7

704 35 3
                                    

Irritiert starrte Miga auf den Bildschirm, bis die nächste Nachricht sie aus ihrer Trance riss.

DragonG6: bist du dahaa crazihed?????

Crazyhead: Ja, bin ich ... bist du ok?

DragonG6: Klaaaaaar mir ges suuuper

Crazyhead: Bist du betrunken?

DragonG6: Nö

DragonG6: ich bin besoffn

Crazyhead: Warum?

DragonG6: weil das leben scheise ist

DragonG6: weis du was

Crazyhead: Was?

DragonG6: sag mir dohc einfach dein namen und wir könnn bisschen spaß habn

Crazyhead: Ich kenn dich doch gar nicht, und du hast doch gesagt, es ist ok, dass wir uns so kennenlernen.

DragonG6: warum bis du so

Crazyhead: Wie bin ich denn?

DragonG6: kp du bis irgendwie komisch, so igendwie anderss

Migas Sicht wurde verschwommen und einzelne kleine Tränen rollten ihre Wangen hinunter.

Crazyhead: Gute Nacht, DragonG6. Ich hoffe du findest jemanden, mit dem du Spaß haben kannst, oder eine Ecke, in der du deinen Rausch ausschlafen kannst.

DragonG6: heist das du sags mir nich wi du heist? Wills dus mirnicht sagn weil du doch heslig bis??

Crazyhead hat sich ausgeloggt

DragonG6: heey du kanns doch nich einfah gehn...

Miga warf sich auf ihr Bett und ihre Tränen fingen an ihr Kissen zu durchnässen. Warum hatte sie nur immer so ein Pech? Gab es auf diesem Planeten nicht einen anständigen Kerl? Oder hatte sie nur nicht das Recht darauf, so jemanden kennenzulernen, weil sie nun mal nicht groß, blond und schlank war? Sie wusste es nicht. Die wichtigste Frage war jedoch, wieso ein Junge, den sie gerade einmal seit fünf Tagen kannte und den sie noch nicht einmal gesehen hatte, ihr mit ein paar Worten einen solchen Stich ins Herz versetzen konnte. Sie hatte sich schon lang nicht mehr so klein und einsam gefühlt.

Miga musste sich in den Schlaf geweint haben, denn sie wachte am nächsten Morgen mit geschwollenen Augen und Kopfschmerzen auf. Es war gerade einmal kurz vor acht, als sie ihr Zimmer verließ. Die Tür zu YoungBaes Zimmer stand offen und auch sonst schien er nirgends zu sein. In der Küche fand sie einen Zettel mit seiner Handschrift. Darauf stand: „Ich bin kurz unterwegs und in ca. zwei Stunden wieder da. Im Kühlschrank stehen ein paar Waffeln, falls du welche möchtest. LG Bae" YoungBae hatte es zwar gut gemeint, aber Miga ging am Kühlschrank vorbei, schnappte sich das Telefon vom Esstisch und wählte die Nummer, die sie seit der Grundschule auswendig kannte. Es klingelte ein paarmal, bis Chaerin abnahm und ihre müde Stimme ertönte. „Miga, es ist acht Uhr morgens an einem Samstag, es gibt Menschen, die ihren Schönheitsschlaf brauchen." „Chae?", Migas Stimme zitterte und sie fing wieder an zu weinen. Chaerins Stimme wurde sofort weicher und erhielt einen besorgten Unterton. „Oh nein, Süße. Was ist passiert?"

„Es t-tut mir Leid... i-ich... Chae? Kann ich z-zu dir kommen?", fragte sie und wurde immer wieder von kleinen Schluchzern unterbrochen. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Mi. Du bist tausendmal wichtiger als Schlaf, klar kannst du herkommen. Ich warte mit Eis und Oreos."

„Danke, Chaerin. Du bist die Beste", schniefte Miga noch einmal, legte dann auf, zog sich nur eine alte Jacke ihres Bruders über und verließ die Wohnung.

Tatsächlich erwartete Chaerin ihre beste Freundin schon mit einer großen Auswahl an Süß-Kram und Cola. Miga erzählte ihr immer noch in Tränen aufgelöst von allen Unterhaltungen zwischen sich und DragonG6. Als sie bei dem letzten Dialog der beiden angelangt war, zog Chaerin hörbar die Luft ein, bis sie ihrem Ärger freien Lauf ließ. „Was für ein Arschloch", fauchte sie und schloss Miga in ihre Arme. „Er hat deine Tränen gar nicht verdient, Süße." „Was mach ich nur falsch, Chaerin? Was hab ich getan, dass ich niemals Glück habe? Bin ich wirklich so abstoßend? Ich wünsche mir doch nur ein bisschen Liebe. Ist das wirklich zu viel verlangt?" Chaerin unterbrach Migas Redeschwall, indem sie ihre Hände um das Gesicht ihrer weinenden Freundin schloss und ihr tief in die Augen sah.

„Hör mir jetzt genau zu, Miga. Du bist einer der wundervollsten, treusten und gutherzigsten Menschen, die ich kenne und diese ganzen Idioten haben dich nicht verdient, nicht andersrum. Eines Tages wirst du den Richtigen kennenlernen, davon bin ich überzeugt, und er wird wirklich wissen, was er an dir hat, ok? Bis dahin bin ich immer für dich da, du bist doch meine kleine Mi."

„Danke, Chaerin, was würde ich nur ohne dich machen?", fragte Miga und Chaerin lachte. „Wahrscheinlich wärst du ziemlich aufgeschmissen." Auch Miga konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und streckte ihrer besten Freundin die Zunge raus. „So gefällst du mir viel besser. Und jetzt gönnen wir uns einen fetten Becher Eis, während wir uns über einen richtig kitschigen Liebesfilm lustig machen. Einverstanden?" „Einverstanden."

Miga war wirklich froh darum, eine Freundin wie Chaerin zu haben. Die beiden machten sich einen schönen Vormittag, schauten Filme und quatschten über Gott und die Welt. Sie hatten das schon lange nicht mehr gemacht und Miga genoss es in vollen Zügen. Irgendwie hatte der nächtliche Chat mit DragonG6 also doch etwas Gutes gehabt, auch wenn sie immer noch sehr verletzt war.

Crazyhead | BigBang/K. JYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt