! ", keuche ich, aber ich will noch nicht aufgeben. Ich bin ein Ire! Ich schaffe das! Ich lasse noch mehr von dem Wunder Wasser in mein Glas laufen und mit einer Grimasse schlucke ich auch das hinunter. Diesmal bleibt der Hustenanfall aus und ich finde, es schmeckt auch ein bisschen besser. Eine wohlige Wärme durch fährt mich und ich lasse mich ganz in den Ring sinken. Tatsächlich bin ich ruhiger und vergesse langsam meine Angst. "Mapa hat nicht zuviel versprochen, das Wunder Wasser hilft wirklich! ", sage ich leise und nehme mir vor, Jimmy und Patricia davon zu erzählen. Wieder leere ich ein weiteres Glas, als plötzlich die Angst wieder da ist. Nur hundert mal stärker als zuvor und ich keuche auf. Wahrscheinlich werfen sie mich morgen früh raus, wenn sie nicht sogar die Polizei rufen! Tränen sammeln sich in meinen Augen und hastig Fülle ich das Glas wieder. Ich trinke es leer und langsam beginnen die Sterne zu tanzen. Es ist eine klare Nacht und ich beobachte staunend, wie sie Kapriolen schlagen und sich im Kreis drehen. Cool! Wahrscheinlich das letzte mal, dass ich hier sitze, schießt es mir plötzlich durch den Kopf und schluchze leise auf. "Mist verdammter! Das sollte doch helfen! Voll der Beschiss! ",, fluche ich leise und quäle mich aus dem Reifen. Hui! Alles dreht sich lustig hin und her und die Taue reichen mir ihre Enden, als wollten sie mit mir tanzen, aber ich schlage bloß nach ihnen und versuche, zur Treppe zu kommen. Ich bin nicht in der Stimmung zum tanzen! Angestrengt versuche ich vorwärts zu kommen, doch das ist leichter gesagt als getan, wenn die Holzplanken sich wie Schlangen auf dem Boden rekeln! Wie hält Papa das bloß aus? Endlich bin ich in der Nähe der Treppe und halte mich kurz an deren Geländer fest. Doch das bewegt sich und entpuppt sich als Schlange, die wütend zischt. Ich stoße einen Schrei aus und will die Treppe hinunter rennen. Seltsam, es ist so als würde ich fliegen, denke ich als ich nur einen lauten Schlag vernehme, einen Schrei höre und mir die Sinne schwinden.