“Sie haben unseren Kollegen ein wichtiges Detail verheimlicht. Sie sind vorbestraft.” sagte Antonio und stellte sich vor dem Tresen hin.
“Achso. Denken sie ich weiß nicht wie das aussieht? Ich wurde zu unrecht verurteilt und jetzt darf ich wieder den Sündenbock spielen?”
“Ein 7-jähriger wird seit knapp 3 Tagen vermisst und er wurde direkt vor ihrem Laden entführt.” zischte Antonio.
“Ja und? Ich habe nichts gesehen!”
“Wo waren sie am Freitag zwischen 15 und 16 Uhr.” fragte Alvin.
“Ohne einen Anwalt rede ich gar nicht mehr mit euch.”
“Okay. Dave Mitchell sie sind festgenommen wegen Verdacht des Kindesentführung…” nuschelte Antonio die Rechtsbelehrung runter.
CPDCPDCPD
Er saß im Verhörraum und zog sein Schweigen konsequent durch.
“Meine Geduld geht langsam zu Ende. Schauen sie sich das Bild an. Ein 7-jähriger Junge wird vermisst und er wurde direkt vor ihrem Laden entführt. Was wurde ihnen für den Jungen geboten? Geld?” fragte Hank neugierig.
“Verdammt nochmal. Ich kenne den Jungen nicht. Ich habe ihn noch nie gesehen!”
“Sie haben 4 Anzeigen wegen sexueller Belästigung an Minderjährige.”
“Das waren Mädchen im Alter von 13 und 16 Jahren und die eine sah aus wie 18. Warum sollte ich mich an einen kleinen Jungen vergreifen?”
“Sagen sie es mir.”
“Helfen sie mir doch mal.” forderte er Alvin auf, der stumm an der Wand anlehnte.
“Dies ist kein Spiel weder für den Jungen noch für die Familie. Wo ist Ethan?” zischte Alvin.
“Wissen sie was. Ich habe das Recht zu schweigen. Ohne mein Anwalt hört ihr nichts mehr.”
Genervt warteten sie auf den Anwalt um das Verhör, welches der Anwalt zu verhindern wusste, durchzuführen. Immer wieder beteuerte der Anwalt, es gäbe nicht genug Beweise und forderte eine Freilassung. Voight konnte durch das Einschalten einiger wichtigen Personen eine Festsitzung von 24 Stunden bewirken und versuchte bei der nächsten gelegenheit ohne Anwalt antworten zu bekommen - ohne Erfolg.
CPDCPDCPD
Am frühen Morgen befand sich Chicago noch in einem düsteren Dämmerungszustand, als ein dunkler GMC im Schritttempo auf dem CPD-Parkplatz rollte. Unermüdlich prasselten die schweren Wassertropfen gegen die Scheiben des Wagens und ließen die Welt außerhalb zu einer einzigen, unwirklich grauen Masse verschwimmen. Das wenige Licht der aufgehenden Sonne schien sich in den dunklen Wolkenschichten zu verlieren, die sich mit aller Kraft gegen den aufkommenden Morgen wehrten. Doch welcher Tag wäre für solch ein Wetter geeigneter als dieser?
Ein leises Seufzen ertönte vom Fahrersitz so schwach, dass es beinahe im Säuseln des Windes untergegangen wäre. Gedankenverloren starrte Jay den dichten Regenschleier an. Für eine ganze Weile saß er einfach nur da, regungslos, als wäre in seiner Welt die Zeit angehalten. Einzig die langsamen, gleichmäßigen Hebungen seines Brustkorbs ließen einen Hauch von dem erkennen, was sich gerade in seinem Inneren abspielte. Es war einfach nicht gerecht. Warum ausgerechnet sein Sohn?
“Jay?” wiederholte Erin, die ihren Partner ausnahmsweise fahren ließ, seinen Namen. Traurig schaute er in ihre Richtung. Sanft legte Erin ihre Hand auf seinen Knie und drückt leicht zu, “Heute ist ein neuer Tag. Wir werden Ethan finden. Ganz bestimmt.”
“Eine Woche, Erin. Mein Sohn ist seit einer Woche weg und wir haben keine Spur.”
“Unterschätze deinen Sohn nicht. Ethan ist stark und wartet nur darauf von dir gefunden zu werden.”
“Was ist wenn Ethan tot ist? Ben Corson… er war nur ein bisschen Älter als Ethan. Es erinnert mich alles zu sehr daran. Ich will nicht mein Sohn in einem Gebüsch finden, wo er von einem Pädophilen missbraucht und ermordet wurde.”
“Daran darfst du nicht denken.”
“Ich vermisse ihn so schrecklich. Das ist schon fast verrückt. Vor 7 Jahren hätte ich nicht gedacht, dass so ein kleiner Mensch mir so ans Herz wachsen kann.” eine einzelne Träne gefolgt von mehreren schlingelten seine Wange hinab. Noch nie sah Erin ihren Partner solche Emotionen zeigen. Doch hier geht es natürlich um seinen Sohn. Sie würde am Liebsten sofort mitheulen, aber irgendwer muss sich zusammenreißen und ihm Mut zusprechen. Sanft streichelte Erin mit ihrem Daumen seine Tränen weg.
“Er ist ein wundervoller Junge. Er kommt ganz nach seinen Dad und eben darum wird Ethan noch leben.”
CPDCPDCPD
“Eine ganze Woche! Sieben fucking Tage und wir haben keine einzige Spur!” schrie Jay wütend und schlug gegen die Infotafel, “Ein Kind löst sich doch nicht in Luft auf! Wir müssen was unternehmen!!!”
“Halstead. Beruhige dich. Wir versuchen alle, Ethan zu finde.” brummte Voight und machte eine Anspielung auf die Suchaktion, welche womöglich die größte Vermisstenfahndung war, die sie jemals in Chicago gestartet hatten. Vergebens, denn Ethan blieb spurlos verschwunden.
“Wir übersehen irgendwas! Wir müssen bei dem Kioskbesitzer oder bei dem Ex-Freund mehr druck machen.” schimpfte Jay.
“Mitchell hat ein Anwalt eingeschaltet und der Ex-Freund hat ein wasserdichtes Alibi.” sagte Antonio.
“Was ist mit dem silbernen Kleinwagenfahrer?” fragte Jay.
“Weißt du wie viele davon in ganz Chicago und Umgebung existieren? Wir haben keine genaue Beschreibung und jeder verdächtiger Fahrzeughalter haben wir abgeklappert.” sagte Mouse, “Ich habe fast jede Überwachungskamera in der Gegend und rundherum durchgesehen. Nichts.”
“Das wars also? Wir geben auf?” fragte Jay gekränkt.
“Wir werden nicht Ruhen ehe wir Ethan nach Hause gebracht haben. Nur mir sind irgendwann auch die Hände gebunden.” sagte Voight.
“Er ist Sieben. Sieben Jahre alt! Er hat sein ganzes Leben noch vor sich.” sagte Jay ruhig und verschwand in den Pausenraum.
Er seufzte auf, lehnte sich an den Küchentresen und schloss die Augen. Natürlich nur kurz, denn wenn er sie länger als ein paar Sekunden schließen würde, würde er einschlafen, das war sicher. Er schaffte es nur aus einem Grund sich so lange wachzuhalten: Adrenalin. Es schoss förmlich durch seine Adern, füllte seinen ganzen Körper, brachte seine Augen dazu weiterhin offen zu bleiben.
“Hey Mann, wie geht es dir?” fragte Antonio und goss sich neuen Kaffee in den Becher ein.
“Wie hast du das damals nur ausgehalten?”
“Gar nicht, aber die Hoffnung zählt.” sagte Antonio und nahm ein Schluck aus seinem Becher.
“Bei Diegos Entführung kam wenigstens eine Forderung, aber bei Ethan… nichts. Eine Woche lang wird er vermisst und wir haben nichts. Ich weiß noch nicht einmal ob er noch lebt.”
“Du darfst nicht aufgeben, Jay. Ich verspreche dir, wir werden früher oder später herausfinden was geschah.” munterte Antonio ihn auf, “Auch wenn bei Diego eine Forderung gab, wusste ich nicht ob er noch am Leben war. Wir wissen beide wozu diese Leute in der Lage sind.”
“Ich denke die ganze Zeit nach, was wäre wenn…”
Sofort wurde er von Antonio unterbrochen, “Das ist der falsche Weg. Mit was wäre wenn bringst du deinen Sohn nicht nach Hause.”
“Am schlimmsten ist das warten, dass ständige nichts.” flüsterte Jay, zückte sein Handy hervor und betrachtete sein Hintergrundbild, welches einen fröhlichen Jungen zeigte. Sanft strich er mit dem Daumen über den Touchscreen ohne dabei eine App zu öffnen. Er vermisste seinen Jungen sehr.
Notiz
Hi! Ich hoffe euch gefällt die Geschichte! Lg Lelemaa
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Spurlos
FanfictionEs war ein Morgen wie jeder andere, doch der Tag entwickelte sich zu einem riesen Albtraum.