Nichts als die Wahrheit

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Neji und Miyuki betraten beide das Haus von ihr. Es war ein älteres Gehäuse, aus Holz, und es knartschte, wenn man es betrat. Ein kleiner Vorgarten schmückte das Haus und die grüne Farbe der Pflanzen passte sich harmonisch dem warmen Braun des Holzes an.

Miyuki konnte das Lächeln aus ihrem Gesicht nicht entfernen, zu glücklich war sie, dass Neji heute bei ihr bleiben würde und auch Neji wirkte zufrieden, wenn auch nicht in dieser Form wie das junge Mädchen.

"Dein Haus ist wirklich groß für nur eine Person", sagte Neji verwundert, "ich erinnere mich, dass hier ein älteres Paar lebte."
"Du hast wohl Recht", sie lächelte etwas ironisch, "es würde wohl kaum jemand drauf kommen, dass ich hier lebe."
Sein Lächeln ließ Miyuki erfreuden und fühlte die aufsteigende Wärme in ihr.

Da beide saßen, war sie glücklich, dass sie nicht auch ihre Knie spürte, die sonst immer viel zu weich werden, sobald sie diesen Anblick sieht.

Der Abend verging schnell und es war spät, als beide noch gemeinsam am Tisch saßen. Zwei Becher, aus denen Dämpfe aufstiegen waren auf dem Tisch. Beide saßen gegenüber voneinander und sprachen.
Miyuki fasste irgendwann Mut und wollte ihn nun auf eine ganz bestimmte Sache ansprechen. Sie senkte ihren Blick, spannte ihren gesamten Körper an.

"W-weiß dein Vater.. eigentlich Bescheid?" Ihre Stimme flüsterte fast und sie schien womöglich bald zu stottern.
Ein überraschter Blick machte sich auf Nejis Gesicht breit und sah sie an. Das Mädchen hatte beinahe den Mut verloren, ihn anzusehen, als sie bemerkte, dass er lächelte.
'Er.. er lächelt?', dachte sie sich und war etwas erleichtert.
Das lächelnde Gesicht senkte sich hinab.

"Mein Vater ist vor einigen Jahren gestorben."
Erschrocken hob Miyuki ihr Gesicht. Immer noch war sein Gesicht mit einer Zufriedenheit bedeckt, jedoch umhüllt von einer blassen Traurigkeit.
"Das.. wusste ich nicht. Es tut mir Leid!", mit zugekniffenen Augen senkte sie erneut ihr Haupt.
Ein kurzes Lachen war zu hören, jedoch öffnete sie ihrr Augen vor Scham nicht.

Eine kurze Stille war eingekehrt und als sie wärmende Hände an ihren Schultern spürte, erschrak sie kurz auf.
Ihr Blick wanderte zu Neji, der aufgestanden war und sich leise neben Miyuki setzte.
"Es ist alles in Ordnung, ich habe gelernt damit unzugehen."
Miyuki konnte den Mitleid in ihr spüren und fasste sich an ihr Herz.

"Und deine Mutter.. was ist mit deiner Mutter?" Sie schämte sich erneut, dass sie nicht überlegte, bevor sie fragte.
Neji legte seine Hand aut die von Miyuki, mit welcher sie nun den schnelleren Herzschlag spürte.
"Meine Mutter passt auf mich auf", sagte er beruhigend.
Ein kleines Lächeln zeigte sich auf Miyukis Gesicht.

"Sie passt auf mich auf, seitdem ich geboren bin. Genau wie mein Vater. Zwar kann ich beide nicht sehen, doch ich weiß, dass beide mich sehen."
Unbemerkt stiegen Tränen in dem Gesicht des Mädchens auf.
"Es geht ihnen gut und ich werde sie irgendwann wieder sehen.. dann werde ich endlich meine Eltern wiedersehen", seine Stimme wurde sanfter und er sprach nur noch sehr leise, "sie beschützen mich", sagte er schließlich.

Er sah lächelnd in das Gesicht des jungen Mädchens, als er ihr die Träne wegwischte, die bereits heruntertropfte.
"Du musst doch nicht weinen", ein sanftes Lachen stieg ihn ihm auf.
Miyuki selbst bemerkte nicht, dass sie weinte. Plötzlich stellte sie sich vor, dass auch er den Schmerz der Einsamkeit kannte. Wenn die wichtigste Stütze im Leben weggezogen wird und man in sich selbst zusammenbricht, dachte sie.

Zwar konnte sie niemals verstehen, warum Neji arrogant wirkte und manchmal auch herrisch, doch nun konnte sie nachvollziehen, warum er solch einen rebellischen Charakter besaß.
"Und jetzt du."

"I-ich?", fragte sie verwundert und immer noch überfüllt von Gefühlen und dem Mitleid Neji gegenüber.
"Was ist mit deiner Familie?"
Verunsichert sah sie weg. Sie fühlte, als könne sie ihm nicht erzählen, wie die Todesursache ihres Vaters und ihres Bruders lautet.

"Willst du es mir nicht erzählen?", sagte Neji nun legte seinen Arm über ihre Schultern. Miyuki fühlte, wie seine Finger sich fester an ihren Arm drückten. Seine andere Hand bewegte ihren Kopf zu seiner Seite und ihre Blicken fanden zueinander. Erfasst von der makellosen Haut, den seidenglatten Haaren und seinen starken Armen, die sie umgaben, ergab sie sich ihm nieder und spürte ihr schlagendes Herz.

Mit sanfter Stimme holte er sie zurück zur Realität: "Erzähl mir was passiert ist, Miyuki. Du musst nichts verstecken vor mir."
Sein Lächeln machte sie glücklich.

"Es ist so, dass.. ich nicht wirklich gerne darüber rede. Ich habe gesehen, wie sie vor meinen Augen verbrannt sind und ich konnte nichts anderes tun, als wegzurennen. Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, aber manchmal bekomm ich Alpträume und mein Unterbewusstsein zeigt mir Dinge, die ich gerne vergessen hätte.."
"Was sagst du da? Sie sind.. verbrannt?", geschockt sah er ihr in die Augen.

"Immer wenn ich ins Feuer sehe, dann sehe ich sie vor mir. Wie sie sich durch das Feuer verzerren. Ich vergesse niemals das entstellte Gesicht meines Bruders und meines Vaters, als sie mich aus dem Fenster hinausstießten, damit ich flüchten kann.."
"W-was ist passiert? Warum wurden sie verbrannt?!"
Miyukis Blick traf ihn.

Er fühlte, wie sich eine Tragödie in ihrem Leben abspielte, mit der sie niemals zurecht kommen würde.
"Ich weiß nicht wieso, aber.. irgendwer brach in unser Haus ein und dann.. und dann.. wollten sie uns töten.."
"Wer?!"
Stille brach ein, und Neji sah besorgt nach ihr, doch sie vergrub ihr Gesicht.

"Ich hasse mein Katon-Element, Neji. Immer wenn ich es benutze, dann spüre ich einfach nur, wie ich meine Familie hintergehe. Ich benutze das, was sie umgebracht hatte. Doch was mir ihren Tod noch vor ihren Augen hält.. sind deine Augen.."
Erstarrt sah Neji sie an.

"Ein Hyuga hatte sie getötet.. obwohl mein Vater immer erzählte, wie gut er sich mit deinem Clan verstand."
Neji fühlte sich, als würde ihm die Luft weggenommen werden, die er zum Atmen benötigte.
'Ein Hyuga?', fragte er sich vorwurfsvoll, 'deshalb sprach sie davon, dass unsere Familien verfeindet waren..'

"Ist das wahr, Miyuki..?", fragte er sie leise und hinterlies eine Traurigkeit in seiner Stimme.
"Ich weiß nicht genau wer das war, aber.." Plötzlich senkte sich ihre Stimme.
"Aber was? Weißt du wer es war?!", besorgnisvoll zog er sie an sich, "sag es mir einfach, Miyuki.."
Sie drückte sich an ihn und fühlte, wie seine Finger sich in ihren Haaren vergruben.
"Dieser alte Mann.. der uns letztes Mal sah, als wir uns verabschieden wollten.."

Geschockt starrte Neji an die Wand.
"Hiashi?!", dachte er sich.
"Es tut mir Leid, Neji.. ich hätte dich da nicht mit hereinziehen dürfen, ich weiß, dass du daran keine Schuld trägst.. ihr habt nun mal dieselben Augen aber..", sie sah ihn lächelnd an, mit getrockneten Tränen in ihrem Gesicht, "deine Augen sehen für mich jetzt anders aus, sie sind mit Liebe gefüllt, nicht mit Hass."

"Miyuki.."
Er senkte seinen Blick und drückte sie erneut an sich.
"Du bist meine Familie. Bitte.. bleib bei mir.. bis wir gemeinsam zu unserer Familie können.."
"Neji.." Verwundert blickte sie ihn an.
"Dann stell ich dich meinem Vater vor. Er hätte dich sehr gemocht..", ihm lief eine Träne hinunter, "und du stellst mich deinem Vater vor.."
Sie unterdrückte ihre Tränen und lächelte ihn sein Gesicht.
"Abgemacht.."

Hindernisse (NejixRPC)Where stories live. Discover now