Kapitel 23

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Die Woche vergeht wie im Flug und schon ist Freitag, was bedeutet, dass Blake aus dem Krankenflügel entlassen wird und sich mit den Grangers trifft. 

Zuerst wollte er, dass Hermine und Severus dabei sind, aber die beiden sind der Ansicht, dass mit Blake, Hermines Eltern, Poppy Pomfrey, Professor McGonagall und Zaubereiminister Kingsley Shacklebolt bereits genügend Menschen in das Büro gequetscht sind. 

Stattdessen übernimmt Hermine Minervas Verwandlungsstunden ohne die Aufsicht dieser und Severus braut zusammen mit Draco weiter an Tränken, teils für das St. Mungos, teils für den Krankenflügel. Hermine hat Severus endlich überreden können, Draco zu sagen, dass er eigentlich schon lange geprüft ist und er den Posten ab dem nächsten Schuljahr innehat.

Nach dem Frühstück, welches er noch im Krankenflügel zu sich genommen hat, geht Blake sofort zum Büro der Direktorin. 

Die erste Stunde hat gerade angefangen und somit ist der Weg für ihn ruhig und entspannt. Die einzige Begegnung hat er mit Sir Nicholas, dem Hausgeist der Gryffindors. 

Nur wenig später steht er vor dem steinernen Wasserspeier und nennt das Passwort: „Zitronenbonbon." 

Auch wenn Blake Professor Dumbledore nie persönlich kennengelernt hat, ist es allgemein hin bekannt, dass der größte Magier aller Zeiten diese Muggelsüßigkeit geliebt hat. Umso passender findet er es, dass die Schulleiterin ihre Passwörter stets an Muggelsüßigkeiten anlehnt, um so an den verstorbenen Zauberer zu erinnern. 

Zaghaft betritt der Junge die sich windende Treppe und lässt sich von ihr nach oben tragen. Sichtlich nervös steht er vor der schweren Tür und atmet noch einmal tief durch, bevor er die Hand hebt und klopft. Nur Sekundenbruchteile später wird er hereingebeten. Die Schulleiterin sitzt mit dem Zaubereiminister, der Schulkrankenschwester und dem Ehepaar Granger bereits um einen runden Tisch herum und unterhält sich mit ihnen. 

„Ah, Mister Destler. Pünktlich wie eh und je. Setzen Sie sich", ruft sie und lotst ihn zu dem freien Platz. 

„Ich darf vorstellen, Mister Destler? Dies ist Minister Shacklebolt, der sich persönlich um Ihren Fall kümmern wird." 

Der dunkelhäutige Zauberer streckt dem Jungen vor ihm die Hand hin. „Schön, Sie kennenzulernen, Mister Destler." 

Dieser nickt nur immer noch nervös und wendet sich wieder seiner Lehrerin zu. 

„Das hier sind Miss Grangers Eltern, Jean und Peter Granger." 

Auch die beiden schütteln die Hand des Jungen. „Hallo Blake. Wir sind froh, dass es dir wieder besser geht. Wir waren schon ziemlich schockiert, als Hermine und Severus am Montag aufgesucht und aufgeklärt haben", lächelt ihn die braunhaarige Frau an, die ihr Aussehen offenbar an ihre Tochter weitergegeben hat. 

„Vielen Dank."

„Nun denn. Wir sind heute hier, um über den Verbleib von Mister Destler hier zu reden. Vorerst möchte ich Sie bitten, uns zu schildern, was sie Miss Granger bereits am Sonntag erzählt haben, Mister Destler", beginnt Professor McGonagall und schaut den nicht in Schuluniform gekleideten Jungen vor ihr an. 

Dieser räuspert sich und beginnt, zu erzählen: „Ich wohne schon, seit ich mich erinnern kann, mit meiner Mutter bei meinem Onkel. Mein Vater hat meine Mutter verlassen bevor ich geboren war. Ich kenne nicht einmal seinen Namen. Anfangs war alles gut, zumindest, bis ich 5 Jahre alt war und die ersten Zeichen von kindlicher Magie zu sehen waren. 

Meine Mutter war schockiert. Sie wusste, dass mein Vater Zauberer war und hat gehofft, dass ich es nicht bin. Sie hat es geheim gehalten, doch irgendwann – ich war etwa 7 oder 8 - hat mein Onkel davon Wind bekommen und wollte mir die Magie ausprügeln. Meine Mutter hat mich damals noch verteidigt und wurde selber geschlagen. 

So lief das dann, bis ich nach Hogwarts gekommen bin. Auch jetzt hat sich dabei nichts geändert. Deshalb verbringe ich eigentlich die Ferien immer hier. Mein Onkel hat mir diese Ferien wieder den Arm gebrochen, weil ich Linkshänder bin und das für ihn nur ein Zeichen von Magie sein kann. Damit zwingt er mich, zum Rechtshänder zu werden. 

Ich kann mittlerweile beide Hände gut benutzen und das macht das Ganze noch schlimmer für ihn. Ich habe also versucht, meinen Arm mit Zaubern zu belegen, damit die Brüche nicht auffallen und dabei hat mich Miss Granger erwischt", erzählt er leise. 

Die Grangers wussten zwar, dass er geschlagen wurde, aber um Ausmaß der häuslichen Gewalt bei Blake Destler wussten sie nicht. Alle schauen sich betroffen an und Kingsley Shacklebolt ist der erste, der sich wieder fängt. 

„Egal, ob die Grangers Sie bei sich aufnehmen oder nicht, Sie werden nur noch einmal zu Ihren Verwandten gehen, und zwar nur, um Ihre persönlichen Gegenstände abzuholen", legt er bestimmt mit seiner tiefen Stimme fest. 

Angesprochener nickt immer noch nervös, aber sichtlich erleichtert. 

„Darüber brauchen wir gar nicht erst zu diskutieren. Wenn du möchtest, kannst du gern bei uns leben. Wir sind zwar Muggel, kennen uns aber dank Hermine doch etwas aus in eurer Welt", lächelt ihn Jean Granger warm an. 

„Sehr gern, wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht", lächelt er unsicher zurück, aus Angst, sie könnten ihr Angebot zurückziehen. 

„Da das nun geklärt wäre, können Sie drei gern den Tag miteinander verbringen und sich kennenlernen, nachdem Sie das hier unterzeichnet haben. Der Minister, Miss Pomfrey und ich werden uns um das weitere Verfahren mit Ihren Verwandten kümmern, Mister Destler. Haben Sie vielen Dank, Mrs und Mr Granger", bestimmt Minerva McGonagall und Blake Destler geht zusammen mit Hermines Eltern zum Schwarzen See, um sich ungestört unterhalten zu können.

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„Madam Pomfrey, ich benötige die vollständige Krankenakte von Mister Destler für die Ermittlung gegen seine Verwandten, damit wir ihnen das Sorgerecht entziehen können." 

Die Schulkrankenschwester nickt und lässt die Akte von einem der Hauselfen holen und übergibt sie dem Minister. Dieser verabschiedet sich von den beiden älteren Hexen und verschwindet in den grünen Flammen des Kamins.

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Mittlerweile ist es Zeit für das Mittagessen in der großen Halle und gleichzeitig bedeutet das Läuten der Glocke auch das Ende ihres ersten richtigen Tages als Lehrerin ohne Professor McGonagall. Mit mehr als guter Laune macht sich die junge Frau auf den Weg zum Essen. 



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