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„Sag mal, wo warst du?", fragte Seungri den Neuankömmling vorwurfsvoll.

„Ich hatte eine Verabredung, hast du ein Problem damit", erwiderte Jiyong immer noch leicht genervt, woraufhin Seungri nur abwehrend seine Hände hob und etwas wie: „War doch nur 'ne Frage", murmelte.

„Mit wem denn?", kam es unbeirrt von YoungBae.

Jiyong zögerte und Miga glaubte zu sehen, wie sein Blick einen Moment lang in ihre Richtung schweifte.

„Mit Eunmi."

„Diese Kellnerin?", fragte Miga etwas zu laut und bereute es sofort. Sie musste ziemlich entgeistert geschaut haben, denn die anderen warfen ihr leicht irritierte Blicke zu. Schnell senkte sie den Blick.

Miga war dabei gewesen, als diese Eunmi Jiyong ihre Nummer zugesteckt hatte. Es hatte ihr damals schon nicht gefallen, obwohl sie zu dieser Zeit noch gar nicht darüber nachgedacht hatte, dass sie vielleicht Gefühle für den Freund ihres Bruders haben könnte. Mittlerweile war sie sich dem sehr bewusst und die Tatsache, dass er mit diesem Mädchen ausgegangen war, traf sie um gefühlt das Zehnfache mehr als damals. In ihrem Inneren entstand nicht nur ein unangenehmes Gefühl, nein, es kam eher einem angespitzten Eiszapfen gleich, den ihr jemand ins Herz rammte, und sie musste ein paarmal blinzeln, um die Tränen zurückzuhalten, die sich in ihr anbahnten.

„Du hattest ein Date?", fragte YoungBae und ein Anflug von Ungläubigkeit schwang in seiner Stimme mit.

„Klang so, oder?", beantwortete Jiyong seinem besten Freund mit einer Gegenfrage.

„Warum?", fragte dieser weiter.

Mittlerweile schien Jiyong ein wenig verärgert.

„Meine Güte, warum nicht? Sie ist ein hübsches Mädchen und hat mir ihre Nummer gegeben. Warum sollte ich da nein sagen? Wird das hier jetzt ein Verhör, oder was?"

Bevor YoungBae darauf noch etwas erwidern konnte, wechselte Jiyong allerdings das Thema und kam auf die Frage zurück, die er zu Anfang gestellt hatte.

„Also, was macht ihr hier? Warum betet Seunghyun Miga an?", fragte er, während er sich neben Daesung auf die Couch fallen ließ.

Kurz sagte niemand etwas, dann beschloss Seunghyun, das Eis zu brechen und antwortete in einem fröhlichen Ton: „Miga hat eine Wette gegen mich gewonnen und ich hab sie zur Herrscherin über die Pizza ernannt."

Jiyong zog eine Augenbraue in die Luft, ließ seinen Blick erst über die Reste des Pizza-Schlachtfeldes gleiten und sah Miga dann direkt an.

Sie hatte das Gefühl, als hätte er ihr ewig nicht mehr in die Augen gesehen und obwohl sein Blick reserviert und kühl war, versank sie einen Moment lang darin.

„Worum habt ihr gewettet? Wer stopft mehr Junkfood in sich rein?"

Seine Stimme klang nach einer Mischung aus spöttischer Belustigung und Gehässigkeit. Es war genau die Art zu sprechen, die Miga früher so sehr an ihm verabscheut hatte.

Mit einer gehörigen Menge an Sarkasmus und ein klein wenig Verbitterung in der Stimme erwiderte sie: „Tut mir furchtbar leid, dass ich nun mal kein ausgehungertes Gerippe bin wie andere."

Jiyong hob gespielt geschockt die Augenbrauen und hob abwehrend die Hände, was den Eindruck erweckte, als hätte sie gedroht, ihn im nächsten Augenblick zu erschießen.

„Ok, entspann dich. Du musst dich doch nicht gleich angegriffen fühlen."

Verärgert und verletzt sah Miga ihm ins Gesicht, und dann erkannte sie dieses kleine kaum merkliche Zucken in seinem Mundwinkel, begleitet von einem ganz leichten Funkeln, das für den Bruchteil einer Sekunde in seine Augen trat.

Diese eine unscheinbare Geste der Überlegenheit brachte für Miga nach all der Anstrengung der letzten Wochen und allem Gefühlschaos, das durch ihn entstanden war, das Fass zum überlaufen. Sie erhob sich vom Fußboden, sodass sie von oben auf ihn herabblicken konnte, stemmte die Hände in ihre Hüfte, holte tief Luft und ließ ihrem Ärger freien Lauf.

„Weißt du was, Kwon Jiyong? Ich hab die Schnauze voll von dir. Wer zum Teufel gibt dir das Recht, so ein Arschloch zu sein? Seit Jahren hackst du auf mir herum und dann, als ich endlich irgendwie an einem Punkt angekommen bin, an dem ich das einfach ignorieren kann, bist du plötzlich super nett zu mir. Verbringst Zeit mit mir, bist da, wenn ich Hilfe brauche, nur um mich danach vollkommen zu ignorieren. Aber weißt, du was mich am meisten anwidert? Du hast mir mal gesagt, ich sei ein wichtiger Teil deines Lebens, dass ich dich besser kenne als all diese Mädchen, die dir am Arsch kleben. Aber Tatsache ist, dass du mich genauso lange und gut kennst wie ich dich, und es ist eine Sache, sich hin und wieder zu zoffen oder dass du dich scheinbar echt überwinden musst, um mal was Nettes zu mir zu sagen, aber du weißt ganz genau, was mich am meisten verletzt, und gerade weil du mich so gut kennst, ist es eine Unverschämtheit von dir, dass du trotzdem immer wieder darauf herumreitest. Natürlich muss ich mich nicht gleich angegriffen fühlen, aber bei dir bleibt mir mittlerweile gar nichts anderes mehr übrig. Was auch immer ich dir getan habe, dass du mich so behandelst, ich habe das nicht verdient, und jetzt entschuldige mich bitte, ich habe Besseres zu tun, als deine Launen zu ertragen."

Während sie sprach, liefen ihr Tränen der Wut über das Gesicht, doch sie machte sich gar nicht erst die Mühe sie wegzuwischen. Als sie ihren kleinen Monolog beendet hatte, drehte sie sich um, ohne noch irgendeine Reaktion abzuwarten, und verließ das Wohnzimmer. Schon im Gang der Wohnung begannen die Tränen stärker zu fließen, und als sie ihre Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, warf sie sich auf ihr Bett und weinte hemmungslos. So befreiend es gerade eben noch gewesen war, endlich ausgesprochen zu haben, was sie dachte, so sehr schmerzten jetzt die Verzweiflung und die Kränkung, die sich als Meer aus Tränen ihren Weg aus ihrem Inneren nach außen bahnten. Migas Herz zog sich zusammen, und sie vergrub ihr Gesicht in ihrem Kopfkissen, um ihre Schluchzer zu dämpfen. Vor den Prüfungen war eine Art Hoffnung in ihr aufgekeimt, dass sie vielleicht doch einen Hauch einer Chance hatte, dass Jiyong ihre Gefühle zumindest ein wenig erwiderte, doch diese Hoffnung hatte er gerade höchstpersönlich mit Füßen getreten. Miga ließ alles raus. Die Anspannung in Anbetracht der anstehenden Abschlussprüfungen und die der letzten Wochen, des gesamten letzten Jahres, ob aufgrund der Schule oder allem anderen. Sie weinte so lange, bis keine Tränen mehr nachkamen. Ihre Augen waren geschwollen und brannten, ihr Mund war ausgetrocknet und ihr Hals schmerzte. Um sie herum erstreckte sich ein Meer aus Taschentüchern und ihr Kissenbezug war komplett durchnässt und bedeckt mit Wimperntuscheflecken. Eine Weile lag Miga einfach nur auf dem Rücken und starrte an die Decke. Sie hätte Chaerin anrufen können um sich von ihr trösten zu lassen, sie hätte ihre Mutter anrufen können, um von ihr einen Rat zu bekommen, sie hätte wahrscheinlich auch jeden ihrer anderen Freunde anrufen können und sie hätten versucht, ihr zu helfen, doch das einzige, was ihr gerade tatsächlich helfen konnte, war eine Antwort auf die Frage, die sich in ihr Gehirn fraß.

Also griff Miga nach ihrem Handy, um die einzige Person abgesehen von Jiyong selbst zu kontaktieren, die ihr vielleicht eben diese Antwort liefern konnte.

Neue Nachricht an DragonG6

Crazyhead: Warum?
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Arme Mi. Was wird ihr DragonG6 wohl antworten?
Ich verspreche, dass war das letzte Mal Drama in diesem Buch, aber es ist eben noch nicht ganz vorbei.

Außerdem drücke ich allen von euch, die gerade wie Miga und Co aufs Abi oder andere Prüfungen hinarbeiten ganz fest die Daumen. Fighting!
<3 Red

Crazyhead | BigBang/K. JYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt