35

673 42 10
                                    

„Heute gehörst du zu mir."

Das Versprechen hielt ziemlich genau eine halbe Stunde und eigentlich hätte Miga damit rechnen müssen. Doch ob es die Ernsthaftigkeit gewesen war, die in seiner Stimme mitgeschwungen hatte, die Aussicht darauf, mal nicht ohne Begleitung auf einer Party rumzustehen, oder schlicht der Alkohol, den sie mittlerweile getrunken hatte, sie wusste nicht, was letztendlich genau der Auslöser gewesen war, der sie dazu gebracht hatte, ihm zu glauben.

Nach eben dieser halben Stunde, Jiyong und Miga standen mit Daesung, YoungBae und Kira an der Bar, stellte sich ein zierliches Mädchen neben Miga. Trotz ihrer zarten Statur war sie fast so groß wie Jiyong, hatte kurze blonde Haare, die sie zu einem Bob geschnitten hatte und trug ein dunkelgrün glitzerndes Kleid, das ihr das Aussehen einer Elfe verlieh.

Sofort klebte sein Blick an ihr, den sie mit einem schüchternen Lächeln erwiderte, dann beugte er sich zu ihr rüber, um sie nach ihrem Namen zu fragen. Miga wurde dadurch ein wenig nach hinten gedrängt, was aber nichts Neues war, immerhin war die Elfe nicht das erste Mädchen, mit dem er heute Abend flirtete, trotzdem fühlte sie einen Anflug von Ärger in sich aufsteigen.

Im Gegensatz zu den vorherigen Gesprächen, die sie einfach ignoriert hatte und während denen sie ihren eigenen Gedanken nachgehangen hatte, kam sie dieses Mal nicht drum herum mitzuhören, da sie ja quasi zwischen den beiden stand. Miga verdrehte die Augen bei den ersten Komplimenten, die Jiyongs Lippen verließen, doch als sie aufsah, direkt in sein Gesicht, erkannte sie nicht wie erwartet das verschmitzte Glitzern, das beinahe immer vorhanden war, wenn er mit ihr sprach, das sie jedes Mal verunsicherte, weil sie einfach nie wusste was er dachte und ob er auch wirklich meinte, was er sagte. Stattdessen strahlten seine Augen jetzt eine Offenheit und Höflichkeit aus, die ihn trotz seines Kostüms beinahe harmlos erscheinen ließen. Er wirkte wie der Junge, den sich jede Mutter zum Schwiegersohn wünschte, aufrichtig und gut erzogen. Alles in allem so, wie sie ihn seit Jahren nicht mehr erlebt hatte und wenn, dann höchstens bei Autoritätspersonen wie seinen Eltern oder dem Direktor.

Miga blinzelte, doch es änderte nichts daran, was gerade vor ihrer Nase ablief.

Gerade strich Jiyong der Elfe eine Haarsträhne aus dem Gesicht, woraufhin sich ihre Wangen rosa färbten und sie leise kicherte.

Miga konnte nichts dagegen tun, doch bei diesem Anblick überkam sie wieder das Gefühl, das sie bei Mr. Yang verspürt hatte, als sie mit Jiyong essen gewesen war und Eunmi ihm unter Migas Nase ihre Nummer zugesteckt hatte. Sie war wütend und fühlte sich irgendwie hintergangen. Dieses Mal war das Gefühl noch stärker und sie spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Fahrig löste sie die Kette von ihrem Hals, durch die sie mit Jiyong verbunden war, und ließ sie klirrend zu Boden fallen. Dann drehte sie sich um und verschwand in der Menge, ehe irgendwer etwas hätte tun oder sagen können.

Ihr Weg führte sie auf die Terrasse. Die kalte Herbstluft füllte ihre Lungen und sorgte dafür, dass das erdrückende Gefühl in ihrer Brust ein wenig nachließ. Der Pool war für den Winter bereits geleert worden, nur ein paar vereinzelte Blätter lagen darin. Auch die Sonnenliegen lehnten zusammengeklappt an dem kleinen Geräteschuppen, in dem sie wohl noch hätten verstaut werden müssen. Miga setzte sich kurzerhand an den Rand des leeren Beckens und ließ ihre Beine baumeln. Plötzlich kam ihr die Party furchtbar laut und stickig vor, und sie war froh darüber einen Moment allein zu sein. Sie schloss die Augen, öffnete sie aber sofort wieder, da das erste Bild, das sie hinter ihren geschlossenen Lidern erwartete, das von Jiyong war und die Art, mit der er das Elfenmädchen angesehen hatte.

Warum sah er sie nie so an?

Miga schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben.

Kurz darauf wurde die Musik aus dem Inneren des Hauses lauter, bevor sie wieder abebbte, und Miga brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass jemand die Terrassentür geöffnet und wieder geschlossen haben musste, als er zu ihr hinaus gekommen war.

Crazyhead | BigBang/K. JYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt