Kein Tag Wie Jeder Andere - Teil 1

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Allein, wie mittlerweile jeden Morgen, saß Jay am Küchentisch. Sein Kopf schwer in seine Hände gestützt. Leichte Tränen kullerten seine Wangen hinunter. Er konnte sich früher schlecht vorstellen, weshalb Danny Corson an Ben's Geburtstag so sehr litt. Natürlich wusste er, dass der Tag nie einfach ist für die Familie Corson. Der Verlust eines Kindes ist nie leicht. Doch nun wusste er auch warum - man wird an das erinnert, was man viel zu früh verloren hat. Er wusste, dass die Wahrscheinlichkeit gering war, unbedingt heute seinen Sohn zu finden, aber dennoch brachte Kim einen Schokoladenkuchen mit 8 Kerzen vorbei, welcher vor ihm auf dem Tisch stand. Nun wusste er auch, wie sich Gail fühlte, wenn sie am Ende des Tages einen ganzen Kuchen weg schmiss. Heute ist nämlich sein 8. Geburstag, aber Jay war nicht in Feierlaune, wie soll er denn auch feiern, wenn sein Sohn und Geburtstagskind vermisst wird? Wenn er von ausgehen muss, dass Ethan seinen 8. Geburtstag nicht mehr erlebt oder schmerzen ausgesetzt ist.

Seufzend betrachtete er das gemeinsame Bild von ihm und seinem kleinen Sohn, welches am Kühlschrank hang...

Fröhlich brabbelte Ethan über seinen ereignisreichen ersten Tag im Kindergarten. Nach anfänglichen schwierigkeiten und quengeleien, dass er nicht dorthin möchte, war er sehr begeistert.

“Wenn du mal deine Faust aus deinem Mund nehmen würdest, dann würde ich dich auch verstehen.” lachte Jay, der große Mühe hatte, diese babysprache zu verstehen.

“Du bist verrückt daddy. Ich habe einen neuen Schnuller.” lachte Ethan und Jay blickte durch den Rückspiegel nach hinten.

“Deine neuen Freunde dealen wohl mit Schnullern, huh?” lachte Jay, der vor kurzem geschafft hatte seinem Kleinkind dem Schnuller abzugewöhnen, “Jetzt erzähl mal. Wie war dein Tag?”

“Es war großartig! Wir haben voll viel gespielt und ich habe neue Freunde kennen gelernt.” strahlte er.

“Das klingt sehr toll, Ethan. Ich werde richtig neidisch.”

“Warum? Hast du etwa keine Freunde?”

Überrascht von dieser Erkenntnis, lachte Jay, “Nein, buddy. Ich meine das Spielen.”

“Oh… achso.”

Allmählich raffte sich Jay auf. Er wollte an die Arbeit, obwohl Hank Voight ihm eindringlich darum bat zuhause zu bleiben. Aber Jay war fest entschlossen zur Arbeit zu gehen. Tatenlos herumsitzen kann er nicht, solange er nicht weiß was geschah.

CPDCPDCPD

Gelächter kamen ihm entgegen als er stumm die Treppen zum Großraum hoch stapfte. In dem Moment als seine Kollegen auf ihn aufmerksam wurden, verstummten ihre Gespräche.

“Jay.” atmete Erin diese 3 Buchstaben aus, näherte sich ihrem Partner, legte ihre Hände um seinen Nacken und legte ihren Kopf sanft auf seine Brust ab, “Heute ist ein neuer Tag.” flüsterte Erin.

“Ich dachte ich habe mich klar ausgedrückt.” brummte Voight, “Du brauchst ein Tag ruhe, Jay. Ich verspreche dir, wir werden nicht aufhören zu suchen bevor wir ihn gefunden haben.”

“Mit allem Respekt, Sarge. Ich werde mich erst ausruhen, wenn ich meinen Sohn bei mir habe und sein Entführer hinter Gittern sitzt.”

“Heute ist ein sehr emotionaler Tag für dich.” wollte Hank versuchen seinen Kollegen doch zu überreden als dieser ihn unterbrach, “Das Geburtstagskind ist nicht da, Voight.”

“Überarbeite dich nicht, Jay. Wenn wir eine Spur bekommen, brauche ich ein detective, der auch einsetzbar ist und nicht jeden Moment einschläft.” brummte Hank und verschwand in seinen Büro. Jay atmete einmal tief ein und machte sich sogleich an die Arbeit.

Wenig später rief Platt an, weil Besuch auf ihn wartete. Jay kam die Treppen zum Empfangsbereich hinunter getrottet. Als er sah, welche bekanntschaft auf ihn wartete, wollte er am liebsten sofort wieder kehrt machen.

“Hi Jay.” begrüßte ihn sein dad.

“Was machst du hier?” fragte Jay und stemmte seine Hände an der Hüfte ab.

“Ich… uh… ich wollte hören wie es dir geht.”

“Es ging mir mal besser.” antwortete Jay knapp. Er wollte nicht länger als unnötig mit seinem dad reden.

“Heute ist sein Geburtstag. Ich habe ein kleines Geschenk für Ethan.” erklärte er und erst jetzt sah Jay das Paket in seinen Händen.

“Warum machst du das?” fragte Jay misstrauisch.

“Ich dachte mir, wenn er nach Hause kommt, dann sieht er wie sehr er fehlt und das wir an ihm gedacht haben.” langsam reichte er seinem Sohn das Geschenk, welches Jay zögerlich an nahm.

“Ich hoffe wirklich sehr, dass du ihn findest.” sagte er zum Abschied, drehte sich zum Ausgang und wollte gehen, als Jay mit einem Handgriff seinen Vater an der Schulter festhielt, “Danke, dad. Das bedeutet mir wirklich sehr viel.”

“Das ist selbstverständlich.”

“Nein.” schüttelte Jay traurig den Kopf, “Um Ehrlich zu sein, bist du der einzige der ein Geschenk besorgt hat.”

“Ich habe auch Zeit. Deine Priorität besteht darin Ethan zu finden und nicht in einem Spielzeuggeschäft zu gehen.” zustimmend nickte Jay. Eine solche Geste hätte er seinem Vater nicht zugetraut, schließlich haben sie die ein oder andere Auseinandersetzung.

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