Kapitel 15

2.6K 138 12
                                    

„Wer um Himmels Willen will denn jetzt schon wieder etwas!", grummelt Severus definitiv frustriert bevor er sich wieder von Hermines Lippen entfernt. 

„Das, Severus, werden unsere Kaffeegäste sein", schmunzelt diese leicht enttäuscht zurück. Das wiederum entlockt Severus einen melancholischen Seufzer. 

„Und dann fragt mich noch einer, warum ich es vorziehe, so wenig Leute wie möglich in meinem Umfeld zu haben." 

Hermine lässt daraufhin ein helles Lachen ertönen und begibt sich auf den Weg zu Severus Tür, um die Gäste einzulassen.

„Da seid ihr ja. Kommt rein", scheucht sie die beiden Gestalten vor der Tür auch schon in die Wohnung hinein. Nachdem die Gäste ihre Reisemäntel an die Kleiderhaken gehängt haben und die Schuhe zum Trocknen vor der Heizung im Flur stehen, ergreift der junge Mann das Wort. 

„Hermine, schön, dass man dich auch mal wieder zu Gesicht bekommt. Wie geht es dir?", fragt er sofort, während er sie umarmt. 

„Mir geht es gut, Dray. Hallo, Astoria. Kommt rein ins Wohnzimmer, sonst wird der Kaffee kalt."

Dicht gefolgt von den Beiden Gästen läuft sie zurück ins Wohnzimmer, wo Severus bereits auf sie wartet. 

„Onkel. Ich hätte nicht gedacht, dich nochmal so lebendig zu sehen. Aber ich bin froh, dass es so ist. Wie geht es dir?", redet der junge Blonde auch schon auf den Schwarzhaarigen ein. 

„Mir geht es mehr als gut mit der Gesellschaft, die ich im Moment habe. Aber sag, wie geht es euch? Setzt euch". 

Nachdem dann alle am Tisch sitzen und an ihrem Kaffee trinken und den leckeren Kuchen essen, beginnt auch Dracos Begleitung zu reden. 

„Uns geht es auch gut. Letztes Jahr haben wir im kleinen Kreis geheiratet. Es waren nur unsere Eltern anwesend. Dieses Jahr wollen wir aber nochmals Ja sagen, mit allen Freunden und Bekannten, der ganzen Familie. Das schließt euch zwei auch mit ein", bemerkt sie. 

„Ich denke, das lässt sich einrichten", schmunzelt Severus. 

Mittlerweile ist es bereits später Nachmittag und als der Kaffee dann alle ist, verlagern sie ihr Gespräch auf die Couch. 

„Was mich aber jetzt noch interessiert, ist, wie ihr drei Freunde geworden seid", sagt Severus mit Hermine, die nah neben ihm sitzt. Draco und Astoria schauen sich an, während sie nach Worten suchen und Hermine beginnt unterdessen, zu erzählen. 

„In unserem Wiederholungsjahr wurde Draco Schulsprecher und ich Schulsprecherin, was bedeutet, wir mussten uns unsere Räume teilen. Anfangs war das Verhältnis sehr angespannt, aber nach einer Weile haben wir uns ausgesprochen über alles, was in der Vergangenheit war. Wir haben aber auch viel über den Krieg geredet, und geholfen. Wir haben beide wichtige Personen in unseren Leben verloren und es hat gutgetan, mit jemandem zu reden, der dasselbe durchmacht. Schließlich hat Draco dann ab und zu Astoria mitgebracht und nach und nach auch andere und mittlerweile versteht sich eigentlich unser ganzer Jahrgang recht gut miteinander, nicht?", erzählt sie. 

„Da Severus Neugier jetzt gestillt ist, wollen wir wissen, was ihr hier macht", grinst Draco seinen Patenonkel an.

„Na gut. Vor ein paar Tagen habe ich mich wie jeden Tag auf den Weg nach draußen gemacht, um im Park spazieren zu gehen. Es hat das erste Mal geschneit seit mehreren Jahren und es waren viele Leute unterwegs. Ich laufe also im Park, da sehe ich noch, wie eine junge Frau, die vor mir läuft, auf einer zugefrorenen Pfütze ausrutscht und ich halt sie noch fest, bevor sie hinfällt. Ich habe sie dann zu mir umgedreht und sie hat mich sehr erstaunt angeschaut. Ich habe sie dann zum Kaffee mit zu mir genommen und sie hat mir erzählt, wer ich überhaupt bin. Das war der Moment, in dem die ganzen Flashbacks angefangen haben. Ich habe mich immer Episodenweise an mein Leben erinnert. Manchmal war es eine Geste, manchmal ein Ort, manchmal aber auch nur ein Wort. Schließlich haben wir meine Erinnerungen größtenteils wieder beisammen gehabt und sind nach Hogwarts gekommen, um die fehlenden auch noch zu bekommen. Weit gekommen sind wir nicht, weil sich meine Narbe geöffnet hat und ich zusammengebrochen bin. Als ich aufgewacht bin, waren alle Erinnerungen wieder da und laut Poppy kein Gift mehr in meinem Körper, welches meinen Anfall ausgelöst hat. Der Nachteil ist, dass ich jetzt diese Brille tragen muss", erzählt er die Geschichte in Kurzform und lässt alle unwichtigen Details aus. Da Draco und Astoria aber wissen, dass er noch nie ein Mann der vielen Worte war, nehmen sie es ihm auch nicht übel.

 „Ich finde, dir steht die Brille sehr gut. Sie zeigt dich weniger als der strenge unnahbare Mann, der mal mein Professor war. Du siehst damit aus, wie Severus, nicht wie Professor Snape. Außerdem siehst du mit um einiges jünger aus und du bist auf sie angewiesen, also beschwer dich nicht, Sev", lacht Hermine über seine Aussage gegen sein neues praktisches Accessoire.

Das wiederum bringt Draco und Astoria zum Lachen und schließlich sitzen alle lachend auf dem Sofa. 

Nach einer Weile schwenkt das Gespräch jedoch wieder in Richtung Schule zu, als Draco fragt: „Was macht ihr zwei jetzt eigentlich?". 

Hermine schaut fragend zu Severus und der nickt ihr leicht zu. 

„Also, ich habe eine Ausbildung bei Professor McGonagall in Aussicht und wenn Severus Slughorns Nachfolger nochmal auf dessen Eignung prüft und sein Wissen aufstockt, übernimmt er Professor McGonagalls Posten als Schulleiter. Also sieht es wohl so aus, als ob Hogwarts erneut von uns zweien geplagt sein wird", lacht Hermine und merkt, dass auch Severus ein leises, tiefes Lachen entfährt, wodurch sein ganzer Körper, an dem sie mittlerweile lehnt, vibriert und ihr eine Gänsehaut beschert. 

„Wenn du schon von Nachfolger sprichst, muss ich dir sagen, dass es mir eine Ehre ist, deine Nachfolge anzutreten, Onkel", grinst Draco Severus an. 

„Ich glaube, damit könnte ich unter Umständen sogar leben", gibt dieser leicht schmunzelnd zurück. 

Nachdem noch so manche andere Geschichte erzählt wurde, schaut Astoria schließlich auf ihre Uhr und merkt, dass es bereits kurz vor sechs Uhr abends ist. 

„Draco. Wenn wir nicht zu spät zum Essen mit deinen Eltern kommen wollen, sollten wir so langsam los", stellt sie besorgt fest. 

„Schon?" 

Mit einem Nicken als Antwort richtet sie sich auf und ihr Mann macht es ihr sofort gleich. 

„Onkel, Hermine. Ihr seid herzlichst eingeladen, uns auch mal zum Abendessen zu besuchen, aber für heute müssen wir uns leider verabschieden." 

Hermine und Severus nicken und folgen den Beiden in den Flur. Nachdem dann beide wieder ihre warmen Mäntel angezogen haben und auch die mittlerweile getrockneten Schuhe wieder an ihren Füßen sind, verabschieden sich alle mit Umarmungen. Während die beiden Frauen noch etwas Smalltalk halten, zieht Draco Severus leicht zur Seite. 

„Pass ja auf sie auf, sie hat viel durchgemacht und verdient es nicht, dass man mit ihren Gefühlen spielt. Sie liebt dich, ich sehe es in ihren Augen und wie glücklich sie in deiner Nähe ist also gib dir Mühe und verbock das nicht, sonst setze ich Himmel und Hölle in Bewegung, um sie zu rächen. Noch so einen Verlust wie den ihrer Eltern hält sie nicht aus."

 „Weißt du, wo die beiden sind?" 

„Australien, sie hat bereits versucht, deren Gedächtnis wiederherzustellen, hat es aber nicht geschafft", gibt der Blonde traurig zu. 

„Wir werden sehen. Keine Angst, ich habe nicht vor, sie irgendwann auch nur ansatzweise gehen zu lassen, solange sie das nicht will. Ich werde sie zu nichts zwingen und jede Entscheidung akzeptieren. Vertrau mir, Draco." 

Der Blonde schaut seinem Paten in die Augen und sieht, dass er es ehrlich meint. Schließlich nickt er und drückt den Schwarzhaarigen zum Abschied. 

Nach weiteren zwei Minuten des Abschiedes sind Hermine und Severus endlich wieder allein und setzen sich vor den Kamin im Wohnzimmer. 

„So, wo waren wir vorhin stehen geblieben?", flüstert Severus leise direkt neben ihrem Ohr, was ihr erneut eine Gänsehaut beschert und dreht ihren Kopf mit seiner Hand vorsichtig zu sich. Hermine kann es kaum erwarten und schließt vor Aufregung die Augen, bis sie Severus Lippen endlich auf den ihren spürt. Nach einer Weile vertiefen beide den Kuss und es soll nicht das einzige gewesen sein, was an diesem Abend noch in den Kerkern vorgefallen ist.




MemoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt