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Am Sonntagmorgen, um 9 Uhr klingelte Migas Wecker. Seunghyun wohnte nicht weit entfernt, sie hatte also eine knappe Stunde Zeit, um sich fertigzumachen. Miga nahm sich Zeit zum Duschen und schminkte sich auch ein wenig, sie kam sich sicherer vor mit ein bisschen Makeup im Gesicht. Es war wie eine Maske, die die schwachen Seiten ihrer Persönlichkeit versteckte. YoungBae schlief noch, was sie freute, denn er hatte viel Schlaf nachzuholen gehabt. Miga schlich an seinem Zimmer vorbei und passierte auch die Küche, ihr war nicht nach Essen zumute. Sie war zu nervös.

Um zehn vor zehn griff sie nach ihrer Jacke und ihren Schlüsseln, um die Wohnung zu verlassen.

Pünktlich um zehn drückte sie mit zitternden Fingern den Knopf, neben dem der Name Choi prangte.

„Ok, Miga. Er ist auch nur ein Mensch.", murmelte sie und atmete tief durch, während der Summer ertönte und sie die Treppe in den zweiten Stock erklomm.

Seunghyun wohnte alleine in einer kleinen Wohnung. Miga wusste nicht warum oder wie er sie bezahlte, aber es hatte sie auch nie interessiert. Er öffnete ihr die Tür und winkte sie herein.

Seunghyun sagte nichts, sondern nickte nur in Richtung Wohnzimmer und verschwand dann in der Küche. Toll. Jetzt war Miga wohl auf sich selbst gestellt.

In dem kleinen Wohnzimmer erwartete sie ein bekanntes Bild. Jiyong saß auf der Couch, die Fernbedienung in der Hand und zappte durch die Kanäle. Leise machte sie ein paar Schritte in den Raum hinein. Er saß mit dem Rücken zu ihr und zeigte keine Anzeichen, ob er sie bereits bemerkt hatte.

Kurz spielte Miga mit dem Gedanken, einfach wieder zu gehen, doch dann wurde die Stille von seiner Stimme zerrissen und sie wusste, dass es dafür zu spät war.

„Was willst du hier." Es klang mehr nach einem Vorwurf als nach einer Frage und Jiyongs Stimme triefte nur so vor Verachtung. Wie hatte sie das nur vermisst.

Miga atmete tief durch, ging dann um das Sofa herum und setzte sich ihm gegenüber auf einen kleinen Hocker. Direkt vor den Fernseher, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Der Schwarzhaarige würdigte sie jedoch keines Blickes, tat so, als könne er durch sie hindurchblicken und zappte weiter. Miga nahm ihm daraufhin kurzerhand die Fernbedienung aus der Hand und schaltete den Bildschirm aus. Jetzt war es noch stiller.

„Ich bin hier, um mit dir zu reden, also schau mir gefälligst in die Augen."

Miga wusste nicht, woher diese resolute Art plötzlich kam. Jiyong ging es scheinbar genauso, denn er gehorchte widerstandslos. Miga blickte in seine tiefbraunen Augen und sofort war sie wieder unsicher. Wie paralysiert starrte sie in diese Augen, die ihren Blick mit Verachtung und Wut erwiderten. Jedoch sah sie auf den zweiten Blick, dass sie ihren Glanz verloren hatten und für einen kurzen Moment glaubte sie, ebenfalls einen Anflug von Unsicherheit darin zu erkennen. Das sorgte dafür, dass sie aus ihrer Starre erwachte und das Wort ergriff.

„Wie geht es dir, Jiyong?"

Damit schien er nicht gerechnet zu haben, denn er sah sie kurz ungläubig an.

„Mir geht's super", sagte er jedoch dann wütend. „Es ging mir nie besser, wieso fragt mich das im Moment jeder?"

Miga seufzte. „Jiyong, du hättest dich fast mit YoungBae geprügelt."

„Na und?" Jiyongs Stimme zitterte leicht und ein Hauch von Verzweiflung schwang darin mit, also sprach Miga schnell weiter.

„Ihr beide seid Freunde seitdem ihr als kleine Hosenscheißer im Sand gespielt habt. Ihr ward nie länger getrennt, als ein paar Tage. Ich kann mich daran erinnern, dass ihr beide mal so einen Aufstand gemacht habt, als wir für zwei Wochen in den Urlaub fahren wollten, dass meine Eltern dich am Ende mitnehmen mussten, damit YoungBae nicht auf der Fahrt das ganze Auto zusammenbrüllt. Ihr seid nicht nur Freunde, Jiyong, ihr seid quasi Brüder und du gehörst zur Familie. Und jetzt hör auf, im Selbsthass zu versinken, das hilft nämlich niemandem weiter. Du wirst jetzt deinen Arsch von diesem Sofa erheben, mit mir zu uns kommen und dich tränenreich mit meinem Bruder vertragen, damit endlich alle wieder ein normales Leben führen können und ich meine Ruhe habe. Wenn YoungBae wegen dir noch eine Nacht quasi nicht schläft, dann fall ich vor Sorge auch bald tot um."

Crazyhead | BigBang/K. JYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt